20.09.2021

Caritas Aargau und andere Hilfsorganisationen brauchen praktische Unterstützung
Freiwillige sind Mangelware

Von Christian Breitschmid

  • Viele gute Werke im Kirchenaargau sind nur machbar dank Freiwilligenarbeit.
  • Das weiss kaum​ jemand besser als Isabelle Odermatt, Koordinatorin der Freiwilligenarbeit bei Caritas Aargau.
  • In vielen Projekten der Caritas Aargau fehlen aber immer noch die unverzichtbaren freiwilligen Helfer.

Laut Statistik leistet die Schweizer Bevölkerung jedes Jahr mehr als 664 Millionen Stunden Freiwilligenarbeit. Das sind pro Einwohner fast zwei Stunden pro Woche, die er oder sie dafür einsetzt, der Gesellschaft einen unentgeltlichen Dienst zu erweisen. Ein systemerhaltender Dienst nota bene, denn solche Freiwilligenarbeit entlastet die staatlichen und kantonalen Sozialdienste nachhaltig.

Viele gemeinnützige Organisationen sind auf diese Art der praktischen Unterstützung angewiesen. Etwa die Caritas Aargau, die in Zusammenarbeit mit der Landeskirche und von dieser auch finanziell mitgetragen ein breites Angebot an Hilfs-, Beratungs- und Begleitprojekten anbietet für sozial benachteiligte und von Armut betroffene Menschen. Eine Klientel, die sich durch die Auswirkungen der Coronapandemie in Zukunft noch vergrössern dürfte.

Gerne Längerfristig

Isabelle Odermatt engagiert sich bei der Caritas Aargau mit viel Herzblut für die Freiwilligen und deren diversen Einsatzmöglichkeiten. | Foto: zvg
Die stolzen statistischen Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Freiwillige in vielen Bereichen immer noch Mangelware und daher sehr gesucht sind, auch im Aargau. Isabelle Odermatt, die bei Caritas Aargau für die Koordination der Freiwilligenarbeit verantwortlich zeichnet, sagt ganz klar: «Wir sind nach wie vor auf der Suche nach Freiwilligen. Vor allem suchen wir Leute, die dazu bereit sind, sich auch längerfristig zu engagieren.»

Odermatt will zwar nicht klagen, denn «für die Caritas Aargau sind mehr als 400 Freiwillige im Einsatz, und das sind alles ganz tolle, engagierte Leute!» Aber dennoch sei es eine Tatsache, dass «die Nachfrage für Unterstützung viel grösser ist als das Angebot an Freiwilligen.»

Deutsch und Wohnstart

Im weiteren nennt Isabelle Odermatt dann auch gleich die Orte, wo der Bedarf besonders gross ist. Für das Projekt «Mit Deutsch unterwegs», wo Freiwillige mit Migranten Deutsch direkt im Alltag lernen, sind für die Region Aarau noch gut 50 Einsatzfreudige gesucht. Auch das Mentoringrojekt «Wohnstart» braucht noch 15 weitere Freiwillige, die als praktische Ratgeber bei Flüchtlingsfamilien und Einzelpersonen rund um das Thema Wohnen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. «Man kann als Mentorin oder Mentor in diesem Projekt eine oder auch mehrere Familien besuchen», erläutert Odermatt. «Je nach Bedarf sind das zwei bis drei Besuche pro Familie in einem halben Jahr. Dabei geht es ausschliesslich um Themen, die mit dem Wohnen hier in der Schweiz zu tun haben, ganz praktische Dinge wie Benutzung der Waschküche, Hausordnung, lüften, Ruhezeiten oder Nachbarschaftspflege.»

Weitere neun Freiwillige sucht das Projekt «Wegbegleitung», insbesondere in den Regionen Mutschellen-Reusstal-Wohlen, Baden-Wettingen-Mellingen sowie Zofingen und Umgebung. Ein ökumenisches Angebot, das unterstützt wird von der Römisch-Katholischen und Reformierten Kirche im Aargau.

Nähen und Kinderbetreuung

Die «Wegbegleiter» sind Freiwillige, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen für eine befristete Zeit zur Seite stehen. In einer Einsatzvereinbarung werden Inhalt, Ziel, Rhythmus sowie Anfang und Ende einer solchen Wegbegleitung festgehalten. Wegbegleiter sind aber letztlich alle Freiwilligen, die sich bei der Caritas Aargau einsetzen. Etwa auch die Frauen, die sich in einem der Caritas_Nähateliers in Baden-Dättwil, Aarau oder Wohlen engagieren wollen. «Für Aarau und Wohlen suchen wir dringend noch je zwei bis drei leidenschaftliche Näherinnen», betont Odermatt in diesem Zusammenhang. Die Nähateliers der Caritas Aargau richten sich an Frauen, die gerne nähen, flicken, ändern, aber keine Nähmaschine besitzen. Für die Besucherinnen stehen Nähmaschinen, Bügeleisen, Stoffe und Fäden bereit. Geführt werden die Nähateliers von freiwilligen Fachfrauen, die bei Fragen rund ums Nähen und Flicken behilflich sind.

Zwei weitere Freiwillige sucht auch noch der Meeting Point in Widen, für die Kinderbetreuung am Donnerstagnachmittag, jeweils von 15:30 bis 17:30 Uhr. Die Meeting Points sind Treffpunkte für Frauen aus unterschiedlichen Kulturen, die sich regelmässig treffen, um über die Themen zu sprechen, die sie interessieren und dabei ihr Deutsch zu verbessern. Diese Treffen sind Bestandteil des Kantonalen Integrationsprogramms (KIP) des Kantons Aargau, geführt von der Caritas Aargau in Zusammenarbeit mit den Kirchlichen Regionalen Sozialdiensten (KRSD) vor Ort.

Sprachtalente Gesucht

Vor allem auch für Übersetzerdienste, besonders in den Sprachen Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Kroatisch und Englisch, brauchen Caritas Aargau und die Kirchlichen Regionalen Sozialdienste mindestens 15 weitere Freiwillige. Sprachbegabte, hilfsbereite Menschen sind ebenso gefragt bei der Online-Hilfe, der Begleitung beim Gang auf die Ämter und in administrativen Belangen.

Und noch ein Projekt liegt Isabelle Odermatt besonders am Herzen, das Projekt «mit mir» Patenschaften, das immer auf der Suche nach passenden Paten ist. In schwierigen Familiensituationen fehlt es Kindern oft an Aufmerksamkeit und Unterstützung durch die Eltern, die Freizeit bietet häufig wenig Anregungen. Hier setzt das Projekt «mit mir» Patenschaften an. Es vermittelt Kindern aus belasteten Familien freiwillig tätige Gotten und Göttis, die für sie da sind und sie auf einem Stück ihres Lebenswegs begleiten.

Auf www.caritas-aargau.ch erfährt man alles über die verschiedenen Projekte.

Haben Sie Lust, sich freiwillig zu engagieren? Auf der Website der Caritas Aargau erfahren Sie was, wann und wo.

Weitere Auskünfte erteilt Isabelle Odermatt gerne unter 062 837 06 10 oder io@caritas-aargau.ch.

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