21.01.2021

In der Pandemie setzen sich Video-Gottesdienste mehr und mehr durch
«Wir wollen religiösen Mehrwert bieten»

Von Andreas C. Müller

  • Vielerorts wurden Gottesdienste zu Weihnachten übers Internet übertragen. Bei Bischof Felix Gmür schalteten sich 700 Personen zu, die Horizonte-Gottesdienstübertragungen wurden je von gegen 400 Gläubigen zuhause mitverfolgt.
  • Um die 5000 Zuschauer verfolgten auf Tele M1 die Fernsehgottesdienste, welche die Reformierte Kirche Aargau zusammen mit der Stadtpfarrei Peter und Paul Aarau produzieren liess.
  • Die Römisch-Katholische Landeskirche im Aargau beteiligte sich nicht mehr am ökumenischen Projekt.
Frank Worbs, Mediensprecher der Reformierten Landeskirche Aargau. | zvg

Über die Weihnachtsfeiertage hat die reformierte Landeskirche in Zusammenarbeit mit den Christkatholiken und der Pfarrei Peter und Paul vier Gottesdienste aufgezeichnet. Obschon man mehr Geld investiert hat und im Gegensatz zur Situation im ersten Lockdown parallel lokale Gottesdienste abgehalten werden durften, ziehen Frank Worbs und Jürg Hochuli, die Verantwortlichen bei der Reformierten Kirche im Aargau, ein positives Fazit.

Die Katholische Landeskirche im Aargau machte nicht mit

«Genial, was man an Text und Musik in 30 Minuten unterbringt», sagt Jürg Hochuli und bekennt: «Ich bin kein Freund von Endlosgottesdiensten.» Rückmeldungen hätten gezeigt, dass die Aufzeichnungen bei den Menschen durchaus etwas ausgelöst haben und dankbar angenommen wurden. Man sei kreativer geworden, und die Personen vor der Kamera hätten die Situation besser gestalten können, sagt Frank Worbs.

Luc Humbel, Kirchenratspräsident der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau. | Foto: Andreas C. Müller

Bereits während des ersten Lockdowns habe man – damals noch zusammen mit der katholischen Schwesterkirche, Gottesdienste fürs Fernsehpublikum aufzeichnen lassen. Die Römisch-Katholische Kirche im Aargau wollte jedoch nicht erneut mitmachen. Kirchenratspräsident Luc Humbel erklärt: «Wir hatten nach der Auswertung der Erfahrungen beim ersten Lockdown den Eindruck, dass weniger Angebote, dafür qualitativ gute im Vordergrund stehen sollten.» Überzeugt hätten den Kirchenrat die Angebote des Bistums (Anmerkung der Redaktion: «Live verbunden» ab Bistumswebseite). Weiter sei zu beachten, dass über Weihnachten und auch weiterhin Gottesdienstbesuche möglich gewesen seien und sind.

Die Stadtpfarrei Aarau sprang in die Bresche

Da den Reformierten eine ökumenische Zusammenarbeit ein grosses Anliegen war, bezeichnet Frank Worbs nach Absage der katholischen Schwesterkirche die Zusammenarbeit mit der katholischen Stadtpfarrei Peter und Paul in Aarau als grossen Glücksfall. Diese habe auch die Produktionskosten mitgetragen. «Ohne diese Partnerschaft hätten wir nur zwei anstelle von vier Gottesdiensten übertragen können», so Frank Worbs.

Der Gemeindeleiter und Diakon der Römisch-Katholischen Pfarrei Aarau, Burghard Förster. | © Werner Rolli

Man habe seit dem Lockdown im Frühjahr immer wieder Möglichkeiten als Ersatz oder Ergänzung zum liturgischen Angebot diskutiert und umgesetzt, erklärt der Aarauer Gemeindeleiter Burghard Förster. Allein mit WhatsApp-Besinnungen erreiche man mittlerweile 300 Personen. «Ökumenische Gottesdienste haben zudem in Aarau eine grosse Tradition und werden geschätzt. So sind wir denn auch auf die Anfrage der Reformierten gern eingestiegen.» Und er habe nur positive Rückmeldungen auf dieses Engagement erhalten, so Burghard Förster weiter: «Unsere Pfarreimitglieder freuten sich, ihre Kirche und die Seelsorgenden auf diese Art und Weise zu erleben.»

Reformierte bleiben dran, Katholiken zurückhaltend

Bei den Aargauer Reformierten ist man vom digitalen Gottesdienstangebot überzeugt und verhandelt bereits mit den reformierten Kantonalkirchen in Bern und Zürich über eine künftige Zusammenarbeit. Das Angebot soll dauerhaft etabliert werden.

Die Katholiken sind diesbezüglich zurückhaltender. Aarau zieht am ehesten einen Livestream bei einem Festgottesdienst in Betracht: «Für ältere Menschen und Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheimen», so Burghard Förster. «Grundsätzlich wollen wir aber gerne und lieber mit den Menschen vor Ort feiern», meint der Gemeindeleiter. Eine Ansicht, die auch Luc Humbel von der Katholischen Landeskirche Aargau teilt. Gegenüber Horizonte sagt er: «Communio findet bevorzugt real statt. Virtuell ist das schwierig.»

«Heutzutage sind Bilder Pflicht»

Für die Reformierten indes ist klar: Einfach nur Gottesdienste abfilmen bringt es nicht. «Wir wollen religiösen Mehrwert bieten», so Frank Worbs. Wir wollen unterhaltend, sinnstiftend, vertiefend und emotional ansprechend die christliche Botschaft verkünden.» Man habe gelernt, dass man in der modernen Zeit mit Bildern und bewegten Bildern arbeiten müsse. Das werde man auch bei der Neugestaltung der Webseite berücksichtigen.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Abonnieren Sie unseren Newsletter. Er erscheint alternierend zur Printausgabe alle zwei Wochen – immer mit den aktuellsten Horizonte-Geschichten und oftmals spannenden Verlosungen.