03.10.2022

Umweltmanagement für Pfarreien und Kirchgemeinden
Grüne Güggel auf der Zielgeraden

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Sieben Aargauer Kirchgemeinden und Pfarreien haben sich im «Konvoi II» auf den Weg gemacht zum Umweltlabel «Grüner Güggel».
  • In den nächsten Wochen dürfen fünf von ihnen ihre Zertifikate entgegennehmen.
  • Kirchgemeinden, die den Prozess zum Umweltlabel durchlaufen haben, seien fitter in Energiefragen und besser für die Zukunft gerüstet, betont der kirchliche Umweltexperte Andreas Frei.

Das Umweltmanagementsystem «Grüner Güggel» hilft Kirchgemeinden bei der stetigen Verbesserung ihrer Umweltleistung. Weniger heizen, mehr recyceln, einheimische Blumen säen oder nachhaltige Produkte einkaufen: Auf vielfältige Weise kann die Kirche vor Ort Ressourcen schonen und einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten. Seit 2020 zertifiziert sind die beiden Pastoralräume Region Brugg-Windisch und Region Lenzburg, die katholische Pfarrei Schöftland sowie die Verwaltung der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau.

Der Grüne Güggel

Das Umweltmanagementsystem (UMS) Grüner Güggel hilft Kirchgemeinden bei der Verbesserung ihrer Umweltleistung. Es dient der Optimierung des Ressourcenverbrauchs, spart Betriebskosten und wirkt langfristig und motivierend über die Gemeindegrenzen hinaus.

Der Weg zum Grünen Güggel erfolgt in zehn Schritten: Eine Umweltgruppe erarbeitet in einem Umweltprogramm die wichtigsten Massnahmen, sei es beim Energiesparen, bei der Büroökologie oder bei der Umgebungsgestaltung. Schöpfungsleitlinien halten die wichtigsten Grundsätze für das umweltgerechte Gemeindeleben fest. Klare Abläufe und Verantwortlichkeiten stellen sicher, dass Umweltfragen regelmässig bearbeitet werden. Alle weiteren Infos gibt es auf der Webseite www.oeku.ch

Ökumenisch unterwegs

Im Frühling 2021 formierte sich auf Initiative der reformierten und der römisch-katholischen Landeskirche im Aargau der ökumenische «Konvoi II», bestehend aus den katholischen Kirchgemeinden Aarau, Entfelden, Buchs-Rohr, Suhr-Gränichen, Rheinfelden und Rohrdorf sowie der reformierten Kirchgemeinde Baden plus. Die sieben Kirchgemeinden durchliefen in den letzten eineinhalb Jahren alle Schritte hin zum Umweltla​bel Grüner Güggel gemeinsam. Während Rheinfelden und Aarau noch ein wenig mehr Zeit brauchen, stehen die restlichen fünf der sieben Konvoimitglieder nun bereits kurz vor ihrer Zertifizierung.

In der Pfarrei Heilig Geist Suhr koordinierte David Leuenberger den Prozess zusammen mit dem kirchlichen Umweltberater Andreas Frei. Antonio Mazzei, Präsident der Ortskirchenpflege Suhr-Gränichen, hatte ihn für die Mitarbeit am Grünen Güggel angefragt und sein Interesse geweckt. Das Etablieren des Umweltmanagementsystems beinhaltete zum einen Sitzungen mit der Arbeitsgruppe vor Ort, dem Umweltteam der Pfarrei. Andererseits gab es Konvoisitzungen, an denen sich die Konvoimitglieder austauschen konnten.

Für jede Pfarrei machbar

Dass der Weg zum Grünen Güggel sehr strukturiert und bereits vielfach erprobt ist, schätzte Leuenberger sehr. Es gibt klare Aufgaben, die in festgelegter Reihenfolge erledigt werden. Das Umweltteam konnte mit Hilfe von Mustervorlagen die nötigen Dokumente wie Umweltprogramm oder Schöpfungsleitlinien Schritt für Schritt erstellen. «Der Weg zum Grünen Güggel sollte eigentlich für jede Pfarrei machbar sein», findet Leuenberger.

Aargauer Landeskirche setzt sich ein

David Leuenberger ist nicht katholisch und hatte vor Beginn seiner Arbeit am Grünen Güggel keine Berührungspunkte mit der Kirche. Seine Meinung aber ist klar: «Die Kirche, auch unsere Pfarrei, hat den klaren Auftrag, sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Er gründet in unserem Glauben, ist eine Forderung des Papstes und der Landeskirche.»

Andreas Frei, kirchlicher Umweltberater und Mitarbeiter der Zertifizierungsstelle «oeku Kirche für die Umwelt», lobt die Aargauer Landeskirche für ihren engagierten Einsatz für das Umweltmanagement in ihren Kirchgemeinden und letztlich zur Bewahrung der Schöpfung.

Sinnvolle Investition in die Zukunft

In der Pfarrei Suhr-Gränichen wird die Kirche mit Fernwärme aus der Kehrrichtverbrennungsanlage betrieben, das Pfarreizentrum verfügt neu über eine Grundwasserwärmepumpe. «Am Anfang sind einige Investitionen nötig, aber über die Jahre wird es sich auszahlen», erklärt Leuenberger. Kirchgemeinden, die den Prozess zum Umweltlabel durchlaufen haben, seien fitter in Energiefragen und besser für die Zukunft gerüstet, betont Frei. «Wer sein Steuerungssystem und seine Energiekosten kennt, hat bereits einen ersten, wichtigen Schritt gemacht.»

Gottesdienst mit Zertifizierungsfeier

Letzte Woche besuchte ein kirchlicher Umweltauditor die Pfarrei Heilig Geist in Suhr-Gränichen. Er nahm die Umweltmassnahmen unter die Lupe, stellte präzise Fragen, brachte in wenigen Punkten konstruktive Kritik an und lobte das Umweltteam für seine sorgfältige Arbeit. Die Pfarrei hat die Vorgaben für den Grünen Güggel erfüllt. Die Gottesdienste mit Zertifizierungsfeier finden am Samstag, 29. Oktober 2022, um 17 Uhr in der St. Johannes Kirche in Buchs und am Sonntag, 13. November, um 10 Uhr in der katholischen Kirche in Suhr statt.

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