03.07.2023

Das Offene Pfarrhaus in Aarau
«Bei uns haben alle Platz»

Von Susanne Siebenhaar / Fachstelle Diakonie

  • Das Offene Pfarrhaus der Römisch-Katholischen Pfarrei in Aarau öffnet seine Türen jeden Tag und heisst alle willkommen, ganz nach dem Motto: «Bei uns haben alle Platz».
  • Es ist ein Ort der Begegnung, ein lebendiger Treffpunkt. Viele verschiedene Gruppen unterschiedlicher Ausrichtung beleben das Haus. Der Garten bietet eine nachhaltige Wirkstätte und der Spielplatz Raum für Familien.
  • Heidi Emmenegger ist gemeinsam mit Michelle Oberle verantwortlich für den Bereich Diakonie im Offenen Pfarrhaus. Sie gab Susanne Siebenhaar von der Fachstelle Diakonie Einblick in ihre Arbeit.


Im Eingangsbereich des Pfarrhauses empfängt einen auf der linken Seite Mohamed Aly in unserem Infofenster. Er ist der Praktikant von Heidi Emmenegger und gibt den Besucherinnen und Besuchern eine erste Orientierung. Das Infofenster ist erste Anlaufstelle und Infodrehscheibe. Es ermöglicht einen direkten und niederschwelligen Kontakt der Sozialarbeitenden zu den Besuchenden.

Heidi Emmenegger, wem begegnen Sie im Offenen Pfarrhaus?
Heidi Emmenegger: Durch das Infofenster sind wir direkt präsent und erleben den Alltag im Offenen Pfarrhaus. Wir sind im Kontakt mit den Menschen, die hier ein- und ausgehen und kennen ihre Nöte und Sorgen. Wir beraten Menschen, die Hilfe oder Informationen suchen, aber auch diejenigen, die sich hier freiwillig engagieren. Dazu gehören die verschiedenen Nutzergruppen, wie zum Beispiel die Jugendverbände Pfadi und Jubla, der Frauenbund oder die Seniorinnen und Senioren des Dienstagscafés. Daneben laden wir jeden dritten Donnerstag im Monat zu einem offenen Mittagstisch und jeden ersten Mittwoch zum Solilunch, der die verschiedenen Gäste und Gruppen zusammenführt. Im Offenen Pfarrhaus findet auch der Religionsunterricht für die Kinder statt und Gottesdienstbesuchende gehen ein und aus.

Serie Diakonie, Teil 1: Offenes Pfarrhaus in Aarau

Die Fachstelle Diakonie der Katholischen Landeskirche Aargau setzt sich dafür ein, dass Solidarität in der Kirche gelebt und praktiziert wird. Mit einer Artikelserie zur Diakonie macht sie das diakonische Schaffen in der Kirche, in Vereinen und sozialen Institutionen sichtbar. | www.kathaargau.ch/diakonie

Bei unserer Arbeit heissen wir alle Menschen mit einem freundlichen Lächeln hier im Haus willkommen. Das ist der Schlüssel, um Kontakte zu knüpfen und um eine Brücke zu bauen. Wir versuchen, Synergien zwischen den Menschen und Bedürfnissen herzustellen, um auch dort Brücken zu bauen. Es gibt Menschen, für die das Offene Pfarrhaus für eine gewisse Zeit ein zweites Zuhause ist. Wir sind eine Anlaufstelle für die unterschiedlichsten Fragen, und das macht die Arbeit jeden Tag spannend.

Im zweiten Stock des Pfarrhauses befindet sich die Caritas Aargau. Ist das prägend für die Besucherschaft?
Durch die Flüchtlingshilfe der Caritas Aargau ist das Haus in dieser Nutzergruppe bekannt. Auch besuchen viele Menschen mit einem Asylstatus das Pfarrhaus. Das Netzwerk Asyl Aargau bietet zweimal wöchentlich den offenen Treffpunkt Café Contact an, und wir ergänzen das Angebot mit unserem eigenen Freitagstreff. Es wird Kaffee getrunken, gespielt und gelernt. Auch unabhängig von einer Organisation kommen Menschen hierher und treffen sich, um zum Beispiel in Form eines Tandems gemeinsam zu lernen. Menschen mit Fluchthintergrund und mit einem Asylstatus wünschen sich Begegnungen mit Menschen, die hier ansässig sind oder schon länger in der Schweiz leben. Sie möchten lernen, wie das Zusammenleben hier funktioniert und sich orientieren können. Dass es Räume gibt, in welchen diese Begegnungen stattfinden können, macht dieses offene Haus so notwendig.

Was braucht es, damit das Offene Pfarrhaus funktioniert?
Es braucht eine gute Struktur mit Regeln, nach denen sich alle richten müssen. Menschen, die unsere Räume nutzen, können etwas zurückgeben in Form eines freiwilligen Einsatzes. Kürzlich ist in einem solchen Einsatz im Garten eine ökologische Kleinstruktur aus Steinen entstanden. Es ist für uns wichtig, dass wir gewisse Projekte in die Hände von Freiwilligen geben können, damit wieder Raum für Neues entstehen kann.

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