07.11.2022

Verleihung des achten Aargauer Sozialpreises
«Wichtig für das Gelingen unserer Demokratie»

Von Vera Rüttimann

  • Die Fachstelle für Freiwilligenarbeit Benevol und die Aargauer Landeskirchen vergeben seit 2004 den Sozialpreis an ehrenamtlich geführte, gemeinnützige Projekte.
  • Der Sozialpreis 2022 geht an das Theater Gaga, Psy4Asyl und das Sprachmobil.
  • Die drei Freiwilligen-Projekte wurden am 20. Oktober 2022 im Bullingerhaus in Aarau geehrt.

Die Freiwilligenarbeit ist unerlässlich für unser soziales Zusammenleben. Sie ist zudem wichtig für das Funktionieren unserer Demokratie. Davon ist Carmen Frei, die als Moderatorin durch die Preisverleihung führte, überzeugt. Vier von zehn Menschen übernehmen in der Schweiz unentgeltliche Engagements. «Dennoch stehen Freiwillige selten im Rampenlicht», weiss nicht nur die Moderatorin. Sie konnte Vertreterinnen und Vertreter der Christkatholischen, der Evangelisch-reformierten und der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau begrüssen.

Sozialpreis

Der im Jahr 2004 erstmals vergebene Sozialpreis honoriert Freiwilligenarbeit im Kanton Aargau. Wie bereits vor zwei Jahren, wurden auch dieses Mal 26 Projekte eingereicht. Sie zeigen: Freiwilliges soziales Engagement ist im Aargau weit verbreitet und vielfältig. So war es für die sechsköpfige Jury aus Vertretungen der Landeskirchen, der Freiwilligenfachstelle benevol Aargau, dem Frauenhaus Aargau-Solothurn und Pro Senectute Aargau keine einfache Aufgabe, aus der Fülle der Bewerbungen drei Siegerprojekte zu küren. Das Fazit der Jury machte zwei Drittel der Bewertung aus. Das zusätzliche Drittel resultierte aus dem öffentlichen Online-Voting, bei dem über 3000 Stimmen abgegeben wurden. www.sozialpreis-ag.ch / www.benevol-aargau.ch

Der Aargauer Sozialpreis 2022 wird von benevol Aargau, der Fachstelle für Freiwilligenarbeit sowie der Christkatholischen, der Evangelisch-reformierten und der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau organisiert.

«So viel Kreativität und Engagement!»

Das Grusswort sprach die Aargauer Grossratspräsidentin Elisabeth Burgener. Sie zitierte Martin Luther King mit den Worten: «Die zentrale Frage im Leben ist: Was tust du für andere?» Eine Frage, die beim Ausbruch des Krieges in der Ukraine plötzlich ganz konkret geworden sei. Dann sei Unglaubliches passiert: «Eine riesige Hilfsbereitschaft war von Beginn an da. Vieles musste für die Geflüchteten aufgebaut werden. Man hat hier jedoch schnell auf eine Grundinfrastruktur zugreifen können, die getragen war und von vielen engagierten Einzelpersonen und Gruppen aus der Zivilgesellschaft.» Das sei ein gutes Beispiel für viele Menschen, die bei uns Freiwilligenarbeit leisten.

Aus 26 eingereichten Projekten hat zuerst die Bevölkerung via Online-Voting und danach die Sozialpreis-Jury die drei Gewinner des diesjährigen «Aargauer Sozialpreis 2022» erkoren. Elisabeth Burgener bekannte: «Ich habe die Jury nicht beneidet. So viel Engagement und Kreativität!»

Theater für die Seele

Der mit 7000 Franken dotierte erste Platz ging an das das Theater Gaga. In diesem Ensemble engagieren sich sowohl psychisch Kranke wie auch gesunde Menschen. Jeannine Theiler, Initiantin und Vereinspräsidentin des Theaters, sagte bei der Präsentation: «Die Ressourcen von behinderten Menschen sollen hier gefördert werden. Es wird ihnen die Möglichkeit gegeben, gemeinsam mit andern auf ein Projekt hinzuarbeiten.»

In diesem Theaterprojekt sollen ihre sozialen Kompetenzen gestärkt werden. «Beim Theaterspielen muss man aufeinander eingehen und miteinander unterwegs sein.» Das Preisgeld wird wohl dazu beitragen, dass die nächsten Aufführungen im Juni 2023 über die Bühne gehen können.

Der Verein Psy4Asyl wurde für sein Engagement für die psychologische Betreuung von Geflüchteten ausgezeichnet. | Foto: Vera Rüttimann

Psy4Asyl

Der mit 5000 Franken dotierte zweite Platz ging an das Projekt Psy4Asyl. Im Fokus der ehrenamtlich arbeitenden Fachleute aus dem psychosozialen Bereich steht die psychische Gesundheit von Geflüchteten. «Viele, die migrieren, bringen psychische Traumatas mit sich. Fachlich geschulte Leute des Vereins kümmern sich um sie», sagte Beat Maurer, Sozialdiakon in der Kirchgemeinde Zofingen. Psy4Asyl berate beispielsweise Leute, die Geflüchtete aus der Ukraine bei sich aufnehmen.

Der Verein Sprachmobil ist mit seinem Gefährt dort unterwegs, wo Leute Deutsch lernen wollen. | Foto: Vera Rüttimann

Mobiler Sprachkurs

Jeannette Häsler Daffré, Kommunikationsverantwortliche der Römisch-Katholischen Landeskirche Aargau, stellte den mit 3000 Franken dotierten dritten Platz vor, das «Sprachmobil». Initiiert wurde das Projekt von Billy Meyer. Die Grundidee dahinter: Flüchtlinge, die keine Zeit und kein Geld haben, in der Stadt einen Sprachkurs zu besuchen, sollen auf dem Land aufgesucht werden.

Seit 2018 ist das Sprachmobil unterwegs. «Einmal pro Woche steht es in verschiedenen Wohnheimen, vor Kirchen oder Schulen. So, wie der Migroswagen früher», erklärt Jeannette Häsler Daffré. Finanziert werde es durch private Spenden und Gönner aus der Wirtschaft. Das Gefährt hat grosse Fenster und im Innern befinden sich acht Stühle, die Schulatmosphäre vermitteln. 5000 Besuchende seien im Sprachmobil schon begrüsst worden.

Aktiv für eine gute Sache

Neben den Hauptpreisen wurden Anerkennungspreis von je 1500 Franken ausgesprochen. Der eine ging an den Verein Discuss-it, der die politische Teilhabe junger Menschen stärkt. Der andere ging an den Kindertreff «OpenHouse» in Suhr.

Carmen Frei, die selbst ehrenamtlich tätig ist, brachte die Grundstimmung bei vielen so auf den Punkt: «Es ist ein unvergleichlich wertvolles Geschenk, zusammen mit Freiwilligen für eine gute Sache aktiv zu sein. Der Lohn, den ich dafür bekomme, der ist für mich unbezahlbar.»

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