03.12.2015

Achtung, fertig, Samichlaus

Von Marie-Christine Andres Schürch

Zwei Männer und zwei Frauen betreten den Raum. Eine halbe Stunde später tritt der Samichlaus aus der Tür, drei Schmutzli folgen ihm. Was passiert hinter den Kulissen? Horizonte berichtet in einer Bild-Reportage, wie sich Chlaus, Schmutzli und Esel auf ihren Einsatz vorbereiten.

Wie lange braucht der Samichlaus am Morgen im Bad? Genau dreissig Minuten. Beeindruckend, was er in dieser Zeit alles erledigt. In den Unterrock schlüpfen, schwungvoll den Mantel überwerfen, Make-up auftragen, Augenbrauen bürsten, Schnauz, Bart und Haare frisieren. Aber natürlich hat der Samichlaus, wie es sich für wichtige Leute gehört, einiges an Personal um sich. So hängen dank seinen Helferinnen und Helfern alle Gewänder sauber aufgereiht am Ständer und auf dem Tisch liegen Puder, Pinsel und Schmutzlischminke bereit, als der Samichlaus in zivil den Raum betritt.

KAB zusammen mit Jungwacht-Blauring
In der Tradition des Heiligen Nikolaus besuchen die Chläuse der Samichlausgruppe  Wettingen mit ihren Schmutzli die Kinder zu Haus, in ihrer Schulklasse oder im Kindergarten. 
Die Chlausgemeinschaft ist eine Gruppierung der Katholischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). 
Die Chlausaktion wird von der KAB zusammen mit Jungwacht und Blauring Wettingen durchgeführt. Ein grosser Teil der Samichläuse und Schmutzli sind ehemalige oder aktive Leiterinnnen und Leiter von Jungwacht und Blauring.

Edle Gewänder, klebrige Schnäuze
Patrick Lüscher war als 16-jähriger Jungwachtleiter zum ersten Mal als Schmutzli unterwegs. Inzwischen ist er seit sechs Jahren Samichlaus. Am Donnerstag- und Freitagmorgen habe er diese Woche «Samichlausferien» genommen, erzählt er.  Elke Brunner, als Schminkerin und Ankleiderin seit einem Jahr dabei, hilft dem Samichlaus in seine Kleider. Edle Gewänder sind es, welche die Samichlausgruppe Wettingen besitzt. Ottilie Brühlmeier hat die Alben und Bischofsmäntel von Hand gefertigt. Auch Perücken, Bärte und Schnäuze sind wertvoll und müssen sorgfältig behandelt werden. Vorsichtig streicht Brigitte Bieri dem Samichlaus Leim unter die Nase und drückt den Schnauz mit sanftem Druck an die richtige Stelle. Sie ist bereits sechs Jahren als Schminkerin dabei und kann als gelernte Coiffeuse mit Haarigem aller Art umgehen. Das Samichlaus-Schminken hat sie bei Pia Merkli gelernt, die ihrerseits das Handwerk von ihrem Vater erlernt und jahrzehntelang in Wettingen Chläuse geschminkt hatte.

Schmutzli-Premiere
Inzwischen sind alle drei Schmutzli eingetroffen. Lara Diab, Rahel Wernli und Hanspeter Möhl begleiten an diesem Morgen den Samichlaus in den Kindergarten und anschliessend in den Wald. Blauringleiterin Lara Diab ist zum zweiten Mal als Schmutzli dabei, für Rahel Wernli ist heute Premiere. Sie freue sich und sei nicht sehr aufgeregt, weil sie ja zum Glück nichts sagen müsse. Reden darf dagegen der dritte Schmutzli, der den Esel betreut. Hanspeter Möhl ist seit seiner Pensionierung als Schmutzli unterwegs und schätzt den Kontakt zu den Kindern, den er als «Esel-Schmutzli» hat. Wenn die Kinder das Eseli streicheln und ihm Heu geben dürften, tauten sie jeweils rasch auf, erzählt er.

Ein positives und bleibendes Erlebnis
Elke Brunner greift beherzt in den Farbtopf und färbt die drei Schmutzligesichter schwarz. Ein wenig gfürchig sehen sie schon aus, die drei dunklen Gestalten. Und auch der Samichlaus, inzwischen in voller Montur mit Mitra, Samichlausbuch und Bischofsstab, flösst Respekt ein. Aber wie viele andere Chläuse auch, besucht der Wettinger Samichlaus die Kinder nicht, um zu schimpfen, sondern um sich mit ihnen über das vergangene Jahr zu unterhalten. Die Begegnung  mit dem Samichlaus soll ein positives und bleibendes Erlebnis sein.

Anspruchsvoller Job
28 Samichläuse und ein Vielfaches an Schmutzlis sind dieses Jahr in Wettingen unterwegs. Silvan Möhl koordiniert als «Büro-Chlaus» die Touren von Chlaus, Schmutzli und Esel. Er nimmt die Anmeldungen entgegen und verteilt die Einsätze auf die verschiedenen Samichläuse. Es sei nicht immer ganz einfach, genügend Samichläuse zu finden, weiss er. Denn der Chlaus-Job ist anspruchsvoll, erfordert Konzentration, Kommunikationsfähigkeit und eine gewisse Spontaneität, wenn einmal etwas nicht so läuft wie geplant. Doch für dieses Jahr hat Silvan Möhl, selber «Schmutzli durch und durch», wie er sagt, alles unter Dach und Fach. Auch die Einsätze der Esel sind minutiös geplant.

Eseli Ferdi
Und so wartet das Eseli Ferdi auf dem Hof der Familie Sozzi an der Bergstrasse auch schon frisch gebürstet auf seinen Einsatz. In den Tagen um den 6. Dezember chauffiert Luz Sozzi immer wieder mal einen seiner Esel an einen Treffpunkt rund um Wettingen. Schulen, Kindergärten und Gruppen, die einen Chlausanlass im Freien planen, fragen oft an, ob auch der Esel dabei sei. Die fünf Esel der Familie Sozzi, die auf ihrem Hof auch für therapeutische Zwecke eingesetzt werden, sind geduldig und kinderlieb.

Es geht los
Ferdi lässt sich die Satteltasche umbinden, beschnuppert neugierig den Samichlaus und lässt sich dann vom Esel-Schmutzli am Zügel fortführen. Die beiden anderen Schmutzli, zum Glück starke Blauringleiterinnen, schultern die schweren Säcke. Dann steigt die Gruppe hinauf zum Wald, wo die Kindergärtler sie bereits erwarten. Endlich kommt der Samichlaus!

 

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