16.08.2021

SchöpfungsZeit 2021 zum Thema Wasser
Wo entspringt die Klosterquelle?

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Am 1. September beginnt die SchöpfungsZeit. Mit einer Auftaktveranstaltung in Rheinfelden startet der Kirchenaargau in den Monat, den die christlichen Kirchen in der Schweiz der Bewahrung der Schöpfung widmen.
  • Dieses Jahr steht das Wasser im Mittelpunkt der SchöpfungsZeit.
  • Wasser wie jenes Quellwasser, das seit Jahrhunderten durch die Klosterwasserleitung in Wettingen fliesst. Die Suche nach der unbekannten Quelle beschäftigt Ingenieure, Geophysiker und Rutengänger.


Am 7. Juli diesen Jahres stiess der Bagger im Wettinger Gebiet «in den Müllern» in fünf Metern Tiefe auf eine Steinplatte. Die anwesenden Ingenieure, Architekten und Kantonsvertreter entdeckten darunter einen von Steinen seitlich begrenzten Kanal, durch den Wasser fliesst. Damit konnten sie dem Plan, welcher den Verlauf der historischen Wasserleitung zeigt, ein weiteres Stück hinzufügen. Ein kleiner Schritt näher zur unbekannten Quelle.

Aus dem 17. Jahrhundert

Hinter dem Friedhof Brunnenwiese fliesst das Quellwasser in 5 Metern Tiefe in der über 400-jährigen Leitung, die mit Steinen eingefasst ist. | Foto: Widmer Architekten
Die historische Wasserleitung verläuft vom Gebiet hinter dem Friedhof Brunnenwiese bis auf die Klosterhalbinsel und unterquert die Gemeinde von Nordosten nach Südwesten. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert, ist also mehr als 400 Jahre alt. Der Verlauf der Leitung zwischen dem Friedhof Brunnenwiese und dem Klostergarten sei bekannt, wie Urs Widmer, Architekt bei Widmer Architekten AG, erklärt. Weil die Leitung mitten durch Wettingen hindurchführe, komme sie bei Bauarbeiten manchmal zum Vorschein. Die entdeckten Abschnitte wurden jeweils instandgesetzt und konserviert.

Schöpfungszeit 2021

«Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen»

Im September wird in allen christlichen Kirchen der Schweiz die SchöpfungsZeit gefeiert. Dieses Jahr widmet sich die SchöpfungsZeit speziell dem Lebensraum Wasser.

Auftaktveranstaltung zur SchöpfungsZeit 2021 in Rheinfelden

Am Mittwoch, 1. September 2021, 18 bis ca. 21.15 Uhr. 17 Uhr fakultatives Einsingen in der römisch-katholischen Kirche mit Jutta Wurm.

Treffpunkt: röm.-kath. Kirche Rheinfelden, Stationenweg zur Fischtreppe beim Stauwehr am Rhein. Fussweg von rund 30 Minuten. Der Weg ist nicht rollstuhlgängig.

Eine Anmeldung ist erwünscht, aber auch die spontane Teilnahme ist möglich: Ref. Pfarramt für weltweite Kirche BL / BS, 061 260 22 47, weltweite.kirche@refbl.ch

Der Anlass findet bei jeder Witterung statt.

Das Wasser wird im Kloster gebraucht

Rätsel gebe jedoch der Abschnitt zwischen dem Friedhof und der Quelle auf. Es existieren weder Grundbucheinträge noch Pläne. Urs Widmer ist an der Quellensuche beteiligt, weil seine Firma mit den baulichen Belangen des Klosters Wettingen betraut ist. Als das Kloster Wettingen 1841 in den Besitz des Kantons überging, erbte dieser auch die klösterliche Wasserleitung und hält sie bis heute in Stand. Einerseits, um das kulturhistorische Denkmal zu erhalten, andererseits aber auch, damit die Wasserversorgung der Gärten und Brunnen auf der Klosterhalbinsel gewährleistet bleibt.

Keine Pläne, keine Grundbucheinträge

«Ich glaube, die Leute wussten schon immer von dieser Leitung», sagt Widmer. Bis in die 1950er-Jahre wurden nämlich auch Wohnhäuser auf der Klosterhalbinsel mit diesem Wasser versorgt. Doch offenbar lieferte die Befragung von alteingesessenen Wettingern zum Ort der Quelle in den 1950er-Jahren keine konkreten Anhaltspunkte.

Wünschelruten und Sonden

Heute werden andere Methoden für die Suche nach der Quelle herangezogen. Erste Hinweise auf den möglichen Leitungsverlauf gab ein Wünschelrutengänger. «Sehr spannend, aber auch ein wenig suspekt», meint Urs Widmer. Der Rutengänger habe die anwesenden Skeptiker die Methode aber selber ausprobieren lassen. «Jeder war mit einer Astgabel unterwegs – und es hat tatsächlich funktioniert», erinnert sich Widmer.

Nachdem das Leitungsstück am 7. Juli zum Vorschein gekokmmen war, versuchten die Ingenieure, eine Kamera gegen die Strömung in Richtung Quelle zu schieben. Die Kamera blieb aber an den Steinen hängen. Sie setzten ein so genanntes T-Stück ein, das von der Oberfläche bis hinunter ins Wasser reicht. Es dient für geophysikalische Messungen. Am 3. August setzten Forscher das Wasser damit unter Strom und verteilten Sonden entlang des vermuteten Laufs. Wenn die Daten ausgewertet seien, könne man hoffentlich ein Stück näher bei der Quelle wieder einen Schacht graben, erklärt Architekt Widmer. So tasten sich die Ingenieure, Architekten und Baggerführer Stück für Stück an die Quelle heran.

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