08.06.2023

Delegiertenversammlung 2023 des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes
Die Frauenbande war in Baden

Von Eva Meienberg

  • Rund 150 Frauen haben am 3. Juni an der Delegiertenversammlung des SKF teilgenommen.
  • Der Frauenbund ist national und international vernetzt und ein wichtiger Akteur im Synodalen Prozess.
  • Die Klimaseniorin und Alt-Nationalrätin, Pia Hollenstein, sprach zum Themenschwerpunkt Klimapolitik.
Markus Schneider, Stadtammann von Baden und AKF-Präsidentin, Pia Viel | Foto: Sarah Paciarelli

Mit wehenden Fähnchen wurden die rund 160 Teilnehmenden an der Delegiertenversammlung 2023 des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) am Bahnhof Baden empfangen. Ziel war das Trafo, eine ehemalige Industriehalle der ABB. Dort durfte sich die Frauenbande, wie die Präsidentin, Simone Curau-Aepli, ihre Gäste begrüsste, an festlich geschmückte Tische setzen.

Die Präsidentin des SKF hiess die anwesenden Frauen – und Männer, die allerdings an einer Hand abgezählt werden konnten – in allen vier Landessprachen willkommen. Pia Viel, Präsidentin des Aargauer Katholischen Frauenbundes (AKF) begrüsste die Anwesenden als Gastgeberin. Der Vorstand des AKF lud Markus Schneider, Stadtammann von Baden, zusammen mit Nationalrätin Marianne Binder und Claudia Mennen von der katholischen Kirche im Kanton Aargau, für ein Grusswort ein.

Gut vernetzt

Simone Curau-Aepli blickte auf das vergangene Jahr zurück. Der SKF bringe sich in den Prozess der fundamentalen Veränderung der katholischen Kirche ein, auch international. Dies etwa mit der Verbindung zum Catholic Womens Council oder mit der Mitgliedschaft bei Andante Europa. Die Präsidentin der europäischen Plattform für katholische Frauen, Sabine Slawik, die auch als Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes amtet, war ebenfalls unter den Gästen.

Mit der Gründung der Allianz Gleichwürdig Katholisch habe der SKF den politischen Kampf für die Gleichberechtigung in der katholischen Kirche ausgelagert, da dieses Engagement viele Ressourcen gebunden habe, sagte Katharina Jost Graf, Vizepräsidentin des SKF. Mit der Schaffung eines Trägervereins und der Geschäftsstelle sei dies gelungen. «Der Synodale Prozess in der Schweiz und in Europa wäre lahmer ohne die Allianz Gleichwürdig Katholisch», sagte die Vizepräsidentin. Momentan arbeite die Geschäftsstelle ein Label aus, das an Organisationen vergeben werde, die den Kriterien der Allianz Gleichwürdig Katholisch entsprächen.

Simone Curau-Aeppli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes | Foto: Eva Meienberg

Der Geschäftsbericht wurde ohne Gegenstimme abgenommen, ebenso die Rechnung. Obwohl sich in der Rechnung der schleichende Mitgliederrückgang und vor allem das schlechte Börsenjahr abzeichnet, wie Karin Weber, Finanzverantwortliche des Vorstandes, erklärte.

Zukunft des Frauenbundes

Mit den Massnahmen des Programms «Frauenbande 2.0», das im vergangenen September lanciert worden ist, sollen die Mitgliederzahlen und -beiträge stabilisiert werden. Ausserdem prüfe der SKF Fundraising-Projekte, um finanziell stabil zu bleiben, sagte Karin Weber. Die Mitgliederbeiträge will der Vorstand vorerst nicht erhöhen.

Mit dem Austritt aus dem Vorstand des SKF von Miriam Christen-Zarri ist die Mindestanzahl von fünf Personen erreicht. Neuwahlen in den Vorstand gab es dennoch keine. Vorstandsmitglied Fabienne Roos verabschiedete die Kantonalpräsidentinnen Ilona Nydegger-Geissmann aus dem Kanton Schwyz, Margrit Ulrich-Roos aus dem Kanton Zug und Josiane Nüscheler aus dem Kanton Basel-Land.

Kirche in Schieflage

Gabriela Allemann, Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz | Foto: Eva Meienberg

In einem weiteren Grusswort bedankte sich Gabriela Allemann, Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS), für das schwesterliche ökumenische Unterwegssein mit dem SKF. Weihbischof Josef Stübi überbrachte die Grüsse der Schweizer Bischofskonferenz. «In der Frauenfrage ist die katholische Kirche in Schieflage», sagte Josef Stübi. Er verwies jedoch auf die Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode im Herbst in Rom, wo zum ersten Mal in der Geschichte Frauen als reguläre Mitglieder eingeladen werden. Die mindestens 40 Frauen – Ordensfrauen und Laien – haben alle ein Stimmrecht.

Zu Wort meldete sich auch Marie-Christine Conrath, Koordinatorin des réseau des femmes en église aus der Diözese Lausanne, Genf und Fribourg. Für sie sei die Mitgliedschaft im SKF eine grosse Stütze. Sie lud die Anwesenden ein, am Feministischen Streik am 14. Juni nach Fribourg zu kommen und sich für die Verbesserung der theologischen Ausbildung der Frauen in der Westschweiz einzusetzen. Monika Hunger-Bühler lud die Anwesenden zum Feministischen Streiktag nach Bern ein.

Irmgard Cavigelli, Präsidentin des Katholischen Frauenbundes Graubünden lud die Delegierten für die nächste Delegiertenversammlung am 25. Mai 2024 nach Chur ein.

Klimapolitik, Klimaseniorinnen, Klimajugend

Sarah Paciarelli, Kommunikationsverantwortliche des SKF, führte durch das Nachmittagsprogramm. Klimapolitik gehöre zur DNA des SKF, sagte Sarah Paciarelli. Darum lud sie Alt Nationalrätin Pia Hollenstein zu einem Gespräch ein. Die Klimaseniorinnen machten im März Schlagzeilen. Damals reisten sie nach Strassbourg an die öffentliche Anhörung vor der grossen Kammer am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dorthin zogen die Klimaseniorinnen ihre Klage, die vom Schweizer Staat abgewiesen wurde. Die Klimaseniorin erzählte dem interessierten Publikum, wie die Klage zu Stande kam und beantwortete die Fragen von Sarah Paciarelli.

Sarah Paciarelli, Kommunikationsverantwortliche SKF und Klimaseniorin Pia Hollenstein im Gespräch | Foto: Eva Meienberg

«Die Schweiz macht zu wenig gegen die Klimakrise, obwohl es in unserer Verfassung steht und wir Umweltschutzgesetze haben», sagte Pia Holenstein. «Als Alt Nationalrätin bin ich gewohnt, dass politische Prozesse lang dauern, aber die Klimakrise fordert schnelle Entscheidungen.» Sie engagiere sich, um aus der Hoffnungslosigkeit herauszutreten.

Einflussnahme als grösste Chance

Ihrer Meinung nach fehlen bürgerliche Politikerinnen und Politiker, die sich für den Klimaschutz und für das Allgemeinwohl engagierten. Gleichzeitig ist sie beeindruckt vom Engagement der Klimajugend und versteht, dass sich diese nicht in die politischen Institutionen einbringen wollten. Sie hätten die Hoffnung verloren, dass die Politik die Probleme lösen könne.

Pia Holenstein forderte die anwesenden Frauen auf, Einfluss zu nehmen in den Gremien, in denen sie vertreten seien. «Einflussnahme ist unsere grösste Chance,» sagte die Klimaseniorin. «Macht Vorstösse, Motionen, bildet euch weiter und prüft euer eigenes Verhalten. Dem SKF rät Pia Holenstein, noch präsenter in den Medien zu sein.

Nach einer Einlage des Theatersport-Ensembles «Improphil» ging die Delegiertenversammlung 2023 zu Ende.

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