28.02.2022

Kirchenpflegewahlen 2022 – vielleicht auch eine Aufgabe für Sie?
«Nur ‹e Tummi ha›, das reicht nicht»

Von Christian Breitschmid

  • Im Vorfeld der kirchenberhördlichen Gesamterneuerungswahlen im Herbst 2022 wirbt Horizonte in loser Folge für das Engagement als Kirchenpfleger. Den Anfang macht Barbara Rey aus Bünzen.
  • Seit vier Jahren ist Barbara Rey in der Kirchenpflege von Bünzen. Sie wurde auf Anhieb zur Präsidentin gewählt.
  • Ein Amt, das sie mit Freude und Stolz ausübt, denn sie will etwas bewegen und nicht nur von Aussen kritisieren.

Wasserrohrbruch beim Sakristanenhaus! Was nach Horrorszenario tönt, zaubert Barbara Rey, Kirchenpflegepräsidentin von Bünzen, ein Lächeln in die Mundwinkel. Das ist nicht falsch zu verstehen. Die junge Frau ist weder schadenfreudig noch ein Adrenalinjunkie. Aber sie blüht auf, wenn ein Problem zu lösen und schnelles Handeln gefragt ist. «Das war letztes Jahr. Mein Kollege, der in der Kirchenpflege für die Liegenschaften zuständig ist, konnte nicht von der Arbeit weg. Also musste ich etwas unternehmen.» Und wie meistens, wenn Barbara Rey «etwas unternimmt», folgte ihr ihre Jungmannschaft, um zu sehen, was da läuft.

Mitmachen, um zu ändern

Vier Kinder haben Barbara und Dani Rey-Grod. Die Familie lebt zusammen mit Zwergschnauzer Idefix in einem Einfamilienhaus am Rande des Freiämter Dorfes Besenbüren. Gemeinsam mit der Nachbarsgemeinde Bünzen bildet Besenbüren die Pfarrei Bünzen. Diese gehört zum Pastoralraum Muri AG und Umgebung.

Barbara Rey hat als Hausfrau und Mutter einen ausgefüllten Tag. Hinzu kommen die Pflege des Familienpferdes, das bei einem Bauern im Dorf seinen Stall hat, und der Unterricht als Katechetin in zwei Klassen der sechsten Primarstufe. An Beschäftigung fehlt es Rey weiss Gott nicht. Warum dann noch das Engagement als Kirchenpflegerin? «Wie soll man etwas ändern, wenn man nicht mitmacht?», fragt die 41-Jährige zurück und fügt an: «Nur ‹e Tummi ha›, aber selber nichts beitragen, das geht nicht.»

Viel Schönes erfahren

Broschüre der Landeskirche

Die Römisch-Katholische Kirche im Aargau erläutert in ihrer neuen Broschüre «Eine starke Basis für eine starke Kirche» gut nachvollziehbar die verschiedenen Aufgaben einer Kirchenpflege. Die Broschüre lässt sich direkt von der Website der Landeskirche runterladen oder auch in gedruckter Form über die Mailadresse landeskirche@kathaargau.ch bestellen.

Angefragt wurde sie vor vier Jahren von einem Nachbarn. «Er sagte, sie würden jemanden suchen für die Kirchenpflege. Ich fand die Idee, da mitzumachen, noch cool. Als ich ihm das sagte, meinte er: ‹Dann kannst du gleich Präsidentin werden.› Da war ich schon ein bisschen baff.» Nachdem sie auf behördlicher Seite schon acht Jahre Erfahrung gesammelt hatte als Mitglied der Finanzkommission und auch auf pastoraler Seite als Teammitglied der Kinderfeiern aktiv war, traute sie sich den Schritt in die Kirchenpflege durchaus zu.

Trotzdem besprach sie sich erst einmal mit ihrer Familie, tauschte sich mit Bekannten aus und fragte auch noch Diakon und Pfarreiseelsorger Francesco Marra nach seiner Meinung. Das Ergebnis all dieser Gespräche ist heute eine zufriedene Kirchenpflegepräsidentin, die in den vergangenen Jahren viel gelernt und noch mehr Schönes erfahren hat: «Ja natürlich, man muss in diesem Amt schon etwas von sich geben, aber man bekommt dafür noch viel mehr zurück.»

Auch pastorale Aufgaben

In Bünzen gibt es keinen Pfarreirat. So übernimmt die Kirchenpflege auch Aufgaben, die sonst eher in den pastoralen Bereich gehören. Das führt zu einem noch engeren Austausch mit den Gemeindemitgliedern und lässt die Grenzen zwischen den zwei Seiten des dualen Systems beinahe verschwinden. «Gerade für meine Arbeit als Katechetin ist es sehr wertvoll, dass ich die staatskirchenrechtliche Seite mit ihren Möglichkeiten und Notwendigkeiten eben auch kenne», sagt Rey, die schon bald mit ihrer Ausbildung zur Katechetin Formodula beginnt.

Mit Freude erinnert sich Rey an den Erntedankgottesdienst mit Traktorensegnung im vergangenen Jahr: «Endlich durften wir wieder einen Apéro nach dem Gottesdienst ausrichten. Man hat richtig gemerkt, wie sehr das den Leuten gefehlt hat in dieser Coronazeit.» Zwölf Sitzungen pro Jahr und etwa eine Stunde Arbeit pro Woche empfindet Barbara Rey nicht als Pflicht, sondern als wohltuenden Beitrag zum guten Miteinander in der Gemeinde.


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