09.04.2014

Tiere sind fühlende Wesen

Von Horizonte Aargau

Innerhalb der Kirche setzt sich die «Aktion Kirche und Tiere» AKUT für das Bewusstsein ein, dass Gott der Schöpfer aller ist und dass darum alle Geschöpfe miteinander verbunden sind. «Die Tiere, ihre Lebensqualität und ihre Stellung zu uns Menschen müssen Teil christlich verantworteten Denkens und Handelns sein», heisst es in einer Erklärung. Im Interview erklärt der Kapuziner Anton Rotzetter wie die gesamte Schöpfung, also auch Tiere und Pflanzen, in das österliche Geheimnis der Auferstehung einbezogen sind und es darum angezeigt ist, einen entsprechenden Umgang mit Tieren als unseren Mitwesen zu pflegen.

Herr Rotzetter, Sie setzen sich seit Jahren für die «Aktion Kirche und Tiere» ein – haben Tiere auch so etwas wie eine Seele?
Anton Rotzetter: Die Philosophie hat immer auch von der Beseelung der Tiere und der Pflanze gesprochen. Aber sie hat nur die Vernunftseele des Menschen für ewig gehalten. Der Philosoph René Descartes freilich hat im 17. Jahrhundert gesagt, dass das Tier nur eine Maschine und dass sein Schreien nichts anderes als das Quietschen eines Maschinenteilchens sei. Diese Ansicht hat die ganze Gesellschaft und selbst auch die Kirche geprägt.

Erklärt dies auch unseren fragwürdigen Umgang mit Tieren zur Deckung unseres Fleischbedarfs?
In der Wirtschaft, die, wie der Papst sagt, tötet, ist das Tier bloss eine Sache. Aber wer einmal den Blick eines Hundes gesehen hat oder einmal von einer Katze geweckt wurde, weiss: da ist ein fühlendes Wesen. Tiere sind leidende und schmerzempfindliche Wesen. Wer das nicht erkennt und nicht erfährt, ist selbst seelenlos.

Inwieweit hat sich diese Erkenntnis in den vergangenen Jahrzehnten bei uns durchgesetzt?
In den vergangenen Jahrzehnten sind so viele angebliche Unterscheidungsmerkmale zwischen Mensch und Tier widerlegt worden, dass man ein neues Verhältnis zu den Tieren suchen muss. Und wer in biblischen Kategorien spricht, muss auch sagen: Tiere, Pflanzen, ja die ganze Schöpfung sind in das österliche Geheimnis einbezogen. Der Christ muss, sagt eine Vatikanische Theologenkommission, das Tier in die letztgültige Harmonie einbeziehen. Er muss darum, sagt sie, angesichts des Tieres eine «eucharistische Haltung» einnehmen.

Gibt es demnach so etwas wie einen Himmel der Kühe, der Elefanten?
Nach dem, was ich gesagt habe: natürlich. Aber ich muss gleich hinzufügen, dass das, was nach dem biologischen Tod der Menschen und Tiere geschieht, nur mit diesseitigen Bildern und Begriffen ausgesagt werden kann. Wie es tatsächlich sein wird, entzieht sich letztlich unseren Aussagemöglichkeiten. Aber ich darf die schönsten Erinnerungen und Erfahrungen aufrufen, wenn ich an den Himmel denke, und dann mit Marie Luise Kaschnitz hinzufügen: «Weniger nicht».

Was bedeutet für Sie «Leib und Seele» und was davon lebt nach dem Tod weiter?
Diese Frage stelle ich so nicht. Aufgrund dieser Unterscheidung sagte man früher: der Leib verwest, die Vernunftseele ist ewig. Die Bibel spricht im Gegensatz dazu von der «Auferstehung des Fleisches» (lateinische Fassung des Glaubensbekenntnisses). Nichts geht verloren, was Gott geschaffen hat. Alles wird dem Vergehen und der Verwesung entrissen, alles wird eingehen in die Lebensfülle Gottes.   Andreas Wissmiller/acm

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