02.12.2021

Caritas Aargau hat mit Nähateliers für Frauen einen echten Coup gelandet
Ändern, flicken, Neues schaffen

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • In Aarau, Dättwil und Wohlen hat die Caritas Nähateliers für Frauen eröffnet.
  • Jede Woche verwirklichen Frauen dort ihre Nähprojekte und knüpfen Kontakte untereinander.
  • Ein junges Projekt der Caritas, das vielversprechende gestartet ist.


«Gleich fertig!», ruft Fawzia Noori und blickt kurz von ihrer Arbeit auf. Zügig rattert​ die Nadel über den rosa gemusterten Stoff. Zwanzig Minuten später ist aus sechs Stoffstücken ein knielanges Kleid entstanden. Fawzia Noori probiert es an und strahlt. Stolz und Freude über die gelungene Arbeit sind ihr anzusehen.

Bügeleisen, Stoff und Faden

Zugeschnitten hat Fawzia Noori den Stoff ​bereits letzte Woche im Nähatelier. Die nötige Nähmaschine steht im Nähatelier der​Caritas, das in Wohlen in den Räumlichkeiten der KOFFF, der Regionalen Koordination der Freiwilligenarbeit im Flüchtlingswesen Freiamt, untergebracht ist und jeweils am Montagmorgen offen hat. Neben Nähmaschinen stehen auch Bügeleisen, Stoffe, Fäden, Knöpfe und Bänder bereit.

Die Nähateliers sind ein junges Projekt der Caritas Aargau. In Aarau, Baden und Wohlen hat Caritas zusammen mit den örtlichen Kirchgemeinden solche Ateliers aufgebaut. Frauen, die keine eigene Nähmaschine besitzen, bekommen hier die Möglichkeit, gemeinsam ihre Kleider zu flicken oder neue Kleidungsstücke und Accessoires zu nähen. Besucherinnen, die die KulturLegi der Caritas besitzen, können gratis dabeisein, alle anderen bezahlen einen Beitrag von zehn Franken sowie das Material.

Wichtige Kaffeepause

«Der wichtigste Teil, die Kafipause, fällt momentan wegen der Coronamassnahmen leider aus», sagt Isabelle Odermatt. Sie begleitet Aufbau und Betrieb der Nähateliers als Projektleiterin der Caritas. Sie weiss, wie wertvoll es ist, dass die Frauen Kontakt zu anderen knüpfen können und dabei versuchen, Deutsch zu sprechen. Beides hilft ihnen, den Alltag besser zu meistern und sich zu integrieren. Am Standort Wohlen bietet das Nähatelier zusätzlich eine Kinderhüeti, die von zwei Freiwilligen in einem separaten Raum betreut wird.

Die Nähateliers der Caritas


Aarau
Mo, 8.30 – 11.30 Uhr. Ohne Kinderhütedienst. Evangelisch Methodistische Kirche, Pauluskirche, Effingerweg 2, Aarau. Ohne Anmeldung. Über Weihnachten/Neujahr ​geschlossen.

Baden-Dättwil
Fr, 9 – 11.30 Uhr. Ohne Kinderhütedienst. Ökumenisches Zentrum, Hochstrasse 8, Dättwil. Ohne Anmeldung. Über Weihnachten/Neujahr und in den Schulferien geschlossen. 

Wohlen
Mo, von 9 – 11.30 Uhr. Mit Kinderhütedienst. KOFFF, Toolbox Freiamt, Sorenbühlweg 4a, Wohlen. Ohne Anmeldung. Über Weihnachten/Neujahr und in den Schul ferien geschlossen.

Freiwillige gesucht
Das Nähatelier Aarau sucht Freiwillige, die gerne und gut nähen. Einsatz 1–2 mal/​Monat, Montagmorgen. Kontakt: Isabelle Odermatt, io@caritas-aargau.ch / 062 837 06 10 / www.caritas-aargau.ch/hilfe-finden/treffpunkte/naehatelier

Jede bringt ihr Können ein

Im Nähatelier Wohlen sind die Frauen an diesem Montagmorgen auch ohne Kafipause in regem Austausch. Liz Moser, Maya Zihlmann und Farkondeh Afrasyabi führen das Nähatelier heute. Sie sind drei von sechs Freiwilligen, welche mit ihren fundierten Nähkompetenzen den Atelierbetrieb leiten. Sie helfen den weniger geübten Besucherinnen beim Einrichten der Maschine, assistieren beim Massnehmen, beraten bei der Stoffauswahl und freuen sich, wenn ein Nähprojekt Form annimmt.

Im Nähatelier Wohlen treffen verschiedene Erfahrungen aufeinander: Eine der Frauen war in Indien Stoffdesignerin, jetzt lernt sie hier nähen, eine andere hat im Iran als Innenarchitektin gearbeitet und ist eine virtouse Näherin. An diesem Morgen​ entstehen neben dem rosaroten Kleid auch eine Schürze, zwei Kissenanzüge und ein Kinderpullover.

Flickwerkstatt

Für die Nähateliers werden weitere, robuste Nähmaschinen gesucht, ebenso wie grössere Stücke Reststoff. Aus dem Nähatelier Aarau heraus hat sich zusätzlich eine Flickwerkstatt entwickelt. In den Secondhandläden in Aarau und Wohlen können Kleider abgegeben werden, gegen ein Entgelt ersetzen geübte Näherinnen Reissverschlüsse, kürzen Hosen oder nehmen Blusen ein.

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