09.04.2024

Vier Kirchgemeinden schliessen sich zusammen
«Der Spirit stimmt»

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Die vier Kirchgemeinden Bellikon, Künten, Stetten und Rohrdorf wollen sich neu zu einer einzigen Kirchgemeinde zusammenschliessen.
  • Was in anderen Pastoralräumen auf Widerstand stösst, ist im «Pastoralraum am Rohrdorferberg» breit akzeptiert.
  • Drei Mitglieder der Projektgruppe berichten, was bisher geschah und wie der Zusammenschluss bis Anfang nächstes Jahr glücken soll.

Am Tisch sitzen drei, die etwas geschafft haben, das keineswegs selbstverständlich ist: die Menschen aus vier Kirchgemeinden für einen Zusammenschluss zu gewinnen. Pia Gribi, Rita Wildi und Stephan Schibli gehören zur achtköpfigen Projektgruppe, die seit zwei Jahren darauf hinarbeitet, dass in ihrem Pastoralraum die katholische Kirchgemeinde am Rohrdorferberg durchstarten kann.

Pia Gribi ist seit 2020 Mitglied der Kirchenpflege Rohrdorf und in der Projektgruppe verantwortlich für die Kommunikation. | Foto: Roger Wehrli

Personalsuche als Auslöser

24 Pastoralräume zählt der Aargau. Während die pastorale Seite des dualen Systems innerhalb dieses Raums als Einheit funktioniert, bestehen auf staatskirchenrechtlicher Seite meistens mehrere Kirchgemeinden. Doch Leute für diese Gremien zu finden, ist schwierig geworden. Die Personalsuche war denn auch einer der Auslöser für die Idee des Zusammenschlusses: «Aus Mangel an Interessenten richteten wir eine Anfrage an den ­Kirchenratspräsidenten Luc Humbel, ob es möglich sei, einen einzigen Finanzverantwortlichen für alle Kirchenpflegen zu haben», erinnert sich Rita Wildi, Präsidentin der Kirchenpflege Rohrdorf. Das ging jedoch nicht. Wildi absolvierte zu dieser Zeit den Basislehrgang «Kirchenmanagement», angeboten von der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz. So stand sie im Austausch mit Kirchgemeinden anderer Kantone, lernte neue Modelle kennen und es reifte die Idee eines Zusammen­schlusses.

Deckungsgleich mit dem Pastoralraum

Ein weiterer Auslöser war die Vision, staatskirchenrechtliche und pastorale Struktur in Einklang zu bringen. Der im Jahr 2016 errichtete Pastoralraum am Rohrdorferberg umfasst die Pfarreien Künten, Stetten, Bellikon und Rohrdorf. Die Zusammenarbeit im Pastoralraum funktioniert gut. Stephan Schibli folgert: «Grundsätzlich ergibt es also Sinn, die Kirchgemeinde deckungsgleich mit dem Pastoralraum zu machen.» Wenn es künftig nur noch eine Kirchenpflege und eine Finanzkommission gibt, wird die Mitgliedersuche einfacher. Der Zusammenschluss bietet die Chance, professioneller zu arbeiten und als Arbeitgeber attraktiv zu werden. Pia Gribi ist seit 2020 Mitglied der Kirchenpflege Rohrdorf und in der Projektgruppe verantwortlich für die Kommunikation. Als ehemalige Sakristanin habe sie in diesem Amt nun die andere Seite des Systems entdeckt und überhaupt viel Neues gelernt. Noch gebe es leise Bedenken, die Identität der einzelnen Pfarreien könnte verloren gehen, doch «der Spirit stimmt», sagt Stephan Schibli. Der Kirchenpfleger aus Stetten meint damit die positive Einstellung der Beteiligten und Betroffenen zum Zusammenschluss.

«Wir schauen mit Vertrauen und Vorfreude auf das, was kommt», sagt Stephan Schibli. | Foto: Roger Wehrli

Alle Fragen beantwortet

Um diesen fruchtbaren Boden zu bereiten, setzte die Projektgruppe auf offene Kommuni­kation. In einem ersten Schritt wurden alle Kirchenpfleger des Pastoralraums eingeladen und über die Idee informiert. In einer schriftlichen Umfrage bei allen Katholiken im Pastoralraum holten die Kirchenpflegen die öffentliche Meinung ein. Die Umfrage ergab über 70 Prozent Zustimmung. Im Herbst 2022 folgte eine Absichtserklärung aller Kirchgemeindeversammlungen, und im Januar 2024 fanden Infoveranstaltungen für die Mitarbeitenden und das Kirchenvolk statt. Ein Anwesender resümierte: «Wir hatten viele Fragen, jetzt sind alle beantwortet.»

Rita Wildi, Präsidentin der Kirchenpflege Rohrdorf, liess sich an einer Weiterbildung zum Zusammenschluss inspirieren. | Foto: Roger Wehrli

Am 9. Juni stimmen die Katholiken im ­Pastoralraum an der Urne über den Zusammenschluss und das Budget ab. Bei einem Ja stehen der Übertrag aller Arbeits-, Pacht- und Mietverträge sowie das Eröffnen neuer Bankkonti an. Für den ganzen Prozess holte sich die Projektgruppe Unterstützung bei Organisationsberater Hans Lichtsteiner, der die Hauptsitzungen begleitet hat. «Die professionelle Begleitung war wesentlich. Wir schauen mit Vertrauen und Vorfreude auf das, was kommt», sagt Stephan Schibli. Vor die Synode kommt der Antrag zum Zusammenschluss im November 2024. Wenn alles klappt, startet die neue Kirchgemeinde am 1. Januar 2025.

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