06.10.2022

Markus Stohldreier, Vorstandsmitglied des Pfarrblattvereins, zum Schweizer Synodenbericht
Ein anspruchsvoller Weg

Von Markus Stohldreier

  • Der Schweizer Synodenbericht ist in Rom angekommen.
  • Am 22. September äusserte sich Bischof Felix hier auf Horizonte online zu den offenen Punkten des Berichts.
  • Die Redaktion hat nun Markus Stohldreier, Theologe und Vorstandsmitglied der Aargauer Pfarrblattgemeinschaft, um seine Einschätzung gebeten.

Aufgaben und Ziele

Am 9./10. Oktober eröffnete Papst Franziskus den Weg der Synode 2021-2023. Dazu wurden die Bistümer und diverse Organisationen einbezogen. Der Papst stellte «Fragen in zehn Themenbereichen zur Diskussion»; zentral war, «wie sich Mitglieder der katholischen Kirche im Dialog begegnen können, um gemeinsam als Kirche und mit den Menschen unserer Zeit weiterzugehen.»1 Die Schweizer Diözesen reichten ihre Antworten zu diesen Fragen zuhanden der Schweizer Bischofskonferenz ein. Diese veröffentlichte am 12. Juli den Schweizer Synodenbericht.2 In der letzten Ausgabe von Horizonte (Nr. 39/40) bezog Bischof Felix Gmür Stellung zu diesem Bericht, der bereits in Rom angekommen ist. Im Oktober 2023 wird eine abschliessende Diskussion der Fragen im Rahmen der Bischofsynode in Rom stattfinden.

Sorgen und Zweifel, aber auch Hoffnung

Die Schweizer Bischofskonferenz benennt in ihrem Synodenbericht die kirchliche Situation in unserem Land mit folgenden Stichworten: «Relevanzverlust der kirchlichen Glaubenstradition, Vertrauensverlust der Kirche und wachsende Distanzierung von der Kirche.» Es gebe auf den Synodenprozess ein geteiltes Echo: Einerseits Hoffnung auf das Eintreten von bereits oft eingeforderten Veränderungen; andererseits Zweifel, ob das Ganze überhaupt Sinn ergibt, weil die Entscheidungs- und Handlungsperspektiven zu wenig klar sind, und die Sorge vor einer Frustration von Beteiligten bei einer möglichen Wirkungslosigkeit des Prozesses. Sodann führt der Synodenbericht die Ergebnisse zu den zehn von Papst Franziskus angeführten Fragen auf.

Zentrale Fragen

Zur Person

Dr. theol. Dr. phil. Markus Stohldreier, geb. 1958, studierte katholische Theologie, Philosophie und Geschichte in Münster, Freiburg/Br., Luzern und Paderborn. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins Römisch-Katholische Pfarrblattgemeinschaft Aargau und darin zuständig für das Ressort Pastoralräume/Pfarreien. Er war fast 40 Jahre lang als Theologe tätig, davon 29 Jahre als Gemeindeleiter im Aargau. Heute ist er pensioniert und widmet sich vornehmlich seiner wissenschaftlichen Arbeit.

Dazu gehören u.a.: Gleichberechtigung, Einbezug nicht heterosexueller Menschen und die Frage nach einem Klerikalismus, der nicht bereit ist, andere bei Entscheidungsprozessen einzubeziehen. Bischof Felix Gmür stellte sich im Interview diesen Fragen. Man sehe die Notwendigkeit einer Ombudsstelle und arbeite daran. Allerdings bräuchten solche Prozesse Zeit. Damit ist ein wichtiges Thema angesprochen: Unsere heutige Zeit ist schnelllebig. Andererseits können sich stellende Fragen selten zügig gelöst werden, weil die Interessen und Denkweisen zu unterschiedlich sind.

Das betrifft auch die Frage nach der Gleichberechtigung der Frauen, der verheirateten und geschiedenen Männer und der geschiedenen Wiederverheirateten im kirchlichen Kontext. Um andere Regelungen zu finden als bisher, will Bischof Gmür das Anliegen an der kommenden europäischen Bischofssynode eingeben. Dieses Anliegen ist zu begrüssen, ebenso die Aussage, dass auch Frauen zur Sakramentenspendung zugelassen werden sollten. Offen bleibt im Interview jedoch, wie die Frage der Geschiedenen und geschieden Wiederverheirateten und der Umgang mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung gelöst werden soll. Nicht umsonst sagt der Bischof: «Die Schwierigkeit besteht darin, eine neue Regelung auf Papier zu bringen.»

Viele der genannten Fragen sprechen strukturelle Veränderungen an. Bischof Gmür fragt dazu: «Kann ich nur glauben, wenn die Strukturen stimmen, und sonst nicht?» Das ist eine berechtigte Frage. Andererseits haben viele Menschen heutzutage Mühe mit den kirchlichen Strukturen, dem gilt es sich zu stellen.

1 Bistum Basel: Synodaler Prozess zur Synode 2023 vom 7.1. 2022, 4. In: gfs.bern.ch.
2 Vgl. https://www.bischoefe.ch/dokumente/synode-2021-2023/

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