06.05.2023

Vereidigungstag mit Frühmesse eröffnet
Schweizerpsalm im Petersdom

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Der Vereidigungstag der neuen Schweizergardisten beginnt traditionell mit einer Frühmesse in der Petersbasilika.
  • Prominenz aus dem Gastkanton Aargau, aus Kirche, Politik und der Schweizer Armee feierte am vergangenen Samstag, 6. Mai, den Gottesdienst mit Kardinal Kurt Koch und den angehenden Gardisten.
  • Der Projektchor verlieh der Feier eine individuelle Note.

Mütter, Väter, Geschwister und Freunde der jungen Gardisten hatten bereits in der riesigen Kirche Platz genommen. Dann betraten die Regierungs- und Kirchenräte des Kantons Aargau, mehrere National- und Ständeräte und Bundesrätin Viola Amherd die Petersbasilika durch den Hintereingang. Traditionellerweise findet am Morgen der Vereidigung eine Messe in der Petersbasilika statt.

Drei Schweizergardisten präsentierten unter der Kuppel der grössten Kirche der Christenheit die Gardefahne, die am Abend bei der Vereidigung im Mittelpunkt stehen wird. Dann marschierten im Takt des Trommelschlags die 23 Rekruten durch den Mittelgang bis vor das Grab des Heiligen Petrus.

Dann folgten die kirchlichen Würdenträger: die Bischöfe Felix Gmür, Markus Büchel, Benno Elbs und Weihbischof Josef Stübi. Nach den Grussworten des Kaplans der Päpstlichen Schweizergarde, Kolumban Reichlin, eröffnete Kardinal Kurt Koch die Heilige Messe.

Luc Humbels Wunsch für den Papst

Zusammen mit den Eltern der angehenden Gardisten und der Delegation des Aargauer Regierungsrates wurde auch Kirchenratspräsident Luc Humbel nach der Frühmesse am Samstag, 6. Mai, von Papst Franziskus empfangen. Der Papst sei von einem Gast zum nächsten gegangen und da habe er die Gelegenheit gehabt, kurz mit Franziskus zu sprechen, berichtete Luc Humbel nach der Audienz. «Ich habe dem Papst gesagt, ich wünsche ihm viel Kraft, sich für die Gleichberechtigung der Frauen einzusetzen. Und er gab mir die Antwort ‚ich habe es gehört und nehme es mit‘.» Die Konversation fand auf Italienisch statt, so konnte Humbel sichergehen, dass der Papst ihn verstand. Mit dem Wunsch an den Papst konnte der Kirchenratspräsident eine zentrale Forderung des synodalen Prozesses in der Schweiz an höchster Stelle anbringen.

Priorin Irene rettete den Chor

Die Planung der musikalischen Gestaltung bot Überraschungen bis zuletzt. Der zu Beginn vom Kanton Aargau vorgesehene Chor entpuppte sich als zu klein für die riesige Kirche. Die Dimensionen der Petersbasilika sind enorm: sie ist 15’000 Quadratmeter gross und bietet Platz für 60’000 Menschen.

Erst Mitte Januar begann sich auf Initiative von Priorin Irene Gassmann ein neuer Chor zu formieren. Die Priorin des Klosters Fahr kontaktierte Franziska Senn, die Präsidentin der Kirchenmusikschule Aargau. Zusammen machten sie sich auf die Suche nach Mitgliedern für einen Projektchor: «Gefragt waren solide Sängerinnen und Sänger, die die Musikstücke anhand der Noten allein zu Hause üben können», sagte Franziska Senn. Am Anfang lief die Rekrutierung von Sängerinnen etwas schleppend, dann ging es plötzlich rasant schnell und am Schluss mussten sogar Absagen erteilt werden.

Aus verschiedenen Aargauer Chören fanden am Ende 50 Leute zusammen, die unter der Bezeichnung «Chor der Römisch-Katholischen Landeskirche» die Messe musikalisch gestalteten. Zwei gemeinsame Proben mussten zur Vorbereitung genügen. Am Vorabend der Messe durfte der Chor eine halbe Stunde im Petersdom proben. Priorin Irene Gassmann war im Vorfeld jedoch zuversichtlich und sagte: «Es ist ja kein Konzert, sondern eine Liturgie.»

Josef Stübi, der neue Weihbischof im Bistum Basel, während des Friedensgrusses in der Messe im Petersdom. | Foto: Marie-Christine Andres

Mehrsprachige und vielfältige Messe

Eric Maier, Kirchenmusiker in Würenlos und Wettingen und Regionalkirchenmusiker des Bistums Basel leitete den Chor. Die Lieder für die Feier mussten mehrsprachig sein, darum hat er Taizé-Lieder gewählt. «Ich wollte keine einheitliche Messe machen, sondern ein buntes Programm, weil der Anlass mehrsprachig und vielfältig ist.» Nach der Messe zeigten sich die Sängerinnen und Sänger gelöst und zufrieden. Zwar sei das Singen nicht einfach gewesen, weil in der grossen Kirche die Klänge zeitverzögert zu hören seien. Doch die geübten Sängerinnen und Sänger achteten genau auf ihren Dirigenten und meisterten ihre Aufgabe sehr gut.

An der Orgel spielte Nadia Bacchetta. Die Organistin der Stadtkirche Solothurn hatte zusammen mit dem Akkordeonisten Sven Angelo Mindeci bereits am Freitagabend bei der Vesper gespielt. Auch bei der Frühmesse am Samstag hätten die beiden Musiker zusammen spielen sollen. Doch wie kath.ch am Freitag berichtete, wurde das Duo im letzten Moment gestoppt: Der Zeremonienmeister hatte kommuniziert, dass das Akkordeon im Petersdom nicht geduldet sei. Eine riesige Enttäuschung. «Dies nach einem ganzen Jahr Planung und Vorbereitung», sagt Nadia Bacchetta. Dennoch freute sie sich auf die Aufgabe und begleitete während der Messe den Chor.

Franziska Senn, die Präsidentin des Kirchenmusikverbandes Kanton Aargau (re) mit drei Sängerinnen des Projektchors. | Foto: Marie-Christine Andres

«So wahr mir Gott helfe»

Kardinal Kurt Koch nahm Bezug auf die Eidesformel, mit der die Gardisten später am Tag ihre Treue bezeugen werden: «So wahr mir Gott helfe» bedeute, dass Jesus nicht nur eine Erinnerung an einen Menschen sei, der vor 2000 Jahren gelebt habe. Wer glaube, dass Jesus Gottes Sohn sei, für den könne Jesus das wahre Licht des Lebens sein. Und dies zu bezeugen, mache die wahren Christen aus. Es ginge darum zu beten, dass das Reich Gottes komme und dass Gott in der Welt gross und sichtbar werde, sagte der Kardinal in seiner Predigt.

Die Feier schloss mit dem Schweizerpsalm in drei Landessprachen.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.