10.07.2017

Sommertage vor dem Cheminée

Von Marie-Christine Andres Schürch

Gut möglich, dass die Kölliker Maria gerade die spannendsten Monate ihres Lebens durchmacht. Und das, obwohl sie schätzungsweise 650 Jahre alt ist. Vor elf Monaten hat die Statue ihr Zuhause in der katholischen Kirche Kölliken wegen Bauarbeiten verlassen. Seither tourt sie durch die Pfarrei und ist bei den verschiedensten Menschen zu Gast. Die letzten Tage verbrachte die Kölliker Maria in der Kapelle Namen Jesu in Schenkon. Nun zieht sie in die kleine aber feine Wohnung von Astrid und Hansruedi Nideröst in Schöftland.

Claudio Tomassini: Gespräche unter Müttern

Dank eines Zufalls fanden Claudio Tomassini und die Kölliker Maria zueinander. Der Gemeindeleiter von Sursee nutzte die Gunst der Stunde und brachte die Kölliker Maria in der Kapelle Namen Jesu in Schenkon unter. Dort steht bereits eine Marienstatue. Zwei Marias in einer Kapelle – eine ungewöhnliche Konstellation.

Claudio Tomassini, Sie haben den Festgottesdienst zum Kapellenjubiläum mit zwei Marias gefeiert. Wie haben Sie die Feier erlebt?
Claudio Tomassini: Es war sehr interessant, eine Bereicherung. Es waren ja nicht nur zwei Marias anwesend, sondern auch zwei Jesuskinder. Deshalb konnte ich gut auch zu den Kindern sprechen, die am Gottesdienst teilnahmen. Aber nicht nur sie, sondern alle Gottesdienstbesucherinnen und –besucher zeigten grosses Interesse an unseren Gästen.

Blieb Maria auch nach der Feier in der Kapelle?
Ja. Sie blieb mehrere Tage dort. Ich stellte sie in die Nähe der anderen Maria, so dass sie beieinander sein konnten. Wer weiss, was die beiden Frauen einander zu erzählen hatten!

Hat die Anwesenheit Marias in der Kapelle etwas bewirkt?
Ich glaube, es sind mehr Leute als sonst in die Kapelle gegangen. Jedenfalls habe ich gemerkt, dass bei den zwei Marienstatuen immer Kerzen gebrannt haben, deutlich mehr als üblich. Die ungewöhnliche Konstellation mit zwei Marias übte durchaus Anziehungskraft auf die Pfarreiangehörigen aus.

Astrid und Hansruedi Nideröst: Nur Aufstellen reicht nicht

Nach der Wort-Gottes-Feier machen sich Claudio Tomassini und Hansruedi Nideröst an der Holzkiste zu schaffen. Vorsichtig wollen sie die Maria hineinlegen, doch der Kopf der Statue steht am Kistenrand an, es klemmt. Mit etwas Zirkeln landet Maria schliesslich wohlbehalten in ihrer Transportkiste und dann auf dem Autorücksitz von Astrid und Hansruedi Nideröst.

Astrid und Hansruedi Nideröst, Maria ist bei Ihnen sozusagen in den Sommerferien.
Astrid Nideröst: Genau. Da wir die Ferien mehrheitlich zu Hause verbringen, trifft sich das gut. Natürlich werden wir mal zwei, drei Tage weggehen, aber in Kölliken in der Kirche war Maria ja oft auch «alleine zu Hause». Ausserdem haben wir noch zwei weitere Marienfiguren zu Hause, eine im Schlafzimmer und eine in der Stube an der Wand. Die Maria aus Kölliken stellen wir vors Cheminée. Unsere Wohnung ist halt eher klein.

Welche Beziehung haben Sie zu Maria?
Astrid Nideröst: Wir pflegen eine gute Beziehung zur Kirche, singen beide im Kirchenchor. 25 Jahre lang habe ich Werktags-Wortgottesdienste gestaltet. Gerade heute fand hier in Schöftland meine letzte Feier statt. In der Kirche verkörpert Maria für mich das weibliche Element, die weiblichen Eigenschaften, die wir Gott ja auch zuschreiben.

Was erhoffen Sie sich vom Aufenthalt der Maria?
Astrid Nideröst: Mit dem Aufstellen der Figur ist es ja nicht getan, Maria tut nichts von alleine, man muss selber etwas organisieren. Ich habe vor, eine kleine Andacht bei uns zu Hause zu feiern, zu der ich ein paar Leute einlade. Und den Rest lassen wir auf uns zukommen.
Hansruedi Nideröst: Bei uns zu Hause wird Maria nochmals etwas Neues sehen. Ich sammle Lithografien und Gemälde von Fritz Hug und besitze etwa 300 Werke. An unseren Wänden kann Maria etwa hundert davon bewundern.

 

 

 

 

 

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