19.02.2019

Aargauer Landeskirchen an der Hochzeitsmesse Lenzburg

Von Anne Burgmer

  • Zum sechsten Mal fand in Lenzburg im Müllerhaus die Hochzeitsexpo statt. Was 2014 klein begann, bietet mittlerweile einen breiten Überblick verschiedener Anbieter im Kontext der Hochzeitsfeier.
  • Seit 2015 sind auch die Aargauer Landeskirchen mit einem ökumenischen Infostand unter dem Motto «Kirchlich heiraten, himmlisch schön» vertreten.
  • Im Interview (siehe Zusatzbeitrag) erzählt Peter Michalik, Erwachsenenbildner von Bildung und Propstei, von seinen Erfahrungen an der Hochzeitsexpo.

 

Draussen weiss- und rosafarbene Ballons, zu Herzen arrangiert, ein roter Ferrari mit Blumenbouquet auf der Haube, langstielige Rosen am Gitter des Treppenaufgangs zum Müllerhaus. Im Inneren des ansprechenden alten Gebäudes findet sich vom Keller bis in den ersten Stock alles, was sich heiratswillige Paare rund um die Hochzeit erträumen können. In Lenzburg ist Hochzeitsexpo.

Hochstehend, aber herzlich

«2014 hat Herr Frey die Hochzeitsmesse in Lenzburg ins Leben gerufen. Damals nur mit wenigen Ausstellern, so dass im Keller eine Hochzeitsmodenschau stattfinden konnte», erinnert sich Evelin Amsler, Inhaberin des Bastel-Huus in Aarau und Mitorganisatorin der Hochzeitsexpo. Neben ihr steht besagter Gründer Roland Frey, der in Sachen Schmuck, genauer Partnerringe, an der Hochzeitsmesse vertreten ist: «Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir ein hochstehendes und überregionales Angebot bieten wollen. Unter den Ausstellern ist die Hochzeitsexpo mittlerweile so beliebt, dass sie uns langfristig in ihren Terminkalender einplanen». Evelin Amsler betont, es sei ihnen wichtig, dass die Messe auch bodenständig und herzlich wahrgenommen werde: «Die Menschen können hier mit den Ausstellern in Ruhe sprechen. Der direkte Kontakt und das Gespräch haben Priorität».

Kirchliche Trauung als Ausnahme

Von überall aus der Schweiz kommen die Besucher und flanieren durch die Räume. So auch das zukünftige Ehepaar Stucki. Im Keller lassen sie sich von einer Cateringfirma zeigen, was möglich ist; appetitliche Obstspiesse, Kleingebäck und Währschaftes sprechen die Sinne an. Herr und Frau Stucki werden ihre Hochzeit im Oktober feiern. Sie leben im Kanton Zürich, doch Frau Stucki stammt aus dem Aargau – geheiratet wird dort. Sie lassen sich durch die Räume treiben und gelangen auch an den Stand der Aargauer Landeskirchen.

Dort geht es – so erklärt Frank Worbs, Leiter Kommunikation der Reformierten Landeskirche – weniger um Beratung und «Vertragsabschlüsse», als darum, überhaupt präsent zu sein. «Junge Paare kommen oftmals nicht einmal mehr auf die Idee, dass es eine Möglichkeit wäre, kirchlich zu heiraten. Da nehmen wir sehr deutlich einen Traditionsabbruch wahr», meint Frank Worbs. Das zukünftige Ehepaar Stucki ist da vielleicht eine Ausnahme: «Wir sind katholisch, und dass wir kirchlich heiraten, stand nie zur Diskussion», sagt er, denn Ehe und Eheschliessung seien mehr als ein Verwaltungsakt. Gerne nimmt das Paar die Broschüre der Landeskirchen «Kirchlich heiraten – himmlisch schön» entgegen und unterhält sich kurz mit Beat Niederberger, Seelsorger und Pastoralraumleiter des Pastoralraumes Region Aarau.

Die Kirche bringt sich in Spiel

Der katholische Seelsorger Beat Niederberger hat für seine Pfarrgemeinde Heilige Familie Schöftland eine Trauvollmacht und lange Erfahrung mit dem Thema. Darauf angesprochen, dass sich das Eheverständnis in der reformierten Kirche einerseits von der katholischen und auch christkatholischen Auffassung der Ehe unterscheidet, entspinnt sich am Landeskirchenstand eine angeregte Diskussion zwischen Frank Worbs, Beat Niederberger und der Pfarrerin Esther Graf. «Die Paare, die zu mir kommen, wissen, worum es geht. Doch die Trauungen mit kirchlichem Bezug nehmen grundsätzlich ab», sagt Beat Niederberger.

Die Fragen, da sind sich die drei Kirchenleute einig, stellten sich weniger im Bereich des verschiedenen Eheverständnis‘, als bei anderen Themen. Welche Sprache sprechen die Kirchen beispielsweise mit den Menschen? Frank Worbs weiss, dass Trauungen gelegentlich noch in liturgischen Formeln in einer heute unverständlichen Sprache gestaltet werden. Das müsse sich ändern. Mit der Broschüre «Kirchlich heiraten – Himmlisch schön» und ihrer Präsenz an der Hochzeitsexpo gehen die Landeskirchen einen Schritt auf diesem Weg und zeigen, dass die Kirchen etwas zeitgemässes anzubieten haben zu den Themen des Lebens. Ganz neu, seit Januar, bringen sich die Kirchen auch zum Thema Geburt und Taufe ins Spiel. Den bekannten Mamapaketen, die während der Schwangerschaft im Kanton verschickt werden, liegt eine entsprechende Broschüre der Landeskirchen bei.

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