28.06.2017

Zwei Marias – geht das?

Von Anne Burgmer

Noch bis im August 2017 befindet sich die katholische Kirche in Kölliken im Umbau. Die dort ansässige Marienstatue hat deshalb die Kirche verlassen und wandert nun durch die Pfarrei, durch den Pastoralraum und sogar darüber hinaus.

Andreas C. Müller: Maria hat geholfen

Das Alter der Marienfigur – der Aargauer Denkmalschutz datierte sie auf das 14. Jahrhundert –beeindruckte sowohl Horizonte-Redaktionsleiter Andreas C. Müller als auch dessen älteste Tochter Madita und weckte viele Fragen: Was diese Maria wohl alles erlebt hat? Ob sie schon in verschiedenen Ländern gewesen ist? Ob sie Krieg erlebt hat?

Herr Müller, Sie sagten,dass Sie sonst zum Beten eher in die Natur gehen und nun gespannt sind, wie es ist, vielleicht mehr daheim, bei der Maria, zu beten. Wie haben Sie das erlebt?
Andreas C. Müller:
Es war schon speziell – ganz anders. Doch relativ bald waren vier Menschen aus meinen Bekannten- und Freundeskreis im Spital und mussten sich Operationen unterziehen. Für sie habe ich an der Maria gebetet und eine Kerze angezündet. Davon habe ich jeweils ein Foto an die betreffenden Menschen geschickt. Und es zeigte sich stets: Es ging gut, Maria hat geholfen.

Gibt es in dem roten Buch, welches mit der Maria mitwandert, einen roten Faden?
Ja auf jeden Fall. Es wird ganz deutlich, dass es sich bei der Statue nicht um einen x-beliebigen Gegenstand handelt. Im Gegenteil: durch die Anwesenheit der Figur ist Maria anwesend – ein Gegenüber, das bewegt und einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Sie haben zwei Töchter, wie sind die beiden mit dem Besuch umgegangen?
Meine ältere Tochter Madita hat einerseits viele praktische Fragen gestellt. Zum Beispiel, was mit der Hand des Jesuskindes passiert ist. Oder wo die Figur in ihrer langen Geschichte wohl schon überall gewesen ist. Was sie erlebt hat. Andererseits gab es bei ihr irgendwann den Moment, wo sie verstanden hat, dass man Maria für etwas bitten kann.

Claudio Tomassini: Begegnung zwischen zwei Marienstatuen

Der Pfarreileiter von Sursee, Claudio Tomassini, kam per Zufall zur Maria. Er traf auf Ursula Corradini, die die Maria ebenfalls als hohen Besuch hatte und  entschied kurzerhand, die Maria von Kölliken mit der Maria von Schenkon bekannt zu machen.

Herr Tomassini, die Kölliker Maria wird in der Kapelle Namen Jesu in Schenkon zu Gast sein. Hat das einen besonderen Grund?
Claudio Tomassini:
Am 25. Juni ist 30 Jahre Kapellenweihe und es gibt einen Festgottesdienst. Da ist die Maria aus Kölliken dann zu Gast. Es ist spannend, dass sich in diesem Zusammenhang bei den Gemeindemitgliedern die Frage auftat, wie das eigentlich ist, wenn man zwei Marias in einer Kapelle hat; ob das geht. Da musste ich als Theologe auch kurz nachdenken.

Und haben Sie die Frage beantworten können?
Ja. Es wird ein Zeichen für die vielfältigen Begegnungen sein, die in der Kapelle – auch im Zusammenhang mit dem Jubiläum und anderen Aktivitäten – stattfinden. Die Maria von Kölliken begegnet der Maria von Schenkon – wer weiss, was dieser «Dialog» auslöst. Und in den Begegnungen der Menschen in der Kapelle untereinander und mit den Marienstatuen schwingt ebenfalls vieles mit.

Was beeindruckt Sie persönlich an der Marienstatue?
Dass sie so alt ist, rund 650 Jahre. Sie hat viel erlebt und ist durch viele Hände gewandert. Viele Menschen haben sie angeschaut. Wenn ich sie jetzt mit dem Auto nach Sursee fahre, fahren letztlich tausende Menschen mit mir und das bewegt mich.

Themen Maria on Tour
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