12.11.2014

Kirchliche Wohnbaugenossenschaft auf den Weg gebracht

Von Horizonte Aargau

Grossratssaal Aarau, dichtbesetzte Reihen: der Kirchenaargau trifft sich zur Synode. 131 Vertreter aus den Kirchgemeinden kann Bernadette Bernasconi, Präsidentin der Synode, zur letzten Sitzung im Jahr 2014 begrüssen. Während noch die Stimmzettel für die Ersatzwahlen in den Kirchenrat verteilt und wieder eingesammelt werden, kommt Bernadette Bernasconi zu einem zentralen Traktandum der Sitzung.

Es heisst recht trocken «Bericht und Antrag des Kirchenrats an die Römisch-Katholische Synode des Kantons Aargau betreffend Zustimmung zur Zeichnung von Genossenschaftsscheinen und Gewährung eines Darlehens an die zu gründende kirchliche Wohnbaugenossenschaft.» Die Annahme des Antrags erfolgt ohne Diskussion und mit grosser Mehrheit, denn: Das Thema Wohnraum ist ein Drängendes und bewegt die Schweizer Gesellschaft intensiv. Wer in den letzten Monaten auf Wohnungssuche war, weiss, wie hart umkämpft und teilweise unerschwinglich die wenigen freien Wohnungen sind. Nicht zuletzt dass die Caritas das Thema Wohnen zum Thema 2014 gemacht hat, zeigt die Dringlichkeit. Einen weitere Grund für das eindeutige Abstimmungsergebnis nennt Marcel Notter, Generalsekretär der Römisch-Katholischen Landeskirche Aargau: «Das Thema wurde an der Vorsynode ausführlich und gut besprochen und diskutiert.» Vor der Abstimmung verdeutlichte Kirchenratspräsident Luc Humbel nochmals, wie es zu der Idee einer Kirchlichen Wohnbaugenossenschaft Aargau kam: «Das ist keine komische Idee vom Kirchenrat, sondern ein Gedanke, der mir während meiner Arbeit im Kirchenrat in den letzten vier Jahren immer wieder aus teilweise überraschenden Ecken vorgelegt wurde. Nun, wo wir die Idee ausbauen, kommen aus Kirchgemeinden die Rückmeldungen, warum wir das erst jetzt auf den Weg bringen.»

Ein Gedanke berührt viele Themen
Die Idee ist es, unter dem Leitsatz «Faires Wohnen» gemeinnützige und preisgünstige Wohnungen zu errichten. Dies in enger Zusammenarbeit mit Kirchgemeinden und anderen Interessenten. Erklärtes Ziel neben der Schaffung von erschwinglichem und qualitativ gutem Wohnraum ist es auch, in grösseren Projekten beispielsweise eine Mehrfachnutzung wie mit Gemeinschaftsräumen, Tagesstätten oder Begegnungsräumen und damit gemeinschaftsbildende Massnahmen zu ermöglichen. Der Gedanke einer Wohnbaugenossenschaft berühre viele Aspekte: Neben der Frage nach einer sinnvollen Geldanlage, betreffe er das Diakoniethema Wohnen und den Legislatur-Schwerpunkt Familienvielfalt und damit den Bereich neuer Wohnformen und Generationensolidarität. «Die Arbeitsgruppe, die eingesetzt wurde, hat sich verschiedenste Projekte angeschaut und gesehen, was für spannende Ansätze und Umsetzungen es gibt. Da wollen wir mit dabei sein», führt Luc Humbel aus. Vor dem Hintergrund, dass auch rund ein Drittel der über 65-jährigen in der Schweiz sich ihre Wohnung nicht leisten könnten, sei es wichtig, dass die Landeskirche sich bie diesem Thema deutlich positioniert und sagt: «Hier engagieren wir uns!»

Kein totales Abenteuer
Das Rad wird dabei nicht neu erfunden. Der Genossenschaftsgedanke ist nicht neu und auch die Kirche ist nicht erst jetzt auf den Geschmack gekommen. In der Stadt Luzern gibt es seit 23 Jahren eine Kirchliche Wohnbaugenossenschaft, die mit Erfolg arbeitet. Es ist also kein totales Abenteuer, auf das sich die Landeskirche einlässt. Markus Ursprung, Präsident der Geschäftsprüfungskommission formuliert es griffig: «Wenn die Wohnbaugenossenschaft eine Banane wäre, so wäre sie noch sehr grün, denn der Prozess ist erst angelaufen und wird weiterhin intensiv betreut.» Und Luc Humbel ergänzt: «Die Synode hat heute die Aufgabe der Geburtshilfe». Diese Hilfe hat sie eindeutig geleistet. Der nächste Schritt ist laut Infoflyer die Gründung der Kirchlichen Wohnbaugenossenschaft mit dem Leitsatz «Faires Wohnen» im Januar 2015. Ein Thema, das weiter mit Spannung verfolgt wird. Anne Burgmer

Themen Aargau Soziales
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