20.06.2019

Sichere Wege statt Wüste und Wellen

Von Marie-Christine Andres Schürch

  • Diesen Samstag, 22. Juni, findet in Baden der kantonale Flüchtlingstag zum Thema «Sichere Fluchtwege» statt.
  • Zwischen 11 und 16 Uhr erwartet die Besucherinnen und Besucher ein buntes Programm mit einem interaktiven Fluchtweg, Spielen, Infos, viel Musik und offiziellen Ansprachen von Kantonsvertretern und den Geflüchteten selber.

 

Am kommenden Samstagnachmittag erwartet die Flanierenden auf der Badener Badstrasse heisser Sand und die kühlen Wellen des Mittelmeers. Und dazu die Schilderungen von Menschen, die von ihrem gefährlichen Weg durch die Wüste, über das Meer oder den Balkan bis in die Schweiz erzählen. Der kantonale Flüchtlingstag in Baden zeigt die Stationen einer Flucht und lässt die Geflüchteten selbst zu Wort kommen. «Denn es macht einen grossen Unterschied, wenn man dem Schicksal ein Gesicht gibt, und jemand seine eigene Fluchtgeschichte erzählt», sagt Patrizia Bertschi vom Verein Netzwerk Asyl Aargau.

Sichere Fluchtwege jetzt!

Die Aargauer Landeskirchen, die kirchlichen Hilfswerke Heks und Caritas, der Verein Netzwerk Asyl Aargau und lokale Partnerorganisationen engagieren sich am kantonalen Flüchtlingstag gemeinsam für die Anliegen von Flüchtlingen, ihre Situation und ihre Integration in unserem Land. Im Zentrum des Anlasses in Baden steht das Thema «Sichere Fluchtwege». «Wir zeigen auf, dass es sichere Fluchtwege gäbe», sagt Patrizia Bertschi. Die Möglichkeiten, Fluchtwege sicherer zu machen, sind die Resettlement-Programme, die Familienzusammenführung und die humanitären Visa.

Resettlement-Programm

Im Rahmen eines Resettlement-Programms können besonders schutzbedürftige Flüchtlinge von einem Erstzufluchtsstaat in einen sogenannten Resettlement-Staat weiterreisen und sich dort dauerhaft niederlassen. Von den mehr als 22 Millionen weltweit registrierten Flüchtlingen werden heute weniger als 1 Prozent neu angesiedelt. Die Caritas Aargau informiert am Flüchtlingstag in Baden über das Resettlement Programm.

Familienzusammenführung und humanitäre Visa

Daneben existiert die Familienzusammenführung: Wer in der Schweiz als anerkannter Flüchtling Schutz findet, darf seine Nächsten zu sich holen. Vorläufig Aufgenommene müssen drei Jahre warten, ehe ihre Familie in die Schweiz nachkommen darf. Sie müssen dabei finanzielle Anforderungen erfüllen. Die dritte Möglichkeit, die lebensgefährliche Fahrt übers Meer zu verhindern, stellen die humanitären Visa dar. Diese müssen persönlich bei einer Schweizer Auslandvertretung beantragt werden und sollen es Schutzsuchenden ermöglichen, legal in die Schweiz einzureisen und hier ein Asylgesuch zu stellen. Flüchtlingsorganisationen setzen sich dafür ein, dass diese bereits bestehenden Möglichkeiten besser genutzt werden, um die Fluchtwege sicherer zu machen.

Flüchtlingsthema nicht mehr aktuell?

In den vergangenen Monaten ist die weltweite Flüchtlingskrise medial in den Hintergrund getreten. Auch weil im Moment weniger Flüchtende in die Schweiz gelangen, steht das Thema nicht mehr zuoberst auf der politischen Agenda. Unter anderem deshalb findet der kantonale Flüchtlingstag dieses Jahr zum vorläufig letzten Mal statt. Doch Patrizia Bertschi betont, dass der Verein Netzwerk Asyl auch im kommenden Jahr einen Anlass in Baden auf die Beine stellen wird. Sie erklärt: «Es kommen zwar weniger Menschen zu uns, aber das nur, weil sie in Libyen in Lagern oder in der Wüste zurückgehalten werden.»

Freude als Motor

Die Beschäftigung mit dem Thema Flucht und die Begegnung mit geflüchteten Menschen bleiben aktuell also und wichtig. Der Flüchtlingstag in Baden soll ein farbig-frohes Fest für alle sein. Patrizia Bertschi: «Ohne Freude und Begeisterung – und ohne das Engagement der Zivilgesellschaft – geht es nicht.»

 

Kantonaler Flüchtlingstag 2019

Nach dem Flüchtlingssonntag der Kirchen vom 16. Juni findet diesen Samstag, 22. Juni, der kantonale Anlass in Baden statt. 11 bis 16 Uhr, Bahnhofplatz Baden, mit Musik, Essen, Infostände und Kinderprogramm. Um 12 Uhr ist die offizielle Begrüssung mit geflüchteten Menschen, Stadträtin Regula Dell’ Anno-Doppler, dem reformierten Kirchenratspräsidenten Christoph Weber-Berg und dem Weltchor Baden.   fluechtlingstage-aargau.ch

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