29.07.2020

Darum trat Abt Beda zurück: «Das Amt hat mich belastet»

Von Christian Breitschmid

  • Der Rücktritt von Abt Beda als Vorsteher des Benediktinerklosters Muri-Gries kam für viele sehr überraschend. Erst vor zweieinhalb Jahren hatte der aus Klingnau stammende Beda Szukics dieses Amt neu übernommen.
  • Das Amt habe ihn belastet, erklärte der nunmehrige Pater Beda gegenüber Horizonte, darum fühle er sich jetzt befreit, wenn auch traurig, dass er nicht erreicht habe, was er wollte.

 

Am 29. Juni teilte das Benediktinerkloster Muri-Gries in Bozen (I) in einer kurzen Medienmitteilung überraschend mit, dass Abt Beda Szukics sein Amt als 60. Abt und 11. Prior des Konvents niedergelegt habe. Bis zur Wahl seines Nachfolgers noch in diesem Herbst stehe Pater Otto Grillmeier dem Kloster als Administrator vor. Als Anlass für den Rücktritt von Abt Beda nach nur zweieinhalb Jahren im Amt wurden in der Medienmitteilung «persönliche Gründe» angegeben. Auch das Zitat, das in der Mitteilung steht, gibt keine genaueren Hinweise auf die wahren Gründe für Abt Bedas harten Entscheid: «Ich möchte den Weg der klösterlichen Gemeinschaft unterstützen und die weitere Entwicklung des Klosters mittragen und begleiten. Es ist mein Wunsch, wieder vermehrt für den Schweizer Teil unseres Klosters da zu sein.»

Gelöster Eindruck am Telefon

Ob wohl doch das Heimweh nach Sarnen für den Entscheid von Abt Beda mitverantwortlich war? Immerhin hat da seine Laufbahn als Benediktinerpater begonnen. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1986 war Beda Szukics als Religionslehrer im Kollegi Sarnen tätig. Zudem amtete er als Ökonom und Bibliothekar der Gemeinschaft, die ihn 1991 zum Subprior und 2009 zum Prior wählte. Im Interview, das Abt Beda zu Weihnachten 2017 mit der Schweiz am Sonntag führte, sagte er: «In den letzten 30 Jahren ist Sarnen meine Heimat geworden. Das ist bisher die längste Zeit in meinem Leben, in der ich an einem Ort war.»

Horizonte wollte es genauer wissen und hat Pater Beda mitten in seinen Ferien erreicht. Am Telefon machte der Ordensmann einen sehr gelösten Eindruck. Auf die Frage nach dem Heimweh antwortete er: «Das Heimweh war an einem kleinen Ort. Ich habe Sarnen als Abt ja weiter betreut und versucht, einmal im Monat dort zu sein.»

«Es hat mir nicht gut getan»

Was war es also dann, das ihn dazu bewogen hat, sein Amt vorzeitig niederzulegen? Pater Beda überlegt kurz und sagt dann: «Es hat mir einfach nicht gut getan. Ich musste merken, dass ich die Voraussetzungen dafür zu wenig habe.» Gescheitert ist Abt Beda seiner Einschätzung nach an Projekten, die er nicht zum Laufen brachte und am Kontakt und Austausch mit seinen Brüdern, den er nicht richtig pflegen konnte. «Ich hatte mir vorgenommen, neue Projekte zu entwickeln, um uns als Gemeinschaft neu auszurichten. Das sollte unser Beitrag für die Kirche in der Zukunft werden. Das wollte ich in Gang bringen. Aber ich wurde damit nicht von allen Brüdern gut aufgenommen.»

Die vergangenen zweieinhalb Jahre hätten ihm schwer auf der Seele gelegen, sagt Pater Beda: «Dieses Nicht-Vorwärtstreiben meiner Projekte war das Schwerste. Die vielen Verpflichtungen, die ich als Abt hatte, waren nicht einmal das Schlimmste. Es war das Amt selber, das mich belastet hat.»

«Befreit und gleichzeitig traurig»

Im Interview mit der Schweiz am Sonntag hat Beda Szukics in Bezug auf die aussterbenden Klostergemeinschaften gesagt: «Ich finde, auch ein guter Schluss ist etwas Gutes.» Ist denn der Schluss, den seine Karriere als Abt gefunden hat, für ihn ein guter? «Nein, das ist sicher kein guter Schluss – aber ein notwendiger. Ich wurde für zwölf Jahre gewählt und habe nach gut zwei Jahren aufgegeben. Das ist nicht gut. Aber mir war am Ende auch körperlich unwohl. Das war eine sehr intensive, schwierige Zeit. Ich habe zwar auch positive Erfahrungen dabei gemacht, aber jetzt spüre ich eine grosse Erleichterung. Ich fühle mich befreit und gleichzeitig traurig, weil ich nicht das erreicht habe, was ich wollte.» Seine Mitbrüder hätten jedenfalls Verständnis gezeigt, als er ihnen seinen Rücktritt erklärt habe. «Auch wenn sie dadurch in eine schwierige Situation kamen, so konnten sie meinen Entscheid doch nachvollziehen.»

Zurück nach Sarnen?

Die Regel des Ordens sieht vor, dass nach einem Rücktritt innerhalb von drei Monaten ein neuer Abt gewählt werden muss. Das ist für die immer kleiner werdende Gemeinschaft von Muri-Gries, zu der auch das Kloster Muri im Freiamt und das Kollegium Sarnen gehören, keine leichte Aufgabe. Organisieren muss die Abtwahl der interimistische Administrator, Pater Otto Grillmeier. Auf die Wahl seines Nachfolgers hat Pater Beda nicht mehr und nicht weniger Einfluss als seine Mitbrüder. So kann er auch keinen Hinweis darauf geben, wer dafür wohl in Frage käme.

Aber wer auch immer als Abt von Muri-Gries folgt, Pater Beda hat aus eigener Erfahrung einen guten Rat für ihn: «Bleib im Gespräch mit deinen Mitbrüdern! Das ist bei mir zu kurz gekommen.» Seit seinem Rücktritt lebt der vormalige Abt Beda nun als Pater Beda weiter im Kloster Muri-Gries. Aber sobald sein Nachfolger gewählt ist, wird er mit ihm das Gespräch suchen, denn er hat einen grossen Wunsch: «Ich würde sehr gerne nach Sarnen zurückkehren und da wieder die Leitung übernehmen.»

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