10.02.2022

Interview mit Kirchenratspräsident Luc Humbel zur Website «kirchensteuern-sei-dank.ch»
«Kirchensteuern fördern das Gemeinwohl»

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Wer Kirchensteuern zahlt, leistet einen aktiven Beitrag an Seelsorge, Bildung und die sozialen Aufgaben der Kirche.
  • Wohin die Steuergelder fliessen und wer davon profitiert, erklärt die Aargauer Landeskirche mit ihrer Webseite www.kirchensteuern-sei-dank.ch.
  • Die Kirche leiste einen aktiven Beitrag, um Werte wie Solidarität und Gerechtigkeit über Generationen weiterzugeben, betont der Aargauer Kirchenratspräsident Luc Humbel im Interview .

Luc Humbel, am 1. September 2021 ging die Website «www.ag.kirchensteuern-sei-dank.ch» online. Gibt es schon erste Ergebnisse, wie oft diese Internetseiten schon besucht wurden?
Luc Humbel: Im November erhielten wir erstmals Informationen und Statistiken zu den Besucherzahlen der Website. Diese fielen sehr erfreulich aus. Die Seite wurde oft besucht und konnte die gewünschte Aufmerksamkeit erreichen. Wir erhoffen uns diese Entwicklung im neuen Jahr mit der Begleitkampagne konstant zu erhöhen und noch mehr Menschen zu erreichen.

Im Gegensatz zu Wurfsendungen, die einfach im Briefkasten landen, müssen Internetnutzer diese Website bewusst anwählen, wenn sie sich informieren wollen. Tun das genau die Leute, die Sie mit dieser Kampagne erreichen wollen?
In der heutigen Zeit sind die sozialen Medien und das Internet auf dem Vormarsch. Die Mehrheit unserer Zielgruppe ist auf den Laptop oder das Handy abgestimmt. Es ist auf diesem Weg einfacher, eine grössere Zielgruppe anzusprechen und zu begeistern. Zudem bietet die Website zusätzliche Effekte und Gestaltungsmöglichkeiten, die mit Wurfsendungen nicht möglich wären. Weiter werden wir mit der Wurfsendung in der aktuellen Printausgabe von Horizonte die Aufmerksamkeit auf die Website lenken.

Die Webseite www.kirchensteuern-sei-dank.ch erklärt, wohin die Steuergelder fliessen. | Screenshot mca
Zusammen mit den Landeskirchen von St. Gallen und Luzern erklären Sie auf diesen Seiten, wofür die Kirchensteuern in den Kantonen eingesetzt werden. Warum muss man das den Menschen erklären? Ist nicht klar, dass Steuern immer ein Beitrag von allen für die Gesellschaft sind?
Viele wissen nicht, dass das Geld in der Region bleibt. Dies ist mitunter ein Grund für die steigende Anzahl Kirchenaustritte. Kirchensteuern fördern das Gemeinwohl in der Wohngemeinde und bieten Mehrwert vor Ort. 86 Prozent der Mittel bleiben in der eigenen Kirchgemeinde. Die Steuergelder als Grundlage fliessen in die Seelsorge, die Bildung und unterstützen verschiedene soziale Aufgaben. Kulturgüter wie Kirchen und Kapellen werden gepflegt. Traditionen und Bräuche, welche Generationen verbinden, werden gefeiert. Die Kirche leistet einen aktiven Beitrag, um Werte wie Solidarität und Gerechtigkeit über Generationen weiterzugeben. Engagiertes Personal kümmert sich um die verschiedenen Anliegen.

Sie sind einer, der viel hält vom direkten Austausch von Mensch zu Mensch. Was hat Sie davon überzeugt, in die Onlineaktion «Kirchensteuern sei Dank!» zu investieren?
Das eine tun und das andere nicht lassen. Wir betreiben mit der Seite ja keine Seelsorge oder diakonische Arbeit, welche ohne zwischenmenschliche Interaktionen nicht möglich sind. Vielmehr weisen wir die Steuerzahlenden auf diese Angebote hin und illustrieren, wie wichtig die Beiträge aller Mitglieder sind. 

Wie viele Prozente der Aargauer Kirchensteuern flossen und fliessen noch in die Einrichtung, den Unterhalt und die Bewerbung dieser Informationskampagne?
Die Informationskampagne wurde mit dem Budget der Abteilung Kommunikation finanziert. Dies macht etwa 0,5 Promille der Kirchensteuern aus im Kanton Aargau.

Das duale System war eine gute Idee, um Geld und Geist in der Schweiz sauber zu trennen. Das ging gut, solange die Schweiz sich als Staat zum Christentum bekannte, man hatte eine gemeinsame Basis. Wie lässt sich das duale System aufrechterhalten und rechtfertigen, wenn die breite Abstützung zunehmend fehlt?
Das Überzeugende am Dualen System ist nicht von der Anzahl der gläubigen Mitglieder abhängig. Es ist von den mir bekannten Systemen deshalb das Beste, weil es die Gläubigen aktiv und mit Verantwortung einbezieht. Weiter profitieren wir im Milizsystem von den Kompetenzen der Mitglieder, welche sie in ihrem Beruf erlernt haben und ausüben.

Was gefällt Ihnen besonders gut auf den Seiten von «kirchensteuern-sei-dank.ch»?
Die Seite ist lebendig und farbig, sie erweckt auf den ersten Blick eine fröhliche Stimmung. Durch die spielerische Art der interaktiven Karte kann vieles entdeckt werden. Diese Art von Entdecken und Informationen sammeln ist für den Menschen viel attraktiver als einen Fliesstext zu lesen. Es ist einfacher Informationen aufzunehmen und zu merken. Es soll ein gutes Gefühl dabei sein, wenn man sich auf unserer Website informiert. Mit einem Klick auf eine der vielen Illustrationen auf der Aargauer Karte, erfahren die Nutzer und Nutzerinnen mehr über den entsprechenden Bereich in Form von Text, Bild oder Film. Mittels einer Verlinkung werden die Angebote näher erklärt. Dies hilft zu verstehen, was die eigenen Steuerbeiträge bewirken. 

Was sagen Sie den Menschen, die sich überlegen, ob sie nicht aus der Kirche austreten sollen, um etwas Steuern zu sparen?
Zurzeit leben im Aargau über 200’000 Katholikinnen und Katholiken. Sie alle unterstützen mit ihrem jährlichen Beitrag das vielfältige Engagement der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau. Dank ihren Kirchensteuern wird Mehrwert vor Ort geschaffen. Kirchensteuern stärken das Miteinander und das Gemeinwohl in der Gesellschaft. Wenn jemand daran zweifelt, kann er sich auf der Website überzeugen.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.