23.03.2014

Sie sind uns lieb und teuer

Von Horizonte Aargau

Tiere: Wir streicheln und essen sie. Einerseits verarbeiten wir Tiere in Schlachtfabriken zu Nahrungsmitteln, andererseits verhätscheln wir unsere Haustiere. Rund 1,35 Millionen Katzen und eine halbe Million Hunde leben als Haustiere in der Schweiz. Was bedeuten uns diese Tiere? Anne Friedrich ist Krankenschwester und Hundebesitzerin; Donat Inauen ist Tierarzt. Ein Interview.

Frau Friedrich, warum haben Sie einen Hund?
Anne Friedrich: Ich wollte schon immer einen Hund. Zum Gernhaben, zum Spazieren gehen und als Gesellschaft. Ein Hund ist gesund für mich. Zwei- bis dreimal täglich gehe ich mit ihm spazieren. Sonst käme ich viel weniger an die frische Luft. Zudem lernst du mit einem Hund oft andere Menschen kennen, man kommt immer wieder ins Gespräch. Ich habe so neue Freunde kennen gelernt. Manche dieser Freundschaften halten schon über zwanzig Jahre

Herr Inauen, Sie haben eine Tierarztpraxis. Stimmt es, dass wir heutzutage unsere Haustiere immer stärker «vermenschlichen»?
Donat Inauen: Das sehe ich schon als problematisch an. Hinzu kommt ihre Nahrung aus Büchsen. Und dann die Tierhaltung. Das Tierschutzgesetz sieht vor, dass Katzen, Hamster und Pferde nicht alleine gehalten werden dürfen. Ist es aber sinnvoll, zwei Katzen in einer Wohnung zu halten?

Frau Friedrich, was bedeutet Ihnen Ihr Hund?
Anne Friedrich: In einer gewissen Art ist er ein Partner. Aber er ist ein Tier und muss auch eines bleiben dürfen. Mein Hund ist sehr wichtig für mich. Ich spreche mit ihm und habe das Gefühl, dass er mich versteht. Trixie merkt, wenn es mir nicht gut geht. Sie tröstet mich und bringt mich oft zum Lachen. Ausserdem passt sie auf mich auf – sie würde mich im Notfall verteidigen, da bin ich sicher.

Herr Inauen, diese enge Beziehung der Menschen zu ihren Haustieren. Wie erleben sie die in Ihrem Praxisalltag?
Donat Inauen: Die Kleintiermedizin hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark entwickelt. Die Behandlungsmethoden und chirurgischen Eingriffe sind heute ähnlich wie in der Humanmedizin. Viele Tierbesitzer fordern aber gerade diese Möglichkeiten, die ihnen selber geboten werden, auch für ihre Tiere. Also beispielsweise Chirurgie bei Kreuzbandriss, Tumortherapie, Behandlung von Diabetes, Physiotherapie und Komplementärmedizin. Allerdings kann nicht die Lebenserhaltung um jeden Preis das Ziel sein, sondern die Erhaltung der Lebensqualität.

Sind unsere Tierschutzauflagen ausreichend?
Donat Inauen: Der Tierschutz in der Schweiz ist gesellschaftlich und politisch breit akzeptiert. Dennoch müssten Tierschutzorganisationen pointiert auftreten, um weitere Verbesserungen zu erzielen. Gerade im häuslichen Bereich können Missstände auftreten. Auf dem Nutztiersektor gibt es Fortschritte dank der teilweise grossen finanziellen Aufwendungen der Landwirte. Die Konsumentinnen und Konsumenten sehen aber oft zuerst auf den Preis. Das ist verheerend für diese Bemühungen. Eine gute Tierhaltung kostet aber, das lässt sich nicht ändern.

Christiane Faschon/acm/aj

Themen Ethisches
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