30.03.2023

Die Delegierten der Aargauer Pfarrblattgemeinschaft stimmten über ihren künftigen Weg ab
Ein erstes Ja zu einem Pfarrblatt Nordwestschweiz

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Die beiden Pfarrblätter Horizonte und Kirche heute planen gemeinsam ihre Zukunft.
  • Die Delegierten der Pfarrblattgemeinschaft Aargau stimmten am Mittwoch, 29. März, mit einer Zweidrittelmehrheit für die Schaffung einer neuen Publikation zusammen mit dem Basler Pfarrblatt Kirche heute.

88 von 95 Delegierten aus den Aargauer Kirchgemeinden und Pfarreien waren im Saal des Roten Turms in Baden anwesend. Hauptgrund für die Einberufung der ausserordentlichen Delegiertenversammlung war der Entscheid, den es über das Projekt Pfarrblatt Nordwestschweiz zu fällen galt. Parallel zu den ordentlichen Vorstandsaufgaben lief im letzten Dreivierteljahr die Evaluation eines möglichen Pfarrblatt Nordwestschweiz, dem Zusammenschluss der Pfarrblätter Kirche heute der Kantone Baselland und Basel-Stadt sowie dem Aargauer Pfarrblatt Horizonte. Den Auftrag zu dieser Evaluation hatten die Delegierten beider Pfarrblätter an ihren Versammlungen im Jahr 2021 gegeben.

Projektteam war am Werk

Die Evaluation ergab, dass eine überwiegende Mehrheit für die Sicherung des Mediums Pfarrblatt ist. Ein Drittel der Befragten ist einem allfälligen Zusammenschluss gegenüber positiv eingestellt. Ein Drittel hat keine Meinung. Der Rest lehnt die vorgeschlagenen Veränderungen ab. Das Projektteam, bestehend aus Nadia Omar, Aargauer Kirchenrätin und Vorstandsmitglied der Pfarrblattgemeinschaft Aargau, Werner Weibel, dem Interimspräsidenten der Pfarrblattgemeinschaft Aargau, sowie Dominik Prétôt und Matthias Schmitz, den beiden Co-Präsidenten von Kirche heute, arbeiteten darauf die zwei zur Abstimmung vorliegenden Varianten aus.

«Die Stimme der Kirche muss wieder Gewicht bekommen»

Nadia Omar, Aargauer Kirchenrätin und Vorstandsmitglied der Pfarrblattgemeinschaft Aargau | Foto: Eva Meienberg
Per Ende 2022 war der Pfarrblattgemeinschaft Aargau nach zwei Jahren mit Negativergebnissen die finanzielle Trendwende gelungen. Trotz sinkender Abozahlen verzeichnet die Bilanz 2022 einen Ertragsüberschuss von rund 88‘000 Franken. Interimspräsident Werner Weibel führte das Ergebnis auf das strikte Kostenmanagement zurück. Das Zusammengehen von Horizonte und Kirche heute ist aus Sicht der beiden Pfarrblatt-Vorstände sowie der drei Landeskirchen eine adäquate Reaktion auf die abnehmenden Mitgliederzahlen. «Wir handeln heute aus einer Position der Stärke», sagte Luc Humbel, Präsident der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau an der Delegiertenversammlung. Doch nicht das blosse Fortbestehen sei Motivation für die Fusion, sondern auch der Anspruch, durch Grösse an Relevanz zu gewinnen: «Die Stimme der Kirche soll wieder gesellschaftspolitisches Gewicht bekommen», fasste Humbel seine Vision zusammen.

Zwei Varianten zur Wahl gestellt

Sabine Gradwohl aus der Pfarrei Niedergösgen. | Foto: Eva Meienberg
Nadia Omar präsentierte der Versammlung die Ergebnisse der Umfrage, die im Herbst des vergangenen Jahres bei den Mitglied-Pastoralräumen, -Kirchgemeinden und -Pfarreien der beiden Vereine Kirche heute und Horizonte. Von diesen Resultaten ausgehend hat das Projektteam Grundlagen für ein Nordwestschweizer Pfarrblatt ausgearbeitet.

Die Grundlagen sehen eine Aufteilung der neuen Publikation in einen Mantel, einen Submantel sowie einen Pfarreienteil vor. Zudem brauche ein gemeinsames Produkt auch eine gemeinsame Trägerschaft, betonte Nadia Omar. Für die künftige Organisationsform stellte das Projektteamzwei Varianten vor, die sich in der Struktur, der Finanzierung und der Mitsprache der Kirchgemeinden unterscheiden.

Positiver Entscheid aus Basel lag bereits vor

Zwei Tage zuvor hatten die Delegierten der Pfarrblattgemeinschaft Nordwestschweiz einem gemeinsamen Produkt mit 56 Ja-Stimmen ohne Gegenstimme zugestimmt. Werner Weibel und Nadia Omar machten deutlich: Sollten die Aargauer Delegierten an diesem Abend ebenfalls einen positiven Grundsatzentscheid zum Zusammengehen mit Kirche heute fällen, würden die nächsten Projektschritte sofort in Angriff genommen. Diese Schritte sind die Detailkonzeption sowie die Vorbereitung für den definitiven Entscheid über das Produkt, worüber die Delegierten im 4. Quartal 2023 abstimmen werden.

Kontroverse Diskussionen

Josef Brogli, Kirchenpflegepräsident in Zeiningen. | Foto: Eva Meienberg
Die Fakten lagen auf dem Tisch, und damit war die Diskussion eröffnet. Die Delegierten argumentierten kontrovers – geografische Gegebenheiten beeinflussten die Sichtweise ebenso wie die unterschiedliche Grösse und finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Kirchgemeinden. Josef Brogli, Kirchenpflegepräsident in Zeiningen, erklärte: «Für die Grenzregion im Pastoralraum Möhlinbach ergibt ein Zusammenschluss absolut Sinn, weil im Moment einige Pastoralraumpfarreien das Basler, andere das Aargauer Pfarrblatt abonniert haben.» Einige Kirchgemeinden wollten das Projekt sofort abbrechen: «Eine gute Kundenbindung vor Ort ist wichtiger als eine grosse Reichweite», meinte etwa Andreas Bossmeyer aus Bremgarten. Andere, wie Nadja Doka aus Würenlingen, fanden: «Es ist schade, wenn wir diese Chance nicht wahrnehmen.»

Nur die Verlobung, noch keine Hochzeit

Dani Schranz monierte im Namen der Kreiskirchgemeinde Aarau, dass ein gedrucktes Pfarrblatt nur diejenigen erreiche, die zum innersten Kern der Pfarrei gehören. Deshalb erwäge seine Kirchgemeinde, aus der Pfarrblattgemeinschaft auszusteigen. «Horribile wäre das», sagte Luc Humbel, «wenn grosse Kirchgemeinden abspringen, wäre das das Ende von Horizonte.» Der Kirchenratspräsident riet den Delegierten: «Sagen Sie doch wenigstens heute Abend zur Verlobung Ja. Ob Sie heiraten wollen, können Sie im Herbst immer noch entscheiden.»

Positiver Grundsatzentscheid

Mit 66 Ja zu 28 Nein-Stimmen und einer Enthaltung fällten die Delegierten der Römisch-Katholischen Pfarrblattgemeinschaft den Grundsatzentscheid für ein gemeinsames Produkt mit Kirche heute. Ebenso stimmten die Delegierten dem Kostendach für die Detailkonzeption von 40‘000 Franken pro Verein zu. Auch konnten die Delegierten entscheiden, welche der vorgeschlagenen Varianten für die Trägerschaft des neuen Produkts weiterverfolgt werden soll. Sie entschieden sich dafür, dass ein neuer Verein als Trägerschaft des künftigen Pfarrblatts Nordwestschweiz gegründet werden soll.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.