24.10.2022

Fest für liturgische Dienste des Liturgischen Instituts lockte 300 Freiwillige nach Einsiedeln
Ein grosses Fest der Dankbarkeit

Von Marianne Bolt/Pfarreiblatt der katholischen Kirche Zug, chb

  • Ohne die zahlreichen Freiwilligen in liturgischen Diensten wäre es schwierig, Gottesdienste und Messfeiern nach den Vorgaben der Kirche zu feiern.
  • Um diese Freiwilligen zu ehren und ihnen für ihre ehrenamtlichen Dienste danke zu sagen, veranstaltete das Liturgische Institut der deutschsprachigen Schweiz im Kloster Einsiedeln ein Fest.
  • Rund 300 dienstbare Seelen folgten der Einladung zum Fest für liturgische Dienste und erlebten einen inspirierenden Tag mit theologischem Tiefgang.

Ein Gottesdienst ohne die Ehrenamtlichen sähe karg aus. So bedankte sich das Liturgische Institut der deutschsprachigen Schweiz mit dem «Fest für liturgische Dienste» am 15. Oktober bei all jenen, die sich freiwillig in der Liturgie engagieren. Im Kloster Einsiedeln wurden sie gefeiert; Festredner war der berühmte Benediktinerpater Anselm Grün.

In Scharen strömten die Festteilnehmer in Richtung Theatersaal des Klosters Einsiedeln. «Fest für liturgische Dienste» stand auf den richtungsweisenden Schildern geschrieben. Was diese Personen verband: Sie alle engagieren sich ehrenamtlich in der katholischen Kirche. Sei dies als Lektorin, als Kantor oder im Austeilen der Kommunion. Auf Einladung des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz fanden sie sich an diesem Samstag im Kloster Einsiedeln ein, um am Fest für liturgische Dienste teilzunehmen.

«Es ist die Sehnsucht»

Nahezu 300 Personen waren da. Etwa Adrian aus Bern, für den das «Fest der liturgischen Dienste» eine Quelle der Inspiration darstellte und der sich darüber freute, mit Gleichgesinnten über Dinge zu sprechen, die ihn bewegen. Oder Rebecca aus Zürich, die die Gelegenheit wahrnahm, den Festredner, P. Anselm Grün, sprechen zu hören. Und nicht zu vergessen der ältere Herr, dem die Tränen in den Augen standen, während er sagte: «Es ist die Sehnsucht, die mich hierhergeführt hat. Die Sehnsucht nach dem, was mir in meinem Alltag fehlt.»

Das Liturgische Institut ist sich dieser ehrenamtlichen Unterstützung in Gottesdiensten bewusst. So entstand bereits vor Jahren die Idee des Fests für liturgische Dienste. Einerseits motiviert durch das «Mini-Fest», das Fest für Ministranten, das alle paar Jahre stattfindet, andererseits aufgrund der Erfahrungen der Institutsleiterin Gunda Brüske: «An Kursen bedanke ich mich jeweils bei den Teilnehmenden für ihre freiwilligen Dienste. Manchmal wird mir daraufhin erwidert, dass dies das erste Mal sei, dass sich jemand dafür bedanke. Mit dem Fest wollen wir Frauen und Männern in liturgischen Diensten ganz herzlich danken.»

Gottesbild und Selbstbild

Pater Anselm Grün sprach in seiner Predigt ganz bewusst von «Priesterinnen und Priestern». | Foto: Liturgisches Institut

Festredner P. Anselm Grün von der Abtei Münsterschwarzach ist Autor von mehr als 300 Büchern. Im Theatersaal des Klosters sprach er in einer berührenden Schlichtheit über das Beten. Eine Atmosphäre der Ruhe ging von ihm aus. Er sagte, dass das Wesen des Gebets die Sehnsucht sei. Und er erklärte, weshalb in der Liturgie auch vorformulierte Gebete ihre Vorzüge haben: «Die Liturgie ist so ganz anders als die Moderne. Es tut gut, in eine andere Welt eingeführt zu werden, in der die Sehnsucht nach dem ganz Anderen wachgehalten wird.»

Gottesbild und Selbstbild sind für den Benediktinerpater eng miteinander verknüpft. Zu Textstellen in der Bibel, an denen sich heutige Menschen stören könnten, verwies er auf eine Aussage des Kirchenlehrers Augustinus: «Sei dein eigener Freund, dann bist du auch mit dem Wort Gottes in Einklang.» Im Gebet im Einklang und letzten Endes im Frieden mit sich selbst zu sein, das vermittelte Pater Anselm als ein zentrales Anliegen.

Danach befragt, was die ehrenamtliche Tätigkeit in der Kirche für ihn bedeute, betonte er: «Ehrenamtliche sind ganz wichtig für die Kirche!» Die Kirche lebe von Ehrenamtlichen; so bedauere er es sehr, dass es Pfarreien gäbe, in denen die freiwilligen Helfer keine Wertschätzung erführen. Sein Referat beendete der Pater mit einem gemeinsamen Gebet. Die Anwesenden liessen sich darauf ein, was in ein unerwartet intensives, gemeinsames Beten mündete.

Die anschliessenden Vertiefungsrunden dienten dazu, das Gehörte in kleineren Gruppen weiter zu besprechen und Erfahrungen auszutauschen. Die Gruppe, die von Sr. Mattia Fähndrich, Priorin des Klosters Heiligkreuz in Cham, angeleitet wurde, richtete ihr Augenmerk auf verschiedene Übersetzungen von Psalm 30. «Die ganze Fülle unseres Daseins schwingt in diesen Text hinein», sagte Schwester Mattia. Die Diskussion unter den Teilnehmern verlief rege. Die Zeit verging dabei so schnell, dass auch noch in der Warteschlange vor der Essensausgabe weiterdiskutiert wurde.

Pontifikalamt mit Abt Urban

Um nicht nur über Liturgie und die liturgischen Dienste zu sprechen, sondern um diese auch zu erleben, feierten alle zusammen am Nachmittag mit Abt Urban Federer ein Pontifikalamt. Nahezu 300 liturgieaffine Personen in einem Gottesdienst. Das dürfte für die meisten von ihnen eine ungewohnte, aber gleichzeitig eine bereichernde und tragende Erfahrung gewesen sein. Auch Abt Urban bedankte sich mit einem «herzlichen Merci» bei allen, die einen freiwilligen liturgischen Dienst ausüben. Dies tat er nicht nur in seinem Namen, sondern auch im Namen der Schweizerischen Bischofskonferenz.

In den Vertiefungsrunden diskutierten die Teilnehmer weiter über das Thema «Gebet und Geheimnis». | Foto: Liturgisches Institut
Bleibt am Ende eines gelungenen Fests die Frage vieler begeisterter Teilnehmer: «Wann gibt es das nächste Fest für liturgische Dienste?» Die Mitarbeiter des Liturgischen Instituts hörten diese Frage bei der Verabschiedung nicht nur einmal. Auch der überaus herzliche Dank der Gäste für diesen Festanlass war nach all der intensiven Vorarbeit für die Organisatoren erfüllend. Es war das erste Mal, dass das Liturgische Institut mit seinem kleinen Team einen solchen Grossanlass durchgeführt hat. Das wäre ohne die finanzielle Unterstützung durch sieben Landes- bzw. Kantonalkirchen, den Freundeskreis des Liturgischen Instituts und weiterer Sponsoren gar nicht möglich gewesen.

«Priesterinnen und Priester»

Ursprünglich gingen die Veranstalter von einem einmaligen Anlass aus, doch die vielen schönen Rückmeldungen formten sich schliesslich zu einem Vielleicht: Vielleicht klappt es ja in ein paar Jahren wieder. Vielleicht nehmen Bistümer oder Kantonalkirchen die Idee eines Festes auf; es gibt ja noch viel mehr Menschen in liturgischen Diensten, als nach Einsiedeln kamen. Der Dank an die freiwillig Engagierten muss auch nicht warten: Der ist immer möglich!

Christa Kaufmann, Synodale aus dem Pastoralraum Brugg-Windisch, bestätigte auf Anfrage von Horizonte den positiven Schwung, den die Festbesucher aus Einsiedeln mit nach Hause brachten: «Es war eine wunderbare Wertschätzung, die wir für unsere Arbeit als Freiwillige erfahren durften. Dass uns als Laien eine solche Ehrung zuteil wurde, war sehr schön. Dieses Fest hat uns allen einen Anstoss gegeben, weiterzumachen. Pater Anselm hat vor allem auch uns Frauen Mut gemacht. Er hat in seiner Predigt ganz klar von ‹Priesterinnen und Priestern› gesprochen, das hat mich beeindruckt. Und er hat uns gesagt: ‹Ihr Frauen müsst nicht perfekt sein, aber macht etwas!›»

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