30.01.2019

Weltgebetstag 2019: Frauen beten gemeinsam

Von Andreas C. Müller

  • Am 1. März ist wieder Weltgebetstag, doch schon jetzt laufen die Vorbereitungen auf vollen Touren. Horizonte sprach mit Alice Roth und Ulrike Haller. Die beiden Frauen organisieren seit über 10 Jahren Vorbereitungstage für die Frauen aus den Kirchgemeinden und Pfarreien.
  • Im Interview erklären Alice Roth und Ulrike Haller, um was es beim Weltgebetstag geht und mit welchen Herausforderungen dieser von Frauen gestaltete ökumenische Anlass zu kämpfen hat.

 

Frau Roth, wenn Sie in maximal drei kurzen Sätzen auf den Punkt bringen müssten, was den Weltgebetstag ausmacht, der alljährlich Anfang März gefeiert wird, wie würden Sie jenen Anlass beschreiben?
Alice Roth: Ausmachen tut diesen Tag die weltweite Verbundenheit mit dem Land, das grad dran ist. Der Weltgebetstag wird ja weltweit am gleichen Tag gefeiert, das schafft Verbundenheit. Mich persönlich bewegt es schon, wenn ich weiss, dass genau an jenem Tag Frauen in der ganzen Welt beten.

Frau Haller, Sie engagieren sich wie Frau Roth seit über 10 Jahren bei der Vorbereitung des Weltgebetstages im Aargau. Hat das Interesse in dieser Zeit nachgelassen?
Ulrike Haller: Ja, durchaus. Letztes Jahr mussten wir den Vorbereitungstag in Suhr absagen, weil wir zu wenig Teilnehmerinnen hatten. Vor etwa 12 Jahren, als ich angefangen habe, kamen noch 80 Teilnehmerinnen.
Alice Roth: In Neuenhof hatten wir dieses Jahr aber 40 Teilnehmerinnen – so viele wie schon lange nicht mehr.

Im Aargau gibt es immer noch vier Vorbereitungstage: In Suhr, in Neuenhof, in Brugg-Windisch und im Fricktal.
Ulrike Haller: Ja, der Vorbereitungstag in Suhr steht aber seit letztem Jahr auf der Kippe.
Alice Roth: Im Kanton Luzern gibt es gar keinen Vorbereitungstag mehr, in Zürich hat man das Angebot gekürzt. Einige Frauen aus diesen Kantonen kommen nun zu uns.

Was sind die Gründe für das nachlassende Interesse?
Ulrike Haller: Das hat zunächst sicherlich mit dem Mitgliederschwund der Kirchen an sich zu tun. Dann ist es aber auch so, dass viele Pfarreien und Kirchgemeinden den Weltgebetstag gar nicht mehr auf die Agenda setzen. Noch vor etwa 10 Jahren feierte jede Pfarrei, jede Kirchgemeinde einen Gottesdienst. Heute sind das oft vier bis fünf gemeinsam.

Fehlt es nicht auch an Frauen, die sich wie Sie bei den Vorbereitungen engagieren?
Alice Roth: Das ist schon ein Problem. Aber ich bin guten Mutes, dass wir Frauen nachziehen können.

Entstanden ist der Weltgebetstag ja aus der Frauenbewegung. Könnte es sein, dass die seinerzeit damit verbundenen Anliegen heute an Bedeutung verloren haben?
Ulrike Haller: Eigentlich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass die heute angesprochenen Generationen gar kein Manko mehr empfinden oder sich schlichtweg nicht mehr interessieren. Zu dem Zeitpunkt, als sich die Schweiz im 20. Jahrhundert am Weltgebetstag zu beteiligen begann, war der Stellenwert von Frauen gerade in der katholischen Kirche längst nicht so wie heute.

Fällt es ins Gewicht, welches Land die Liturgie erarbeitet? Mobilisiert vielleicht ein Land wie die Philippinen vor zwei Jahren, wo mit Rodrigo Duterte ein autoritärer Präsident am Ruder ist, mehr als ein Land wie Slowenien?
Alice Roth: Ich glaube nicht, dass das gross Einfluss hat – Die Leute, die den Weltgebetstag kennen, die kommen so oder so. Man hat aber letztes Jahr gesehen, dass das Wetter einen Einfluss hat. Letztes Jahr war dieses sehr schlecht, das hat man schon gemerkt – auch bei der Kollekte.

Der Weltgebetstag ist ja ökumenisch. Wer beteiligt sich mehr? Katholiken oder Reformierte?
Alice Roth: Ich glaube, das hält sich die Wage. Wir schauen nicht, wer ist reformiert, wer katholisch.

Können auch Männer beim Weltgebetstag mitmachen?
Alice Roth: Früher war es eine reine Frauenbewegung. Heute dürfen natürlich auch Männer kommen.

 

 

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