26.07.2022

Tag 8 im Pilgerbericht der Juseso Fricktal

Von Simon Hohler

Wir konnten heute etwas ausschlafen, denn das Frühstück wurde uns erst um 9 Uhr in einer Bar neben unserer Herberge serviert, und das Schiff, mit dem wir die spirituelle Route fortsetzten, fuhr erst um 10.30 Uhr aus dem Hafen aus. Aber dann ging’s los. Zusammen mit zahlreichen anderen Pilgern begaben wir uns an diesem Feiertag, Santiago Apóstol, auf den letzten Wegabschnitt der spirituellen Route und zugleich auf die letzte Etappe unseres Caminos. Mittelalterliche Texte berichten, dass die sterblichen Überreste des Apostel Jakobus mit einem Schiff auf genau dieser Route nach Padrón gebracht wurden. Die Zeit auf dem Wasser war nicht nur eine schöne Abwechslung für uns, sondern dank der ausführlichen Erläuterungen des Bootsmannes auch äußerst informativ.

Am Ufer kann man 17 Holzkreuze entdecken, die im Gedenken an die letzte Seereise des Apostels aufgestellt wurden. Für grosse Aufregung und Freude sorgte die Sichtung eines Delphins, der für kurze Zeit hinter dem Boot herschwamm. Nach der gut zweistündigen Bootsfahrt erwartete uns unser Chauffeur, um uns ein weiteres Stück in Richtung Santiago zu bringen, denn die ganze Strecke von 25 Kilometern wäre schlicht unmöglich gewesen. Zu sehr spürten wir die langen Etappen der Vortage in den Knochen. So beschlossen wir, die Etappe nach Santiago etwas abzukürzen, um dann die letzten noch anstehenden 13 Kilometer nach Santiago zu pilgern.

Gegen 16.30 Uhr erreichten wir den Vorplatz der Kathedrale. Nach acht Tagen hatten wir das Ziel erreicht. Erleichtert und überglücklich verweilten wir dort für einige Zeit, denn diesen Moment galt es für jede und jeden Einzelnen zu geniessen. In der Stadt herrschte Hochbetrieb. Mehr als 5700 Pilger erreichten über Sonntag und Montag den Ort. Bis weit in den Abend wurde auf den Plätzen der Stadt anlässlich des Feiertages gesungen, musiziert und gefeiert. Erst um Mitternacht beendeten wir den eindrucksvollen Tag in der Unterkunft.