23.01.2023

Zeichnungen und Gedichte über Tod und Sterben
Mit Karikaturen übers Sterben schmunzeln

Von Johanna Moser

  • Vor seinem Tod schuf der Solothurner Zeichner Jürg Parli 99 Karikaturen zum Thema Sterben.
  • Mit Texten des Seelsorgers und Lyrikers Thomas Jenelten entstand das humorvolle und tröstliche Werk «Finissage».
  • Das Buch kann bezogen werden unter drucksachenshop.so.chkdlv@sk.so.ch, unter der Telefonnummer 032 627 22 22 oder im Buchhandel.


Etwas über ein Jahr ist es her, dass der Zeichner Jürg Parli im Alter von 83 Jahren verstarb. Der in Solothurn wohnhafte gebürtige Bündner, den viele unter seinem Künstlernamen «JüPa» kannten, arbeitete viele Jahre als Zeichnungslehrer an der Kantonsschule Solothurn und arbeitete als Karikaturist für diverse Zeitungen und Zeitschriften.

JüPa’s Zeichnungen waren geprägt von einem subtilen, schalkhaften Humor und strahlten oft Heiterkeit und Unbeschwertheit aus. Auch in seinem Heimatkanton Graubünden war Parli eine Grösse. Nicht zuletzt stammen von JüPa aber auch die Zeichnungen auf einer Wandfassade in Sichtweite des Solothurner Bahnhofs.

Nicht ganz hundert


Anstelle einer traditionellen Abdankung hatte sich JüPa eine «Finissage» gewünscht, an welcher von ihm gefertigte Zeichnungen zum Thema Sterben und Tod ausgestellt werden sollten. Lange bevor Parli krank wurde, hatte er begonnen, die skizzenhaften Illustrationen zu zeichnen und in einer kleinen Schachtel aufzubewahren. Als er starb, befanden sich in der Schachtel genau 99 Zeichnungen. Auf für JüPa typische humoristische Weise setzen sie sich mit einer eigentlich ernsten und schwer zu begreifenden Thematik auseinander. Parlis Wunsch entsprechend, wurde einige Tage nach seinem Tod im November 2021 eine Finissage veranstaltet, an welcher die 99 Bilder aus JüPa’s Schachtel zu sehen waren.

Seelsorger, Lyriker und Freund


Thomas Jenelten ist Theologe, war lange Zeit Gemeindeleiter in Peter und Paul Aarau und ist mittlerweile Heimseelsorger im Regionalen Pflegezentrum Baden. | © Werner Rolli
Geleitet wurde die Finissage von Thomas Jenelten, einem guten Freund Parlis. Die beiden verband ihre künstlerische Tätigkeit. Der Walliser Theologe arbeitet als Seelsorger am Regionalen Pflegezentrum Baden und ist Polizeiseelsorger. Als Autor verfasst er lyrische Texte. 

Kennengelernt hatten sich JüPa und Jenelten bei einem gemeinsamen Abendessen im Hause Parli, zu welchem eine gemeinsame Bekannte Jenelten mitgenommen hatte. Schnell kam man ins Gespräch und verstand sich auf Anhieb ausgezeichnet. Es entwickelte sich eine Freundschaft und in deren Rahmen viele vertrauensvolle Gespräche. Eines Tages zeigte Parli, damals noch gesund, Jenelten die Schachtel mit seiner Bildersammlung zum Thema Sterben und Tod. Er fragte ihn, ob er Parlis Abdankung in Form einer Finissage leiten würde, wozu sich Jenelten umgehend bereit erklärte.

«JüPa hätte sich gefreut»


Durchgeführt wurde die Finissage in einem Saal, in dem die verschiedenen Zeichnungen an einer Schnur befestigt wurden. Die Ausstellung war so konstruiert, dass den Besucherinnen und Besuchern die Sujets der Bilder zunächst verborgen blieben. Erst nachdem die Finissage durch das Durchschneiden eines Bandes eröffnet worden war, konnten die Gäste die 99 Zeichnungen Parlis betrachten.

Jeneltens anfängliche Sorge darüber, wie die Finissage beim Publikum ankommen würde, erwies sich als unbegründet: Sie war ein voller Erfolg. Das Publikum liess sich auf Parlis aussergewöhnliche Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben und Tod ein. Die Besucherinnen und Besucher nahmen sich viel Zeit, die Zeichnungen anzuschauen und tauschten rege aus. «JüPa hätte sich darüber gefreut», sagt Jenelten, «es war das, was er gewollt hatte».

Das Buch nimmt dem Thema die Schwere

Es entstand der Entschluss, das Projekt der Finissage weiterzuführen. So ist nun ein Jahr nach JüPa`s Tod ein Buch mit dem Titel «Finissage» erschienen, welches das Format der Zeichnungen aufnimmt und sie in gedruckter Form abbildet. Ergänzt werden die Bilder durch von Jenelten verfasste Begleittexte, in denen er den Inhalt der Bilder aufgreift. Beim Schreiben orientierte er sich an der spielerischen japanischen Gedichtform des Tankas. Sie passt zu JüPa’s Zeichnungen, da sie auch etwas Skizzenhaftes hat. Das Buch kann, so meint Jenelten, zu Gesprächen über Sterben und Tod anregen; ein Thema, über das in unserer Gesellschaft oft nicht gerne gesprochen wird. Für Jenelten, in dessen Alltag als Seelsorger das Thema Sterben und Tod allgegenwärtig ist, hat das Buch etwas Tröstliches. «Es nimmt einem ernsten Thema ein wenig die Schwere.»

 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.