21.09.2017

Salve Regina

Von Marie-Christine Andres Schürch

Im Mai gedenken Katholiken der Mutter Jesu als Inbegriff des neuen Lebens. Horizonte nimmt den Marienmonat zum Anlass, die Orte der Marienverehrung im Aargau vorzustellen.

Fatima-Kapelle in Schupfart

Am 13. Mai 1917 erlebten drei Hirtenkinder beim portugiesischen Dorf Fátima eine Marienerscheinung, die sich mehrere Male, jeweils am 13. des Monats, wiederholte. Fátima ist der bedeutendste Wallfahrtsort Portugals und einer der wichtigsten der römisch-katholischen Kirche. Als im Jahr 1953 eine Kopie des Gnadenbildes von Fatima von Pfarrei zu Pfarrei wanderte, kam sie auch nach Schupfart. Im Dorf hatte man ursprünglich eine Lourdesgrotte bauen wollen, kam nun aber auf die Idee, eine Fatima-Kapelle zu errichten. Im Kapelleninneren ist die Erscheinungsszene von Fatima nachgestellt. Die gekrönte Marienstatue ist eine Kopie des Gnadenbildes Unserer lieben Frau von Fatima und an der Wand sind die Hirtenkinder als Sgraffiti dargestellt. In der Kapelle finden Andachten und Gottesdienste zu Marienfesten statt.

Lourdes-Grotte Leuggern

Im Jahr 1858 erschien der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous in einer Grotte in Lourdes wiederholt die Mutter Gottes. In der Folge wurde der Ort in Südwestfrankreich zu einem der meistbesuchten Wallfahrtsorte weltweit. In der Schweiz entstanden in den Jahrzehnten nach der Marienerscheinung in vielen katholischen Pfarreien Nachbildungen der Lourdesgrotte. 22 solcher Andachtssätten gibt es im Aargau, die Hälfte davon im Fricktal. Die Lourdesgrotte bei Leuggern wurde im Jahr 1929 eingeweiht. Die Erbauer übernahmen die exakten Masse der Massabielle-Grotte in Lourdes. Im Marienmonat Mai herrscht in Leuggern Hochbetrieb. Gläubige aus der Region und weit darüber hinaus kommen zu Andachten und Gottesdiensten. Jeweils am Muttertag treffen sich über tausend portugiesisch sprechende Katholiken aus der ganzen Schweiz zum festlichen Gottesdienst zu Ehren der Heiligen Gottesmutter von Fátima.

Wallfahrtskapelle Jonental

Die idyllisch gelegene Kapelle am Ufer des Jonenbachs gehört zu den wichtigsten Marienwallfahrtsorten im Aargau. Eine Marienerscheinung führte zum Bau der Kapelle. Im Traum erschien Maria einem jungen Ziegenhirten und gab zu verstehen, dass sie künftig an dieser Stelle verehrt werden möchte. Die Ursprünge der Kapelle liegen im 14. Jahrhundert, der heute noch existierende Bau entstand im 18. Jahrhundert. Im Hauptaltar befindet sich ein Gnadenbild der Muttergottes von 1530. Früher vertrauten sich hier vor allem Mütter «in Kindsnöten, wenn alle natürlichen Mittel nichts helfen wollten», der Mutter Gottes an. Ledige baten um einen guten Ehepartner. Heute finden jeden Sonntag im Mai Maiandachten statt. Beliebt ist die Kapelle auch bei Hochzeitspaaren.

Loretokapelle Muri

Die Loretokapelle in der Klosterkirche Muri ist eine von vier Loretokapellen im Aargau. Die italienische Stadt Loreto verdankt ihren Ruhm der Basilika, in der das Geburtshaus von Maria bewahrt wird. Dieses soll der Legende nach von Engeln übers Meer getragen worden sein. Von Papst Johannes Paul II als das wahre Herz des Marienkults bezeichnet, ist Loreto eines der wichtigsten katholischen Pilgerziele. Die Kapelle in Muri ist aber nicht nur Ort der Marienverehrung, sondern auch Familiengruft der Habsburger. In einem Schrein unter dem Marienaltar befinden sich die Herzurnen des österreichischen Kaiserpaars, weitere Mitglieder der Kaiserfamilie sind hier begraben. Nachdem das Geschlecht in Folge der Revolution von 1918 aus Österreich vertrieben worden war, wurde im Jahr 1970 die Loretokapelle in Muri als neue Grabstätte eingeweiht.

Kapelle Mariawil, Baden

Um 1600 baute Hans Kappeler im zwei Kilometer vor Baden gelegenen Oberwil eine kleine Marienkapelle. Der Anlass zum Bau der heutigen Kapelle falle in die Zeit des Ersten Villmergerkrieges 1656, als sich reformierte und katholische Eidgenossen bekämpften, schreibt Linus Hüsser, Historiker und Mitautor des Buches «Kapellen im Aargau». In den 1760er-Jahren erhielt die Kapelle ihre heutige Gestalt. Die stattliche Grösse der Kapelle erklärt sich dadurch, dass sie bis ins 20. Jahrhundert vor allem als Wallfahrtsort diente. Ziel der Pilger war die Madonna in der Nische des Hochaltars. Heute kommen vor allem im Marienmonat Mai Gläubige aus den umliegenden Pfarreien für Maiandachten, nach wie vor besuchen aber auch Einzelpilger Mariawil. Dank der Gemeinschaft der Redemptoristen im Nachbargebäude finden in der Kapelle täglich Gottesdienste statt. Auch sind seit 2016 die Maiandachten neu belebt worden und erfreuen sich wieder grosser Beliebtheit.


Weitere Lourdesandachtsstätten im Aargau befinden sich in 
Böbikon, Besenbüren, Boswil, Eiken, Freienwil, Frick, Friedlisberg bei Rudolfstetten, Gansingen, Hermetschwil, Hornussen, Kaisten, Mumpf, Sulz bei Künten, Sulz (Laufenburg), Tägerig, Villmergen, Waltenschwil, Wegenstetten, Wittnau, Zuzgen.  Weitere Aargauer Loretokapellen befinden sich in Mägenwil, auf dem Achenberg bei Klingnau und in Leibstadt. 

Alle Aargauer Marienandachtsstätten auf einen Blick: Marienwallfahrt im Aargau – Karte

Umfassende Informationen zu den einzelnen Kapellen finden Sie auf www.aargauerkapellen.ch

 

 

 

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