11.04.2024

Die Zukunft des Klosters Mariastein
Bewahren, tradieren, öffnen

Von Leonie Wollensack/Kirche heute

  • Den Verein der Freunde des Klosters Mariastein gibt es seit 50 Jahren.
  • Er unterstützt das Kloster im Kanton Solothurn ideell und finanziell.
  • Solange es Menschen gebe, werde es Fragen nach Halt, Gegenentwürfen, Orientierung, Werten und Glauben geben. Und solange habe ein Kloster seine Berechtigung, sagt Präsident Glenn Steiger im Interview.

Was sieht der Verein als seine Aufgaben an?

Glenn Steiger: Die Hauptaufgabe ist die Finanzierung von Projekten im und rund um das Kloster, also beispielsweise Sanierungen. Seit der Gründung waren das über 3 Millionen Franken, die der Verein beigesteuert hat. Im Schnitt sind das 60 000 Franken pro Jahr, momentan sind es rund 120 000 im Jahr. Auch die Zeitschrift, früher «Mariastein» heute «Zeit Schrift Mariastein», ist ein wichtiges Projekt, das massgeblich vom Verein mitfinanziert wird. Sie stellt eine Art Vereinspublikationsorgan dar und ist gleichzeitig das Sprachrohr des Klosters. Für die Zukunft ist angedacht, dass ein Teil der Öffentlichkeitsanlässe, die bereits existieren, vom Verein im Patronat übernommen wird. Dabei sollen Veranstaltungen, die bisher einmalig stattgefunden haben, wie beispielsweise der Tag der Jugend, wiederkehrend eingeführt werden.

Bei Diskussionen bringen wir Denkanstösse von «vor den Klostermauern» ein. Ich hoffe, dass wir das Kloster in Zukunft bei einigen Aufgaben entlasten können. Wir haben unter den Mitgliedern viele Menschen mit Fachwissen, die sich freiwillig einbringen. Im Vorstand haben wir zum Beispiel einen Architekten, der in der Infrastrukturgruppe mitarbeitet oder Historiker, die in der Redaktion der Zeitschrift oder am Buch über den Verein arbeiten.

Der Verein ist für Menschen aller Konfessionen offen. Wer engagiert sich bei Ihnen?

Die Mitglieder sind mehrheitlich katholisch, viele stammen aus dem Kanton Solothurn und der Region Basel. Einige Menschen hier haben noch immer eine starke Bindung zu Mariastein. Es ist ein Anker für den Zusammenhalt des Kantons, auch im traditionellen Sinne. Neben den katholischen gibt auch einige reformierte Mitglieder. Alle fühlen sich dem Ort auf irgendeine Art verbunden.

(v.l.n.r.): Pater Leonhard Sexauer, Hermann Flensberg, Hans Voegtli, Monika Hänggi, Brigitte Morel, Glenn Steiger, Gustav Ragettli, Anton Eggenschwiler, Lucas Sterbel. Es fehlen: Franziska Baumann, Jakub Vaclavek | Foto: Matthias Schneider

Was ist die Motivation Ihrer Mitglieder, sich für das Kloster einzusetzen?

Ich denke, das ist sehr divers. Einige sind regelmässige Kirchgänger, die das Kloster erhalten wollen. Dann gibt es Menschen von weiter weg, die sich darüber freuen, mit Informationen über das Kloster versorgt zu werden. Darunter sind auch ältere Menschen, denen es vielleicht nicht mehr möglich ist, selbst zum Kloster zu kommen. Und es sind Leute dabei, die sich allgemein lokal engagieren.


Freunde des Klosters Mariastein

Der Verein der Freunde des Klosters Mariastein wurde 1974 gegründet. Er ging aus den Bemühungen hervor, das Klosters Mariastein staatsrechtlich wieder herzustellen, nachdem das Kloster 1874 im Zuge des Kulturkampfes aufgehoben wurde. Der Verein unterstützt das Kloster seit 50 Jahren materiell und ideell. Die Finanzierung von Restaurierungen und baulichen Instandhaltungen ist eine wichtige Aufgabe des Vereins. Glenn Steiger ist seit 2020 Präsident des Vereins.

Wie sind Sie selbst denn dazu gekommen und was bedeutet Ihr Engagement für das Kloster Mariastein persönlich für Sie?

Durch mein politisches Engagement. Bei einem Podium in der ökumenischen Kirche in Flüh kam Mariano Tschuor, Projektleiter des Projekts «Mariastein 2025», auf mich zu, wir tauschten uns ein wenig aus und blieben in lockerem Kontakt, der mit der Zeit immer enger wurde. Ausserdem kenne ich einige der Mönche persönlich, da ich in Bättwil aufgewachsen bin.

Mariastein ist ein wichtiger Ort für meine Heimat. Ich mag ihn sehr und ich mag auch die Mönche persönlich. Ausserdem finde ich es spannend, in das Klosterleben einzutauchen. Ich meine, wer kann schon diese Erfahrung machen und, wenn auch partiell, am Klosterleben teilhaben? Das ist sehr beeindruckend.

Ich will die Augen nicht verschliessen vor dem, was da auf uns zukommt und denken: «Das wird sich schon alles richten» und in 20 Jahren steht man da ohne Geld und es ist niemand mehr hier. Es kommen immer weniger Menschen hierher, vor allem immer weniger junge Menschen.

Was macht Klöster aus? Braucht es Klöster noch in der heutigen Zeit?

Hier gibt es eine Menge Angebote wie Schweigeseminare, Kurse zu biblischen Themen und so weiter. Mariastein ist darüber hinaus ein wichtiger Wallfahrts- und Pilgerort. Hier können Menschen erfahren, dass der Glaube Halt und Orientierung geben kann. Hier kann ich geborgen sein und werde aufgefangen in schwierigen Lebenssituationen. Das fehlt vielen Menschen. Diese Themen sind sehr aktuell und sie werden nicht an Relevanz verlieren. Solange es Menschen gibt, wird es Fragen nach Halt, nach Gegenentwürfen, nach Orientierung, nach Werten, nach Glauben geben.

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