18.01.2024

Netzwerktreffen in Zürich
Die Jugend geht den synodalen Weg

Von Regula Pfeifer/Kath.ch/eme

  • Im OMG in Zürich haben sich am 14. Januar rund 40 junge Frauen und Männer über ihre Wünsche an die Kirche ausgetauscht.
  • Mehr kirchliche Gemeinschaft unter ihresgleichen, war der Tenor.
  • Die Jugendlichen müssten vor allem darüber sprechen, wie sie den synodalen Weg miteinander gehen wollen, sagt Mario Stankovic von der Jugendseelsorge Zürich.

Mal andere gläubige Jugendliche treffen: Das wünschen sich einige der rund 40 Teilnehmenden des Netzwerktreffens des Jugendrats. Denn die jungen Menschen finden kaum Gleichaltrige in ihren Pfarreien. Dieser Wunsch schwingt oft mit an diesem Sonntagnachmittag im OMG, dem Haus mit dem Kürzel für «Oh my God» unweit der Kirche Peter und Paul. Hier sind die Katholische Jugendseelsorge Zürich, ein Caritas Secondhand-Laden, Jungwacht Blauring, Pfadi Zürich und das Tanzangebot Roundabout zuhause.

Ideen gibt es viele

Es sei wie die Frage von Huhn und Ei, sagt Andreas, ein Jugendratmitglied. «Die Jungen haben kein Interesse, in den Gottesdienst zu kommen, weil sie da keine Gleichaltrigen antreffen werden. Und die ältere Generation will kein Geld für Jugendanlässe ausgeben, weil sie annehmen, dass das die jungen Menschen nicht interessiert.» Nach dem Sonntagsgottesdienst könnten Pfarreien einen Jugendanlass organisieren, ist eine der Ideen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Eine Art Stammtisch, eine Kaffee-Runde oder ein Spaghetti-Essen werden vorgeschlagen. Letzteres gefällt Isabelle aus Attinghausen UR am besten, wie sie gegenüber kath.ch sagt. Bei ihrem Pfarrer will sie die Spaghetti-Plausch-Idee einbringen.

Auf das Wie kommt es an

Es ist das erste Netzwerktreffen des Jugendrats. Den zwölfköpfigen Jugendrat des Bistums Chur ins Leben gerufen hat Bischof Joseph Maria Bonnemain. Nach einer ersten Zusammenkunft 2021 in Einsiedeln folgten weitere Treffen unter der Leitung von Viktor Diethelm. Mario Stankovic führt diese Aufgabe nun weiter – mit vermehrtem Fokus aufs Inhaltliche. «Der Netzwerkanlass des Jugendrates motiviert die Teilnehmenden, am synodalen Weg der Weltkirche anzuknüpfen.» Die jungen Menschen sollten diesen Weg bei sich vor Ort einfordern. Dabei sei es wichtig, dass darüber gesprochen werden, wie dieser Weg gegangen werde, sonst blieben die Bemühungen erfolglos, sagt Mario Stankovic von der Jugendseelsorge Zürich. Zusammen mit der auf Transformationsprozesse spezialisierten Soziologin Eva-Maria Spreitzer leitet er den Nachmittag. Den Anwesenden schlägt Spreitzer ein sogenanntes «Maniflexo» vor. Das sei ein Manifest, das etwas vorschreibe, aber auch flexibel und veränderbar bleibe. Darin festgehalten werden sollen Wünsche, Gedanken, Prinzipien, Werte, Ideen und Formate.

Selbst anpacken

Etwas Neues zu denken, sei aber nicht so einfach, betonen Stankovic und Spreitzer. Denn der Mensch orientiere sich eher am Bekannten und Vergangenen. Hier gehe es aber darum, vorwärtszuschauen. «Wir haben da einen grossen Vorteil», betont Stankovic, «wir haben unseren Glauben.» In der Gruppendiskussion sagt eine junge Frau: «Wir wollen Spiritualität nicht nur im Gottesdienst leben, sondern auch anders, in der Gemeinschaft». Ein junger Mann befürchtet, dass die Sache dann wieder versande. Ähnliches sagen zwei andere Teilnehmende. «Wir müssen es selbst anpacken», motiviert Mario Stankovic. «Wenn wir es nicht machen, wer soll es dann tun?»

Sauerteig für die Kirche

Am Austausch an den Gruppentischen ist auch Bischof Bonnemain beteiligt. Nach der Pause erhält er das Wort und erzählt: Während alle anderen ihre eigenen Wunden umwickelten, habe als einziger Jesus die Wunden der anderen behandelt. «Ich brauche eine Gruppe junge Menschen, die sich gegenseitig die Wunden verbinden, jeden Tag», schliesst der Bischof. Diese Gruppe sei dann der «Sauerteig» für eine synodalere Kirche. Er hoffe, dass sich weitere Leute dafür meldeten. «Ich gehe weg, höchst motiviert und mit der Überzeugung, dass wir eine Erfolgsgeschichte haben werden», verabschiedet sich Bischof Bonnemain. «Ich hatte keine besonderen Erwartungen und bin jetzt positiv überrascht von diesem Anlass», zieht Isabelle ihr Fazit. «Ich habe gemerkt, es gibt viele andere Jugendliche, die das gleiche Ziel und ebenso Freude an der katholischen Kirche haben.»

 

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