17.07.2014

Über ganz schwierige Dinge sprechen

Von Horizonte Aargau

Eine Delegation der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat den Verein vom Zölibat betroffener Frauen (Zöfra) in Freiburg zu einem Gespräch empfangen. Das Treffen vom Montag, 14. Juli, habe in einer «angenehmen, aufmerksamen Atmosphäre» stattgefunden, sagte Gabriella Loser Friedli, Mitbegründerin und Vereinspräsidentin, am Dienstag auf Anfrage gegenüber der Presseagentur Kipa. Heute gebe es «mehr Raum» in der Bischofskonferenz, um auch über «ganz schwierige Sachen» zu sprechen.

Die Zöfra unterstützt Frauen, die eine Liebesbeziehung zu einem katholischen Priester haben, aber auch betroffene Priester. Der Verein versucht seit vielen Jahren, seinen Anliegen bei der SBK Gehör zu verschaffen. Während sieben Jahren traf man sich einmal jährlich mit einer Delegation der Kommission Bischöfe-Priester, sagte Gabriella Loser Friedli gegenüber Kipa. Die Zöfra sistierte die Gespräche 2007, als sie feststellte, dass der Vertreter der SBK die Konferenz nicht über den Inhalt der Gespräche informierte. Seit einigen Jahren gebe es aber wieder Bemühungen, miteinander ins Gespräch zu kommen, sagte Gabriella Loser Friedli. Anlass dafür sei die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle durch die Kirche gewesen.

Weltweit einmalig
Nun kam es erstmals seit 1997 wieder zu einem Treffen zwischen Vertretern der SBK und dem Verein. Zum Gespräch geladen hatte SBK-Präsident Markus Büchel. Anwesend waren laut Gabriella Loser Friedli auch der Westschweizer Bischof und SBK-Vizepräsident Charles Morerod sowie der Basler Weihbischof Denis Theurillat. Gabriella Loser Friedli zeigte sich zufrieden über den Verlauf des Gesprächs. Dieses habe in einer «angenehmen, aufmerksamen Atmosphäre» stattgefunden. Heute gebe es «mehr Raum» in der Bischofskonferenz, um auch über «ganz schwierige Sachen» zu sprechen, stellte sie fest. Dass eine Organisation wie die Zöfra von einer Delegation einer Bischofskonferenz empfangen werde, sei ihres Wissens «weltweit einmalig» und von daher «bemerkenswert». In der Regel reagierten Bischöfe nicht auf Briefe von Organisationen, die sich mit der gleichen Thematik befassen.

Auslegeordnung
Man habe nicht mit einem umfassenden «Forderungskatalog» einfahren wollen, sagte Gabriella Loser Friedli zum Inhalt des Gesprächs. Es sei vorerst darum gegangen, einmal eine erste Auslegeordnung der Problemfelder zu machen. Man habe gespürt, dass es den Bischöfen heute bewusst ist, dass es ein Problem gebe. «Ich glaube, es hat sich grundsätzlich etwas verändert.» Lange Zeit hätten die Bischöfe wenig Respekt für die Arbeit der Zöfra gezeigt. «Heute anerkennen sie unsere Arbeit.»

Spielraum voll ausschöpfen
Der Verein habe dennoch einige Anliegen bei der SBK deponieren können, sagte die Zöfra-Präsidentin weiter. Die Vereinigung wünsche sich etwa, dass die Bischöfe künftig ihren Ermessensspielraum bei der Laisierung von Priestern, die in einer Beziehung mit einer Frau lebten, «voll ausschöpfen». Die Bischöfe könnten zum Beispiel einen Teil der Restriktionen aufheben, von denen laisierte Priester betroffen sind, und so deren Aufgabenbereich in der Pastoral ausweiten. Ohne Laisierung ist eine Weiterbeschäftigung in der Kirche nicht möglich. Dieses Anliegen habe die Delegation der SBK gut aufgenommen.

Zöfra wünscht Ansprechpartner bei der SBK
Der Verein wünscht zudem einen Ansprechpartner bei der Bischofskonferenz, der den direkten Kontakt ermöglicht. Auch für dieses Anliegen habe Bischof Markus Büchel Verständnis geäussert. Die SBK habe versprochen, zwei Vorschläge zuhanden der Bischöfe auszuarbeiten. Das Thema soll an der nächsten Versammlung der Schweizer Bischöfe zur Sprache kommen. Ausserdem habe Bischof Markus Büchel versprochen, das Thema «Kommunikation zwischen Priestern und Bischof» in die Konferenz einzubringen. Bei dem Treffen habe man die Bischöfe auf die Bedeutung der Gesprächskultur hingewiesen. Priester sollten «keine heillose Angst» davor haben, ihrem Bischof anzuvertrauen, dass sie sich zum Beispiel verliebt hätten.    kipa

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