21.12.2017

Ein Gast, grösser als alle Gäste

Von Priorin Irene Gassmann

Auf der Suche nach einer kleinen Weihnachtsgeschichte fragte Horizonte im Fahr an. Vielleicht würde ein spezieller Gast erwartet. Bei Priorin Irene Gassmann rannte das Pfarrblatt offene Türen ein. Pater Martin Werlen habe da etwas angekündigt, sagte sie und schrieb einen Gastbeitrag.

«Der Platz beim Veloständer wäre doch sehr gut geeignet, dort unter dem Dach könnten wir für die Schafe eine Krippe bereitstellen», schlägt Schwester Beatrice vor. «Der Klosterhof mit der Kapelle würde sich besser eignen», meint Schwester Fidelis und fährt fort: «So könnten die betagten Schwestern und die älteren Besucherinnen und Besucher in der Kapelle Platz nehmen und müssen nicht die ganze Zeit stehen». «Warum gehen wir nicht zum Schweinestall, dort wo wir letztes Jahr die Weihnachtsfeier mit unseren Mitarbeitern gefeiert haben?», fragt Schwester Veronika. «Und wie wäre es beim Stall auf der Weide der Ziegen? Das wäre doch der richtige Platz für Weihnachten!» sagt Schwester Bernadette.

Pater Martin Werlen mischt den Konvent auf

Ja, seit der Predigt vom ersten Adventssonntag überlegen die Schwestern vom Fahr hin und her, wo dieses Jahr der Mitternachtsgottesdienst gefeiert werden soll. Pater Martin Werlen kündigte am ersten Adventssonntag an, dass sich bei ihm ein Gast angemeldet habe, der an Weihnachten beim Mitternachtsgottesdienst im Kloster Fahr dabei sein werde.

«Ich habe mir lange überlegt, ob ich dies zu Beginn des Advents ankündigen soll oder nicht. Denn wenn bekannt wird, wer an Weihnachten mit mir ins Kloster Fahr kommt, so könnte es sein, dass die Klosterkirche zu klein ist. Der Mitternachtsgottesdienst müsste dann allenfalls nach draussen auf den Parkplatz vor der Scheune verlegt werden. Da ich dies mit der Klostergemeinschaft noch nicht absprechen konnte, bin ich unsicher, ob ich dies jetzt mitteilen darf. Obwohl meine innere Stimme ‚Nein‘ sagt, habe ich entschieden, dieses Geheimnis trotzdem zu verraten», so Pater Martin.

Weihnachten, eine Gewohnheitssache?

Die Schwestern und vermutlich auch alle Gottesdienstbesucherinnen und -Besucher lauschen an diesem ersten Adventssonntag gespannt den Worten ihres Mitbruders. «Doris Leuthard?» fragt der Prediger und gibt die Antwort gleich selber. «Das kann ich selbstverständlich nicht ausschliessen. Schliesslich hat sie als Aargauerin eine besondere Beziehung zum Kloster Fahr. Aber von ihr weiss ich es nicht. Oder Roger Federer mit seiner Familie? Auch das könnte sein, aber es ist nicht der Gast, der sich bei mir gemeldet hat. Papst Franziskus? Darüber würden sich bestimmt nicht nur die Schwestern freuen. Aber das ist eher unwahrscheinlich!»

Spätestens jetzt wird für alle klar, wer der besondere Gast an Weihnachten ist: Jesus Christus! «Für die grossen Gäste würden alle bestimmt sofort mit der Planung und Vorbereitung für ein unvergessliches Fest beginnen! Und wie bereiten wir uns auf das Kommen dessen vor, der grösser ist als all die Grossen? Haben wir uns das schon mal richtig überlegt oder läuft Weihnachten jedes Jahr einfach so ab, wie wir es gewohnt sind?»

Ein Platz im Freien am Rande der Stadt

Nach dieser Predigt ist für die Schwestern klar: Weihnachten 2017 kann nicht so gefeiert wie es immer war. Jesus wurde damals in Bethlehem geboren, draussen am Rand der Stadt in einem Stall. Ja, was könnte passender sein für die Weihnachtsfeier im Kloster Fahr am Rand der Stadt als ein Platz im Freien? So beginnen die Schwestern verschiedene Szenarien durchzuspielen; schauen die möglichen Standorte an; wägen Vor- und Nachteile ab; und überlegen, was je nach Wetter zu beachten ist…

Noch ist nicht festgelegt, wo und wie der Mitternachtsgottesdienst 2017 um 23 Uhr im Kloster Fahr gefeiert wird. Sicher ist: Es soll eine besondere Feier sein, schlicht und einfach, ohne Schnörkel dafür aber tiefgründig. Die Schwestern freuen sich, wenn viele mit ihnen feiern, Platz hat es bestimmt für alle!

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