09.09.2023

Synodale Versammlung in Bern
Ernsthaftes Ringen um die Zukunft im Bistum Basel

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Am Samstag, 9. September, ging in Bern die dreitägige synodale Versammlung des Bistums Basel zu Ende.
  • Die «Begleitgruppe Synodaler Prozess im Bistum Basel» hatte die Versammlung initiiert, kirchliche Verbände, Fachstellen und Gremien nominierten Teilnehmende.
  • 100 Personen aus allen zehn Bistumskantonen erarbeiteten während dreier Tage sogenannte pastorale Wegweiser und diskutierten darüber, wie die synodalen Strukturen im Bistum Basel verbessert werden können.

Als die Medienvertreterinnen und -vertreter am Morgen des dritten Tages zur Versammlung stiessen, mussten sie sich zuerst mit der Fülle an Informationen, Anliegen und Analysen auseinandersetzen. Eines jedoch wurde beim ersten Hinhören klar: Hier sassen Frauen und Männer, die sich ernsthaft und engagiert mit den Inhalten und Strukturen auseinandersetzen, welche die Kirche im Bistum Basel künftig prägen sollen. Eine komplexe, aufwändige und anstrengende Aufgabe. Eine Aufgabe, die sich die Versammelten nicht leicht machten. Es wurde diskutiert und widersprochen, aufgeschrieben, gestrichen und hart um einzelne Formulierungen gerungen.

Wohin will sich das Bistum in naher Zukunft bewegen?

Kirchenpflegerin, Spezialseelsorger, Ordensfrau, Jungwachtleiter, Bistumsmitarbeiter, Synodalrätin und Priester: Die synodale Versammlung in Bern brachte verschiedenste Vertreterinnen und Vertreter der römisch-katholischen Kirche im Bistum zusammen. Sie diskutierten über «Synodalität» und «pastorale Wegweiser» im Bistum Basel.

«Synodalität» bedeutet «gemeinsam Vorwärtsgehen» und bezeichnet Formen der lösungsorientierten Mitwirkung und Zusammenarbeit. Die «pastoralen Wegweiser» sind in der aktuellen Form kurze Texte, die festhalten, worauf das Bistum Basel in naher Zukunft Gewicht legen will.

Redaktionsarbeit

Nach zwei Tagen Diskussion brachte eine Redaktionsgruppe acht Texte zu Papier. Sarah Gigandet, Mitarbeiterin im Generalvikariat des Bistums, und der Kommunikationsfachmann Iwan Rickenbacher hatten die Redaktionsgruppe betreut und präsentierten am Samstagmorgen die acht so entstandenen «pastoralen Wegweiser». Iwan Rickenbacher griff das Bild des Wegweisers auf und sagte zu den Texten: «Die einen sind schon ziemlich präzise auf ein Ziel hin geschrieben, einige sind noch unvollständig, es fehlen Angaben zu Sehenswürdigkeiten oder Abkürzungen, es fehlen Zeitangaben. Da und dort könnte man vielleicht noch Hinweise auf Wege für Schwindelfreie anbringen.»

Hartnäckig verhandelt

In Gruppen diskutierten die Anwesenden die acht Wegweiser, brachten Ergänzungen und Verbesserungen an. Es wurde hartnäckig verhandelt, zum Beispiel um die Frage, welche Sprache die Kirche sprechen soll. Soll diese Sprache «neu» sein? Oder «prophetisch»? oder besser «aktualisiert» oder «vom Geist erfüllt»? Oder um die Frage, welche Rolle die Kirche in der Gesellschaft spielen soll. Bernd Nilles, Geschäftsleiter von Fastenaktion, war beim Redigieren dabei: «Das, was da steht, ist das, womit alle hier Versammelten leben können.»

Acht kurze Texte als Wegweiser

Die acht Wegweiser zu den Themen «Relevanz in der Gesellschaft», «Glaubenstradition», «Gläubige, Getaufte, kirchliche Angestellte», «Finanzen», «Freiwilligenengagement», «Struktur und Netzwerk», «Interkulturell» und «Digitalisierung» wurden anschliessend an Bischof Felix Gmür übergeben.

«Für mich ist wichtig, dass es ein Resultat gibt, das unser Diskutieren und Ringen abbildet. Ich finde, es ist ein gutes Resultat», sagte der Bischof. Auf die Frage, was er von den Wegweisern an die Weltsynode in Rom mitnehmen werde, antwortete Bischof Felix Gmür: «Das Thema Gleichberechtigung und die Abmachungen zur Synodalität.»

Arbeitsgruppe analysierte die Strukturen

Im nächsten Programmpunkt ging es um die Strukturen, in denen die Inhalte der pastoralen Wegweiser sich entfalten können. Seit dem letzten November hat eine Arbeitsgruppe beide Seiten des dualen Systems, die pastorale und die staatskirchenrechtliche, auf Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren untersucht. In der Arbeitsgruppe dabei sind: Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher des Bistums Basel; Annegreth Bienz-Geisseler, Präsidentin des Synodalrats der Katholischen Kirche im Kanton Luzern; Prof. Dr. Markus Ries, Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern; Sr. Mattia Fähndrich, Priorin des Klosters Heiligkreuz in Cham und Remo Meister, Mitarbeiter der Fachstelle Jugend und junge Erwachsene der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau.

Unpopuläre, aber nötige Massnahmen

Die Arbeitsgruppe hat festgehalten, was sie konkret angehen möchte. Sechs Bausteine und 16 zugehörige Massnahmen hat sie definiert. Unter den vorgeschlagenen Massnahmen finden sich auch solche, die auf Widerstand treffen könnten. Zum Beispiel die Fusion von Kirchgemeinden, um die staatskirchenrechtliche Partizipation und Zusammenarbeit zu stärken und die Professionalität zu erhalten. Annegreth Bienz-Geisseler, Synodalratspräsidentin der Katholischen Kirche im Kanton Luzern, hat damit bereits Erfahrung. Sie erklärte: «Eine Fusion muss von unten wachsen, damit sie mitgetragen wird, ist aber längerfristig ein guter Weg.» Auf die Frage aus dem Plenum, ob es einen «Dünger» gebe, um Fusionen zu fördern, antwortete Bienz-Geisseler: «Man muss in Kontakt mit den Kirchenpflegen sein und ihnen klar aufzeigen, dass sie so nicht mehr funktionieren können.» Diesem Votum schloss sich der Aargauer Kirchenratspräsident Luc Humbel an: «Diese Erwartung muss die Exekutive klar kommunizieren.»

Jungwacht Blauring bringt die Stimme der Jugend ein

David Günter arbeitet auf der Kantonalen Arbeitsstelle von Jungwacht Blauring im Kanton Aargau. Er hat den dreitägigen Prozess einerseits interessiert verfolgt, andererseits aktiv die Anliegen der jungen Menschen eingebracht. Dabei sei er nicht auf Anhieb gehört worden und habe insistieren müssen. Dennoch sagte er: «Für meine Arbeit und die Arbeit der Jubla nehme ich aus dieser Versammlung die Erkenntnis mit, dass die Mitwirkung der jungen Menschen willkommen und gewünscht ist. Diese Gewissheit hilft den Jugendlichen, auch mal einen Schritt auf die ‘offizielle Kirche’ zuzugehen.»

Wegweiser müssen nun noch platziert werden

Nun liegt es an der «Begleitgruppe Synodaler Prozess» und an Bischof Felix Gmür, ihren Blick über das kirchliche Gelände schweifen zu lassen und die pastoralen Wegweiser zu platzieren. Die Strukturen sollen dabei die Inhalte unterstützen, wie Luc Humbel abschliessend erklärte: «Wir müssen Themen diskutieren, nicht Strukturen. Aber bessere Strukturen bringen effizienteres Arbeiten und uns allen mehr Freude an der Arbeit.»

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