27.10.2022

Vom 5.-13. November feiert die Schweiz wieder die Woche der Religionen
Miteinander statt übereinander sprechen

Von Katja Joho/Iras Cotis, chb

  • Immer in der ersten Novemberwoche wird in der ganzen Schweiz die Woche der Religionen begangen.
  • Sie bietet jedes Jahr eine reiche Plattform des interreligiösen Dialogs und der kulturellen Begegnung.
  • Auch dieses Jahr wird vom 5.-13. November wieder viel Raum für religiöse Entdeckungen geschaffen.

Slam-Poeten und Pfarrerinnen im Wortstreit oder koscher kochen mit dem Rabbi; ein Themenabend zur postkolonialen Bibel oder ein Besuch bei den Gottheiten in einem tibetisch-buddhistischen Tempel: Die Woche der Religionen, vom 5.-13. November, ermöglicht überraschende Begegnungen. Teams aus der ganzen Schweiz mit Mitwirkenden aus zehn Religionen stehen hinter dem Programm und laden an über 100 Veranstaltungen zum Austausch ein, damit Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Lebenswelten miteinander sprechen statt übereinander. Auch der Kanton Aargau beteiligt sich mit diversen Angeboten an dieser interreligiösen Aktion.

Eine Woche, die bewegt

Die Woche der Religionen bewegt. So führt eine interreligiöse Zugfahrt durch den Kanton Graubünden, und vom Glauben bewegte Lebenswege und -orte können in Baden entdeckt werden. Tanz, Wort, Gesang und Gespräch bewegen die «Nacht der Religionen» in Bern, die spielerisch unter dem Motto «Play and Pray» steht. Wie stelle ich mir den Himmel vor und wie wird er von den Religionen beschrieben? Dieser Frage nähern sich Religionsgemeinschaften auf dem Flugplatz Grenchen an.

Das Programm lädt auch zum Innehalten und Feiern ein, etwa bei einer Hindugemeinschaft in Winterthur, wo die Besucher bei einer Tempelführung gelebte Spiritualität erfahren und die reiche Symbolwelt kennenlernen. Beim Sitzen in Stille in Solothurn stehen der Schatz der christlichen Mystik und die Zen-Tradition des Buddhismus miteinander im Dialog. Eine kultische Feier zu Ehren der Schwarzen Sara in Sirnach ermöglicht die Begegnung mit der Umbandareligion, deren Mitglieder sich neu beim Interreligiösen Arbeitskreis im Kanton Thurgau engagieren. Und in Genf lädt die Interreligiöse Plattform anlässlich ihres Jubiläums zu einem Tag der Feier von Religion und Spiritualität ein.

Gemeinsam feiern, lachen, essen

Hinduistische Opferzeremonie vor dem Hintergrund der Schweizer Berge. | Foto: Claudia Caprez

Angesichts der aktuellen Weltpolitik ist der Friede ein besonderes Anliegen. Verschiedene Friedensfeiern und -gebete sind geplant, unter anderem im Flüeli-Ranft, in Luzern, Lausanne, Olten und Zürich. Weitere Gesprächsrunden und Vorträge widmen sich der Rolle der Kunst in der islamischen Spiritualität, der Ökologie, der Dreifaltigkeit, der postkolonialen Bibel und vielem mehr.

In Basel steht die Woche der Religionen in diesem Jahr unter dem Thema Religion und Humor und so messen sich Slam-Poeten und Pfarrerinnen in geistreichen Wortbeiträgen; das Publikum kann per Applaus abstimmen. In Nidwalden ergründen die Veranstaltungen den Themenbereich Schuld und Versöhnung, unter anderem mit einer gemischtreligiösen Podiumsdiskussion unter dem Titel «Du bist schuld!».

Essen verbindet Menschen und so kommen an der Woche der Religionen gleichsam Theorie und Praxis auf den Tisch, beim koscheren Kochen mit einem Rabbiner in Zürich oder bei einer kulinarischen Reise durch die Köstlichkeiten der Weltreligionen in Luzern. Eine farbenfrohe Tradition mit allen Sinnen erfahren können die Besucher des neuen tibetisch-buddhistischen Tempels in Luzern und bei der tamilischen Hindugemeinschaft in Zug. Auch verschiedene Moscheen und die Bahá’i-Gemeinschaft laden zum Kennenlernen ein.

Tragfähige Partnerschaften bauen

Die Woche der Religionen ist breit abgestützt. Rund 20 regionale Teams mit Mitwirkenden aus zehn verschiedenen Religionen stehen hinter dem Programm. Mit ihren Angeboten schaffen sie den Rahmen, damit Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Lebenswelten miteinander statt übereinander sprechen. Gemeinsam organisieren sie ein buntes Programm und treten als starke Partner auf. Die Vorbereitungen in gemischtreligiösen Teams verbinden, stärken alle Partner und haben Modellcharakter. Sie dienen so dem Kerngedanken der Woche der Religionen: Begegnung und gemeinsame Erlebnisse schaffen gegenseitigen Respekt und tragfähige Partnerschaften – für ein friedliches Zusammenleben in der Schweiz.

Ein Projekt von Iras Cotis

Die «Woche der Religionen» findet jedes Jahr in der ersten Novemberwoche statt. Die Veranstaltungsreihe ist als Plattform des interreligiösen Dialogs und der kulturellen Begegnung in der Schweiz fest verwurzelt. Urheberin und Koordinatorin der Woche der Religionen ist die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft der Schweiz Iras Cotis. Sie trifft die Vorbereitungen so, dass der Veranstaltungszyklus im Sinne der beteiligten Gemeinschaften realisiert werden kann.

Die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz Iras Cotis ist ein nationales Netzwerk und bezweckt, den Austausch, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund zu fördern, Vorurteile und Ängste abzubauen und so zum sozialen Zusammenhalt in der Schweiz beizutragen. Diese Zielsetzung erreicht die Arbeitsgemeinschaft durch interreligiöse Projekte in den Bereichen Bildung, Begegnung und Vernetzung.

Iras Cotis ist vor 30 Jahren als Verein gegründet worden, die Mitglieder rekrutieren sich aus rund 80 Religionsgemeinschaften und Organisationen, die sich für den interreligiösen Dialog engagieren – u.a. aus den Gemeinschaften der Aleviten, Bahá’i, Buddhisten, Christen, Hindus, Juden, Muslime und Sikhs.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.