02.12.2015

Schenken, aber bitte fair

Von kath.ch / mca

Alarm kurz vor Weihnachten: Jedes zweite in der Schweiz verkaufte Spielzeug stammt aus China, wo es unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wurde. Dies besagt eine Studie, die von Solidarsuisse in Auftrag gegeben wurde. Das Hilfswerk lanciert deshalb eine Kampagne, welche die Markenhersteller in die Pflicht nehmen will.

Zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken gehört laut einer Umfrage von Solidarsuisse Lego, ebenfalls unter den ersten fünf Rängen sind Puppen und Modelleisenbahnen. Etwa die Hälfte der in der Schweiz verkauften Spielwaren stammt gemäss Umfrage aus China, beispielsweise Plüschtiere von Hasbro, Disney-Figuren oder die Hot-Wheels-Modelleisenbahn von Mattel. Diese Spielzeuge würden unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt, so die Nichtregierungsorganisation, die von Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz getragen wird. Arbeitnehmende müssten in den Spielzeugfabriken an sechs Tagen pro Woche bis zu elf Stunden täglich arbeiten, zudem seien sie oft zu wenig geschützt, wenn sie mit gefährlichen Chemikalien hantierten. Die Arbeiterinnen und Arbeiter hätten keine Wahl, denn ohne Überstunden reiche der Lohn nicht zum Leben.

Es existiert kein Label
Der internationale Spielwarenverband wälze Verantwortung und Preisdruck jedoch auf die chinesischen Hersteller ab. Damit förderten Hersteller wie Mattel, Disney oder Hasbro die schlechten Arbeitsbedingungen, so Solidarsuisse. «Leider existiert bis heute kein Label, das den Kaufentscheid erleichtern würde», sagte Simone Wasmann, Kampagnenverantwortliche bei Solidarsuisse.

Bereit, für Fair-Trade mehr zu bezahlen
Laut der Umfrage sind 80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer bereit, für ein Fair Trade-Label bei Spielwaren mehr zu bezahlen, und zwar je nach Einkommen bis zu 15 Franken, wie Simone Wasmann gegenüber kath.ch ausführte.

Appell online unterschreiben
Solidarsuisse fordert nun in einem Appell, der online unterschrieben werden kann, dass Markenhersteller in ihrer Lieferkette faire Arbeitsbedingungen garantieren. Vom Spielzeugverband Schweiz fordert das Hilfswerk existenzsichernde Löhne für die Fabrikarbeiter in China, Kontrollen, welche die Einhaltung des chinesischen Arbeitsrechts gewährleisten, Aufklärung der Arbeiter über ihre Rechte sowie unabhängige Beschwerdeinstanzen. Darüber hinaus soll Transparenz gegenüber den Schweizer Kundinnen und Kunden gewährleistet werden.

Schweizer Spielwarenverband zeigt sich offen
Da Labels wie Max Havelaar bisher ausschliesslich Aussagen über genutzte Rohstoffe, Schadstofffreiheit und die Einhaltung von Umweltstandards machten, gebe es bis heute keines für Spielwaren. Laut Simone Wasmann wäre es durchaus wünschenswert, ein solches Label zu schaffen. Dennoch sollten sich auch die grossen Markenfirmen um die Einhaltung gewisser Standardwerte kümmern. Der Schweizer Spielwarenverband etwa habe bereits reagiert und zeige sich offen für die Frage, wie man bei Markenfirmen gemeinsam Druck machen könne, erklärte Simone Wasmann gegenüber kath.ch.

Beim Kauf nachfragen
Solange keine Transparenz herrscht, empfiehlt das Hilfswerk Solidarsuisse, beim Kauf von Spielsachen nach den Produktionsbedingungen zu fragen und Familienmitglieder und Bekannte auf die Problematik aufmerksam zu machen.

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