02.06.2022

Weiterbildung des Vereins der Pfarreisekretärinnen in der Propstei Wislikofen
Die Freude an der Arbeit bewahren

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Die Arbeit auf dem Pfarreisekretariat ist vielseitig und abwechslungsreich.
  • Doch auch die Stressfaktoren sind zahlreich: viele Unterbrechungen, wachsende Pendenzenlisten, hässige Leute am Telefon, schwierige Teamsituationen und das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, dass man in dieser Kirche überhaupt noch arbeitet. 
  • Die Weiterbildung «Mit Freude arbeiten – achtsam sein mit sich selbst» des Vereins der Pfarreisekretärinnen in der Propstei Wislikofen vermittelte den Teilnehmerinnen Tipps und Tricks, wie sie schwierige Situationen bei der Arbeit gelassen bewältigen.


Thomas Jenelten schraubt den Deckel von der Mineralwasserflasche und schenkt sich ein. Bis zur Hälfte füllt er sein Glas, dann blickt er prüfend in die Runde: «Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer?» Nun tendiert jeder, je nach Lebenseinstellung, entweder zur positiven oder zur negativen Sichtweise.

Doch dem Referenten geht es um etwas anderes. Das Konzept des Selbstmitgefühls, das er soeben präsentiert hat, sagt: «Es ist beides.» Denn die Voraussetzung für Selbstmitgefühl ist, die Tatsachen anzuerkennen. Thomas Jenelten vermittelt den im Saal Versammelten, wie gut es tut, in schwierigen Momenten klar zu formulieren: «Das ist gerade eine sehr mühsame Situation.» Und dann ergänzt er die entscheidenden Sätze: «Ich leide. Leiden gehört zum Leben. Ich will gut zu mir selber sein.»

Verein der Pfarreisekretärinnen


Der Verein der Pfarreisekretärinnen wurde im Jahr 2000 gegründet und ist eine Arbeitnehmerorganisation, die ihre Mitglieder im Zusammenhang mit ihrem Beruf unterstützt und berät. ​Mitglieder profitieren von Weiterbildungen, Lohnvergleich, Kontakt- und Austauschmöglichkeiten sowie einer Rechtsschutzversicherung. 

Der Verein wird von den Co-Präsidentinnen Béatrice Demuth und Luzia Joho geführt, Vorstandsmitglieder sind Beatrice Siegrist, Uschi Sterl und Emerita Lötscher. Die Geschäftsstelle in Zofingen betreut Rita von Büren.

Die zweitägige Weiterbildung in der Propstei Wislikofen findet noch zweimal statt: 12./13.9.2022 (Anmeldeschluss: 6.6.) und 11./12.1.2023 (Anmeldeschluss: 7.11.).​ Anmeldung: www.pfarreisekretaerinnen.ch

Erfahrungen teilen


Die Weiterbildung «Mit Freude arbeiten – achtsam sein mit sich selbst» in der Propstei Wislikofen wurde vom Verein der Pfarreisekretärinnen organisiert. 22 Frauen und ein Mann befassten sich zwei Tage lang mit ihrer persönlichen Lebenssituation, diskutierten in Gruppengesprächen, übten sich in Stille und meditativen Techniken. Dazwischen genossen sie sichtlich das Zusammensein unter Gleichgesinnten. «Es tut gut, mit Menschen zu sein, die meine Erfahrungen teilen und die Sorgen einer Pfarreisekretärin verstehen», sind sich die Teilnehmerinnen einig.

Anerkennen, was ist


«Hier ist Zeit und Raum dafür, die Brille abzulegen und sich ehrlich mit sich und seiner Situation auseinanderzusetzen», sagt Thomas Jenelten, der die zwei Tage in der Propstei leitet. Der Theologe ist Seelsorger im Regionalen Pflegezentrum Baden, Polizeiseelsorger im Kanton Aargau und Achtsamkeitslehrer. Er sagt: «Ich bleibe auch nach diesen zwei Tagen erreichbar, wenn jemand einen zweiten Schritt braucht.»

Die Weiterbildung in Wislikofen hat gezeigt, dass die Arbeit auf dem Pfarreisekretariat durchaus belastende Seiten hat: viele Unterbrechungen, Zeitdruck, wachsende Pendenzenlisten, hässige Leute am Telefon, schwierige Teamsituationen und sich rechtfertigen müssen, dass man in dieser Kirche überhaupt noch arbeitet.

Thomas Jenelten ist Theologe, Achtsamkeitslehrer und Seelsorger im Regionalen Pflegeheim Baden sowie bei der Kantonspolizei Aargau. | Foto: Marie-Christine Andres

Zwischen den Fronten


Béatrice Demuth, Co-Präsidentin des Vereins der Pfarreisekretärinnen, weiss, dass es auf den Pfarrämtern immer wieder Abgänge wegen Überlastung gibt: «Unser Aushilfepool, der in den vergangenen Jahren nur vereinzelt gefragt war, ist seit einiger Zeit stark ausgelastet.» Noch hätten sich in den neu entstandenen Pastoralräumen nicht überall reibungslos funktionierende Führungsstrukturen etabliert. Manche Sekretärinnen werden aufgerieben zwischen den zwei Seiten des dualen Systems, weil sie einerseits Weisungen erhalten vom Pastoralraumleiter, ihrem direkten Vorgesetzten, andererseits aber auch von der Kirchenpflege, der anstellenden Behörde. Die Weiterbildung will dazu beitragen, dass die Frauen und Männer in der wichtigen «Schaltzentrale» der Pfarrei sich die Freude an ihrer Arbeit bewahren können.

GV am 16. März 2022

Am Mittwoch, 16. März 2022, konnte der Verein der Pfarreisekretärinnen anlässlich der 21. Generalversammlung das zwanzigjährige Bestehen (Gründungsjahr 2000) nachfeiern. Im stimmungsvollen Ambiente der Gärtnerei Heini in Luzern, fand zuerst die offizielle GV, danach der kulturelle und gesellige Teil statt. Dabei wurde, ebenfalls mit Verspätung, die langjährige Präsidentin Ruth Hunziker verabschiedet. Statutenänderungen, die erlauben, ein Co-Präsidium zu führen, wurden angenommen, so dass nun Béatrice Demuth und Luzia Joho das Präsidentinnenamt teilen. Neue Mitglieder des Vereins, die zur GV gekommen waren, erhielten ein kleines Willkommensgeschenk.

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