31.03.2014

Taufe - das Fundament des Glaubens

Von Horizonte Aargau

Im Wasserschloss der Schweiz, am Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat liegt die Gemeinde Gebenstorf. Vielleicht ist es kein Zufall, dass in der katholischen Kirche von Gebenstorf ein besonderes Taufbecken steht: eines mit Wasserhahn.

Begrüsst Gemeindeleiter Andreas Zimmermann eine Familie zur Taufe, dreht er den Hahn auf und lässt das Wasser ins Becken fliessen. Das Plätschern füllt dann die Kirche und macht den Versammelten sinnlich bewusst, dass Wasser lebendig ist und lebendig macht.

Tod und Auferstehung
«Taufen», auf Griechisch «baptizein» bedeutet eigentlich «eintauchen». Das Eintauchen ins Wasser versinnbildlicht Tod und Auferstehung. Wasser ist denn auch eines der ersten Stichworte, die jungen Eltern zum Thema Taufe einfallen. Dicht darauf folgen die Begriffe Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Tradition. «Wir sind beide christlich erzogen worden und möchten unseren Kindern diesen Glauben weitergeben», sagt eine dreifache Mutter, die sich in der Kirche engagiert. Doch auch kirchenfernere Paare scheinen sich häufig auf ihren christlichen Glauben zu besinnen, wenn sie Eltern werden. In Deutschland zum Beispiel kommen auf vier Geburten mit wenigstens einem katholischen Elternteil fast drei katholische Taufen. Wie das Statistische Bundesamt festhält, ist diese Zahl seit Jahrzehnten stabil. In der Schweiz existiert keine solche Erhebung, die Situation dürfte sich aber ähnlich präsentieren.

Weg öffnen
Viele nehmen Religion und Kirche als Möglichkeit wahr, im Leben Halt zu finden und wollen ihrem Kind diesen Weg offenhalten, auch wenn sie selber sich von der Kirche entfernt haben. «Die Taufe ist Bestandteil unserer Religion – wenn sich unsere Kinder später für etwas anderes entscheiden, soll es so sein. Aber mit der Taufe haben wir mal einen Grundstein gelegt.», erklärt eine Mutter den Entscheid für die Taufe. Als Kern der Taufe in den christlichen Kirchen gilt der einfache Satz: «Ich taufe dich im Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes.» Die Taufe als fundamentales Sakrament gliedert den Täufling in die Kirche ein und öffnet ihm den Zugang zu den weiteren Sakramenten.

Vertrauen vermitteln
Einer, der erst seit wenigen Wochen die «Lizenz zum Taufen» hat, ist Marcus Hüttner. Ab 1. November 2013 amtet er als Gemeindeleiter ad interim in der Pfarrei Zurzach. Seine Tauferlaubnis ist vorerst ein Jahr gültig und an vier Kirchgemeinden im Pfarreienverband gebunden. Dass die Nachfrage nach der Taufe gross ist, zeigt die Tatsache, dass Marcus Hüttner bereits fünf Tauftermine im Kalender stehen hat und auch schon erste Erfahrungen in Taufgesprächen gesammelt hat. «Der erste Schritt geht von den Eltern aus und da gibt es alles – von der Mutter, die mit bereits ausgefüllten Formularen vorbeikommt, bis hin zu Paaren, die sich vorsichtig erkundigen, ob sie sich mal über die Taufe informieren könnten.», stellt Marcus Hüttner fest. Das Treffen mit dem Vertreter der Kirche, sei es Priester oder Pastoralassistent, ist für manche Eltern der erste direkte Kontakt zur Kirche seit langem. Entsprechend wichtig ist es, dass der Seelsorger im Gespräch auf die Fragen und Unsicherheiten der Eltern eingeht. Offizielle Dokumente und ein grobes Raster des Gottesdienstablaufs bereitet der Taufspender vor, alles Weitere ergibt sich aus dem Gespräch. «Vor kurzem wollte ein junger Vater zuerst einmal wissen, was denn Taufen genau bedeute, und ich versuchte einen kurzen Abriss über die Geschichte und Bedeutung der Taufe», sagt Marcus Hüttner. «Das Taufgespräch ist eine gute Gelegenheit, den Eltern Glaube und Kirche wieder näher zu bringen.» Manches junge Elternpaar zeigt sich positiv überrascht vom Kontakt mit dem kirchlichen Vertreter: «Bei uns kam der Pfarrer zu Besuch und unterhielt sich mit uns über Familie, Erziehung und auch über persönliche Erlebnisse mit der Kirche. Es war ein schöner, lustiger, ungezwungener Abend und es wurde viel davon in den Taufgottesdienste eingebracht.», erinnern sich junge Eltern an das Taufgespräch.

Symbole verstehen
Damit Eltern und Verwandte die Taufe verstehen können, erklärt Marcus Hüttner beim Taufgespräch die einzelnen Handlungen und Symbole der Taufe: «Wasser, Chrisamöl, Taufkerze: ich verknüpfe die einzelnen Elemente mit ihrem Sinn.» Ob Marcus Hüttner bei den Leuten vorbeigehen soll oder sie zu ihm ins Pfarrhaus kommen wollen, überlässt er ihnen. Ebenso, ob sie das Kind in einer eigenen Feier oder im Rahmen eines Gottesdienstes in der Gemeinde feiern möchten. «Die Tendenz geht aus meiner Sicht eher in Richtung separate Feier im Familienkreis.», stellt er fest. Taufe bedeutet Aufnahme des kleinen Kindes in den Kreis der Kirche. Wesentliches Element der Tauffeier ist die Gemeinschaft, weshalb sie nicht zu Hause, sondern immer in einer Kirche oder Kapelle stattfinden. Besonders gut kommt diese Zugehörigkeit zum Ausdruck, wenn die Taufe im Gemeindegottesdienst gefeiert wird. Und aus diesem Grund wird die Taufe auch im Pfarreiblatt vermeldet.

Bedingungslose Liebe
In den ersten Jahrhunderten der Christenheit wurden erwachsene Menschen getauft, die sich zum Glauben bekennen konnten. Erst später wurde dazu übergegangen, Kleinkinder zu taufen. In der Säuglingstaufe wird sichtbar, dass Gott den Menschen seine Liebe schenkt, noch bevor sie sich diese durch eine eigene Leistung verdienen. Das deckt sich mit der Grundaussage des christlichen Glaubens: Gott liebt bedingungslos. Diese Gewissheit berührt und beruhigt. So sagt die Mutter über die Taufe ihres acht Monate alten Sohns: «Mein liebster Satz war: ‚mit der Taufe akzeptiert dich die Kirche so, wie du bist, mit deinen Stärken, aber auch mit deinen Schwächen’.»

Entscheiden als Argument
Bei der Taufe eines Säuglings bleibt vorläufig offen, welche Antwort der getaufte Mensch auf die von Gott geschenkte Liebe geben wird. «Mit der Taufe stecken die Eltern einen Rahmen und geben dem Kind die Möglichkeit in den Glauben hineinzuwachsen, und später über den weiteren Weg selber zu entscheiden.», hält Marcus Hüttner fest. Der oft zitierte Satz, man wolle das Kind später selber über seine Religion entscheiden lassen und verzichte daher auf eine Taufe, ergibt für ihn keinen Sinn. «Man kann sich nur für oder gegen etwas entscheiden, das man kennt.» Weil Kleinkinder aber noch nicht verstehen und bekennen können, ist eine wichtige Voraussetzung für die Taufe, dass die Eltern und Paten gewillt sind, das Kind auf dem religiösen Weg zu begleiten.

Gegenseitige Taufanerkennung
Mit der Taufe binden die Eltern ihr Kind in eine Gemeinschaft ein, in eine Art «globales Zuhause», wie eine junge Mutter es nennt. Die meisten Väter und Mütter halten es für einfacher für ihr Kind, später allenfalls aus der Kirche auszutreten, als ganz «ohne Orientierung» dazustehen. Das stimmt insofern, als ein Wiedereintritt in die Kirche, wenn man getauft ist, einfacher erfolgen kann, als ein kompletter Neueintritt, bei dem dann meist Taufe, Erstkommunion und Firmung kombiniert werden. Der Konfessionswechsel innerhalb verschiedener christlicher Kirchen ist ohne Neu-Taufe möglich: schon 1973 haben der Evangelische Kirchenbund, die Römisch-Katholische Bischofskonferenz und die Christkatholische Kirch in der Schweiz eine gegenseitige Taufanerkennung beschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) arbeitet aktuell daran, diese Taufanerkennung auf weitere christliche Gemeinschaften in der Schweiz auszuweiten. Das Präsidium der AGCK hofft, bis im September 2013, zum 40-jährigen Jubiläum der Taufanerkennung von 1973 die Erweiterung der Taufanerkennung bekannt machen und damit ein starkes ökumenisches Zeichen setzen zu können.

Fröhliches Fest
Auf seine erste Taufe, die anfangs September stattfindet, freut sich Marcus Hüttner sehr: « eine Taufe soll eine fröhliche Familienfeier sein, mit einem Kleinkind als Mittelpunkt. Am schönsten ist es, wenn die Angehörigen viel Persönliches einbringen, zum Beispiel spezielle Musik aussuchen und die Fürbitten selber schreiben.» So wird aus der Taufe für Seelsorger und Familie ein Fest, das eine gute Basis für den religiösen Weg schafft. Ein Elternpaar fasst zusammen: «Drei Kinder, drei Taufen, drei verschiedene Pfarrer oder Pastoralassistenten. Jeder hat seine persönliche Note reingebracht, alle haben sich für das Taufgespräch viel Zeit genommen und eine sehr stimmungsvolle Feier gestaltet.»

Marie-Christine Andres

 

 

 

 

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