16.01.2023

Eva Meienberg

Von Horizonte Aargau

Ich bin in Einsiedeln gross geworden, in dessen Zentrum das Kloster mit seiner Schwarzen Madonna steht. Am Sonntag gingen wir in die Kirche und am Freitag verzichteten wir auf Fleisch. Vor dem Schlafen betete ich und nach der Beichte war ich erleichtert. In der Klosterkirche war ich das erste Mädchen, das ministrierte.

Erst als Erwachsene verstand ich, wie stark mich das religiöse Leben meiner Kindheit geprägt hatte. Nach dem Gymnasium in der Klosterschule, in der ich nicht durch Frömmigkeit aufgefallen war, wollte ich aus Protest reformierte Theologie studieren. Ich liess es dann doch sein und wurde Primarlehrerin. Im Rückblick sehe ich, wie ich mit Religion gerungen habe, meine Prägung aber nie loswerden konnte.

Nach zehn Jahren im Schuldienst, habe ich neben meiner Arbeit als Mutter dreier Söhne ein Studium begonnen: Religionswissenschaft und Geschichte. Im Studium lernte ich, Religionen so vorurteilslos wie möglich zu verstehen. Das hat auch die Sicht auf meine eigene Religion verändert. Nach dem Bachelor wurde ich Journalistin beim Katholischen Medienzentrum und gewann die ersten Einblicke in die politischen Sphären der katholischen Kirche. Ich gehöre einer Kooperative an, die solidarische Landwirtschaft betreibt. Ich engagiere mich in unserer Wohnbaugenossenschaft im Zürcher Kreis 5. Ich bin ein grosser Fan von gemeinschaftlichem Engagement – lieber gemeinsam, statt einsam. Ich glaube, dass wir Menschen empathische, solidarische Wesen sind. Dass das Leben ein Geschenk ist. Und ich glaube, dass Kirche der Ort ist, der für diese Werte steht.

Redaktorin, eva.meienberg@horizonte-aargau.ch