20.01.2021

Nach der Schliessung des Badener Markts im Jahre 2016 trifft es nun auch den Kanton Solothurn
Caritas-Markt in Olten schliesst

Von Andreas C. Müller

  • Dieser Tage wird der Caritas-Markt in Olten geschlossen – er wurde auch von Aargauer Kunden aufgesucht. Letztere müssen nun nach Zürich oder Luzern ausweichen.
  • Seit elf Jahren führte Caritas Solothurn in Olten einen Caritas-Markt für Armutsbetroffene. Täglich kauften rund 150 Personen im Laden ein. Der Laden liess sich aber nicht weiter finanzieren.

Mitten in der Coronakrise muss der Caritas-Markt in Olten schliessen. «Wir haben leider zu wenig Organisationskapital, um den Laden weiterhin finanzieren zu können», bedauert Geschäftsleiterin Fabienne Notter.

Querfinanzierung hat nicht funktioniert

Es gehört zum Konzept der Caritas-Märkte, Lebensmittel und Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs zu sehr günstigen Preisen anzubieten. Ein Caritas-Markt erzielt keinen Gewinn über den Produkteverkauf. Die Märkte müssen über andere Einnahmequellen und Träger subventioniert werden. In Olten war es Teil des Konzeptes, dass ein integrierter Secondhand den Caritas-Markt mitfinanzieren sollte. «Leider müssen wir eingestehen, dass dieses Konzept nicht funktioniert hat. Wir haben zu wenig kaufkräftige Kunden im Secondhand, der Umsatz ist zu klein», so Fabienne Notter. «Als kleiner Markt ohne Margen und ohne Trägerschaft ist dieses Unterstützungsangebot nicht zu leisten.»

Fabienne Notter, Geschäftsleiterin von Caritas Aargau und Solothurn. | © Felix Wey

Es fehlte aber auch an Trägern, welche den Markt mit grösseren Beiträgen unterstützen. Fabienne Notter dazu: «Wir haben zwar einige Kirchgemeinden und Spender, welche regelmässig Beiträge bezahlen, aber leider reichen diese Beiträge nicht aus, um den Laden an diesem Standort mit dem bestehenden Konzept nachhaltig zu finanzieren.»

Ausweichen nach Zürich?

«Wir bedauern die Ladenschliessung sehr», sagt Fabienne Notter. Der Bedarf an einem Caritas-Markt sei vorhanden, das hätten die vielen Kunden deutlich gemacht. Man sei darum offen: «Wenn sich in Zukunft eine neue Option eröffnet mit einer günstigen Liegenschaft, einem nachhaltigen Konzept und genügend Trägern, welche eine nachhaltige Finanzierung ermöglichen, sind wir sofort bereit, ein neues Projekt zu prüfen.»

Bis auf Weiteres heisst das aber für Aargauer Bedürftige, in die grossen Zentren auszuweichen. Die nächstgelegenen Caritas-Läden befinden sich in Zürich, Basel, Luzern oder Biel. Olten war zumindest für den Aargauer Westen ideal, weil nahe gelegen. Zu 80 Prozent hatte der Laden, laut Fabienne Notter, Kunden aus Olten und der näheren Umgebung. «Es gab auch Kunden aus der Region Aarburg, Oftringen bis Aarau. Um nach Luzern, Basel oder Zürich auszuweichen, fallen nun höhere Anfahrtskosten an, weshalb der Besuch der dortigen Caritas-Läden wohl für manche Armutsbetroffene nicht in Frage kommen dürfte, was auch Fabienne Notter bestätigt.

Caritas Solothurn ist weiterhin für Armutsbetroffene da

Er kaufe hier fast alles, erklärt dieser Kunde, der von Sozialhilfe lebt und froh ist, dass es den Caritas-Markt gibt. | © Roger Wehrli

Trotz der Ladenschliessung will Caritas ihr Engagement im Kanton für Armutsbetroffene weiterführen und den Fokus vorläufig stärker auf bestehende Projekte und die Sozialberatung richten. Die kirchliche Sozialberatung von Caritas sei zurzeit sehr gefragt, heisst es. Nach wie vor meldeten sich Personen, deren Probleme durch die Coronakrise ausgelöst oder verschärft wurden. Hier helfe Caritas mit Beratungen und übernehme punktuell Rechnungen als Überbrückungshilfe, bis eine Anschlusslösung gefunden wird. «Wir sind froh, so auch weiterhin für armutsbetroffene Menschen im Kanton da sein zu können», sagt Fabienne Notter.

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